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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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verabschieden
konnte. Doch im selben Haus mit einem geliebten Bruder zu leben, der allmählich dahinsiechte, zehrte an seinen Nerven.
    Bei so vielen Frauen im Haus waren Streitereien unvermeidlich. Da so viele dieser Frauen Fraser hießen, war es, als ginge man mit einer brennenden Kerze durch eine Schwarzpulvermühle. Alle gaben sich große Mühe, zurechtzukommen, Haltung zu bewahren, nachzugeben – doch das machte es nur schlimmer, wenn irgendein Funke das Pulverfass tatsächlich zum Explodieren brachte. Er war nicht nur auf der Jagd, weil sie Fleisch brauchten.
    Voll Mitgefühl dachte er an Claire. Nach Jennys drangvoller Bitte hatte Claire sich angewöhnt, sich in ihrem Zimmer oder in Ians Studierzimmer zu verstecken – Ian hatte ihr angeboten, es zu benutzen, und Jamie hatte das Gefühl, dass dies Jenny noch mehr verärgerte -, wo sie geschäftig an dem Buch arbeitete, zu dem Andy Bell sie überredet hatte. Sie konnte sich gut konzentrieren und stundenlang in Gedanken verharren – doch sie musste zum Essen herauskommen. Und es war immer da, dieses Bewusstsein, dass Ian im Sterben lag, knirschend wie eine kleine Handmühle, langsam, aber unablässig nagte es an den Nerven.
    Auch an Ians Nerven.
    Vor zwei Tagen waren er und Ian – langsam – am Ufer des Sees entlanggewandert, als Ian plötzlich stehen geblieben war und sich zusammengekrümmt hatte wie ein Herbstblatt. Jamie war zu ihm geeilt, um ihn beim Arm zu nehmen, bevor er fallen konnte, und er hatte ihn zu Boden gesenkt, ihm einen Felsen als Rückenlehne gesucht, das Schultertuch fest um ihn gezogen, nach etwas, irgendetwas gesucht, das er tun konnte.
    »Was ist denn, a charaid? «, fragte er ängstlich, während er neben seinem Schwager hockte, seinem Freund.
    Ian hustete beinahe lautlos, so heftig, dass sein ganzer Körper bebte. Schließlich ließ der Krampf nach, und er bekam wieder Luft, sein Gesicht rot vor Anstrengung, das grauenvolle Erröten der Schwindsucht, das dem Betrachter Gesundheit vorgaukelte.
    »Es tut weh, Jamie.« Es waren simple Worte, doch Ian hatte die Augen geschlossen, als wollte er Jamie nicht ansehen, während er sie sprach.
    »Ich trage dich zurück. Vielleicht geben wir dir etwas Laudanum, und -«
    Ian winkte ab, um seinen angstvollen Versprechungen ein Ende zu setzen. Einen Moment lang atmete er flach, bevor er den Kopf schüttelte.
    »Aye, meine Brust fühlt sich so an, als steckte ein Messer darin«, sagte er schließlich. »Aber das ist es nicht, was ich gemeint habe. Das Sterben kümmert mich nicht so sehr – aber Himmel, dass es so langsam geht, bringt mich um.« Dann öffnete er die Augen, sah Jamie direkt an und lachte genauso lautlos, wie er gehustet hatte, ein Hauch von einem Geräusch, während sich sein Körper schüttelte.
    Das Sterben schmerzt mich, Dougal. Lass es uns zu Ende bringen. Die Worte kamen ihm so deutlich in den Sinn, als seien sie gerade eben hier ausgesprochen worden, nicht vor dreißig Jahren in einer dunklen, von Kanonen in Trümmer
gelegten Kirche. Rupert hatte das gesagt, als er langsam starb. Du bist mein Anführer, Mann, hatte er flehend zu Dougal gesagt. Es ist deine Pflicht. Und Dougal MacKenzie hatte getan, was die Liebe und die Pflicht von ihm verlangten.
    Er hatte Ians Hand gehalten, hatte sie fest gedrückt, während er versuchte, etwas von seiner eigenen Gesundheit auf Ians dünne graue Haut zu übertragen. Dann glitt sein Daumen aufwärts und legte sich auf das Handgelenk, dort, wo er Claire zufassen sah, wenn sie nach der Wahrheit über den Zustand eines Patienten suchte.
    Er spürte, wie die Haut nachgab und über Ians knochiges Handgelenk glitt. Dachte plötzlich an den Bluteid, den er bei seiner Hochzeit geleistet hatte, das Beißen der Klinge und Claires kaltes Handgelenk, das sich an das seine presste, das klebrige Blut zwischen ihnen. Auch Ians Handgelenk war kalt, doch nicht aus Furcht.
    Er blickte auf sein eigenes Handgelenk hinunter, doch er fand keine Spur einer Narbe, weder des Schwurs noch der Eisen; diese Wunden waren flüchtig, längst verheilt.
    »Weißt du noch, wie wir Blutsbrüderschaft geschlossen haben?« Ians Augen waren geschlossen, doch er lächelte. Jamies Hand legte sich fester um das knochige Handgelenk, ein wenig erschrocken, aber eigentlich nicht überrascht, dass Ian seinen Gedanken gefolgt war und ihr Echo aufgefangen hatte.
    »Aye, natürlich.« Auch er musste lächeln, selbst wenn es schmerzte.
    Sie waren beide acht Jahre alt gewesen. Jamies Mutter

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