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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zwar ihre Frage richtig vorausgeahnt, ihre Gefühle jedoch falsch eingeschätzt. In ihrem Blick lagen Sorge und Angst, doch keine Schüchternheit, keine Verlegenheit; sie hatte die Augen eines Falken, und ich wusste, dass sie mich in Stücke reißen würde, wenn ich ihr den Wunsch verweigerte.
    »Jenny«, sagte ich bedauernd. »Ich kann es nicht.«
    »Du kannst es nicht oder du willst es nicht?«, fragte sie scharf.
    »Ich kann es nicht. In Gottes Namen, glaubst du nicht, ich hätte es längst getan, wenn es in meiner Macht läge?«
    »Vielleicht nicht, weil du mir nicht verzeihen kannst. Wenn es das ist, sage ich, dass es mir leidtut, und es ist mein Ernst, obwohl ich es nur gut gemeint habe.«
    »Du … Was?« Meine Verwirrung war aufrichtig, schien sie aber in Rage zu bringen.
    »Tu doch nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich spreche! Als du das letzte Mal zurückgekommen bist und ich dafür gesorgt habe, dass Laoghaire kam!«
    »Oh.« Ich hatte es zwar nicht vergessen, doch angesichts der Situation war es mir nicht wichtig erschienen. »Das … ist schon gut. Ich werfe es dir nicht vor. Aber warum hast du sie holen lassen?«, fragte ich teils aus Neugier, teils in der Hoffnung, ihren Emotionen ein wenig die Spitze zu nehmen. Ich hatte schon viele Menschen am Rand der Erschöpfung, des Schmerzes und des Grauens gesehen, und all dies hatte Jenny fest in seinem Griff.
    Sie machte eine abgehackte, ungeduldige Bewegung und sah aus, als wollte sie sich abwenden, doch sie tat es nicht.
    »Jamie hatte dir nicht von ihr erzählt und ihr ebenso nicht von dir. Das konnte ich zwar verstehen, aber ich wusste, dass ihm nichts anderes übrig bleiben würde, als den Stier bei den Hörnern zu packen und die Sache ins Reine zu bringen, wenn ich sie herholte.«
    »Sie hat auf ihn geschossen «, sagte ich, und auch ich wurde jetzt hitziger.
    »Nun, das Gewehr hatte sie aber nicht von mir, oder?«, fuhr sie mich an. »Ich wollte weder, dass er zu ihr sagt – ach, was auch immer er zu ihr gesagt hat -, noch, dass sie zur Pistole greift und ihm eine Kugel verpasst.«
    »Nein, aber du hast mich fortgeschickt.«
    »Warum auch nicht? Du hattest ihm doch schon einmal das Herz gebrochen, und ich dachte, du würdest es wieder tun! Und dann hattest du den Nerv, hier aufzutauchen wie das blühende Leben, während wir … während wir – nun, das, was wir durchgemacht hatten, ist auch schuld an Ians Husten!«
    »Das -«

    »Als sie ihn mitgenommen und in den Tolbooth gesteckt haben. Aber da warst du ja nicht hier! Du warst nicht hier, als wir gehungert und gefroren und um das Leben unserer Männer und Kinder gebangt haben! Du hast nichts davon mitbekommen! Du warst in Frankreich, warm und außer Gefahr!«
    »Ich war in Boston, in zweihundert Jahren, und dachte, Jamie wäre tot«, sagte ich kalt. »Und ich kann Ian nicht helfen.« Ich kämpfte darum, meine eigenen Gefühle im Griff zu behalten, die plötzlich freigesetzt worden waren, als sie die Krusten von der Vergangenheit riss, und fand Mitleid, als ich sie ansah, ihr zartes Gesicht, das von der Sorge hager und zerfurcht war, während sie die Hände so fest zusammenballte, dass ihre Nägel sie ins Fleisch bissen.
    »Jenny«, sagte ich, leiser jetzt. »Bitte glaube mir. Wenn ich irgendetwas für Ian tun könnte, würde ich meine Seele geben, um es zu tun. Doch ich beherrsche keine Magie; ich habe keine Zauberkräfte. Nur etwas Wissen, und davon viel zu wenig. Ich würde meine Seele dafür geben«, wiederholte ich noch einmal lauter und beugte mich zu ihr hinüber. »Doch ich kann es nicht, Jenny … ich kann es nicht.«
    Sie starrte mich schweigend an. Ein Schweigen, das sich unerträglich in die Länge zog, bis ich schließlich an ihr vorbeiging und auf das Haus zuhielt. Sie wandte sich nicht um, und ich blickte nicht zurück. Doch hinter mir hörte ich sie flüstern.
    »Du hast gar keine Seele.«

81
    FEGEFEUER II
    W enn sich Ian gut genug fühlte, wanderte er mit Jamie. Manchmal nur bis auf den Hof oder bis zur Scheune, wo er sich auf den Zaun stützte und sich mit Jennys Schafen unterhielt. Manchmal ging es ihm so gut, dass er meilenweit wanderte, was Jamie erstaunte – und alarmierte. Dennoch, so dachte er, war es schön, Seite an Seite über das Moor und durch den Wald und am See entlangzuwandern, ohne viel zu reden – nur Seite an Seite. Dass sie langsam gingen, spielte keine Rolle; das hatten sie getan, seit Ian mit einem Holzbein aus Frankreich zurückgekehrt war.
    »Ich

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