Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Umständen erzählt, unter denen er zum ersten Mal einen Menschen getötet hatte. Nicht in der Schlacht, sondern nach einer Schlacht, und aus nächster Nähe. Die Exekution eines Schotten, der verletzt auf dem Feld von Culloden liegen geblieben war.
    »Es war unser Befehl«, hatte sein Vater gesagt. »Keine Gnade, das war unsere schriftliche Order, unterzeichnet von Cumberland.« Solange er die Geschichte erzählte, war der Blick seines Vaters auf sein Bücherregal gerichtet gewesen, doch an diesem Punkt hatte er William direkt angesehen.
    »Ein Befehl«, wiederholte er. »Natürlich befolgt man seine Befehle; das muss man. Doch es wird Situationen geben, in denen du keinen Befehl hast oder sich die Lage plötzlich geändert hat. Und es wird Situationen geben – es wird Situationen
geben, William -, in denen es dir deine Ehre diktiert, einen Befehl zu verweigern. Unter solchen Umständen musst du deinem eigenen Urteilsvermögen folgen und darauf vorbereitet sein, mit den Konsequenzen zu leben.«
    William hatte ernst genickt. Er hatte seinem Vater die Papiere seines Offizierspatents zum Durchlesen mitgebracht, denn als sein gesetzlicher Vormund musste Lord John sie unterzeichnen. Doch er war davon ausgegangen, dass dies reine Formsache war; er hatte weder mit einer Beichte noch einer Predigt gerechnet – wenn es das denn war.
    »Ich hätte es nicht tun sollen«, hatte sein Vater abrupt gesagt. »Ich hätte ihn nicht erschießen sollen.«
    »Aber – eure Befehle -«
    »Haben mich eigentlich nicht direkt betroffen. Ich hatte noch kein Offizierspatent; ich hatte meinen Bruder auf dem Feldzug begleitet, aber ich war noch kein Soldat; die Armee hatte keine Autorität über mich. Ich hätte mich weigern sollen.«
    »Wenn du das getan hättest, hätte ihn dann nicht jemand anders erschossen?«, fragte William nüchtern.
    Sein Vater lächelte, doch es war ein humorloses Lächeln.
    »Doch. Aber darum geht es nicht. Und es stimmt, dass mir der Gedanke, dass ich eine andere Wahl haben könnte, gar nicht gekommen ist – aber das ist es, worum es geht. Du hast immer eine andere Wahl, William. Vergiss das nicht, ja?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, beugte er sich vor, zog einen Federkiel aus dem blau-weißen Porzellanväschen auf seinem Schreibtisch und öffnete sein Tintenfässchen aus Bergkristall.
    »Bist du sicher?«, hatte er gesagt und William ernst angesehen. Als dieser nickte, hatte er schwungvoll unterschrieben. Dann hatte er aufgeblickt und gelächelt.
    »Ich bin stolz auf dich, William«, sagte er leise. »Ich werde immer stolz auf dich sein.«
    William seufzte. Er zweifelte nicht daran, dass sein Vater ihn immer lieben würde, aber was den Grund zum Stolz anging, so schien er sich auf seiner gegenwärtigen Expedition nicht gerade mit Ruhm zu bekleckern. Er konnte von Glück reden, wenn es ihm gelang, zu seiner Truppe zurückzukehren, bevor jemandem auffiel, wie lange er schon fort war, und Alarm geschlagen wurde. Gott, wie peinlich, sich als erste Amtshandlung zu verlaufen und dann ausrauben zu lassen!
    Allerdings war es immer noch besser, als sich als erste Amtshandlung von Banditen umbringen zu lassen.
    Vorsichtig bahnte er sich seinen Weg weiter durch den nebelverhangenen Wald. Es lief sich hier nicht schlecht, auch wenn der Boden an einigen Stellen, an denen sich der Regen in Mulden gesammelt hatte, sumpfig war. Einmal hörte er Musketenfeuer knallen und eilte darauf zu, doch es war schon wieder vorüber, bevor er in die Nähe des Schützen kam.

    Grimmig stapfte er weiter und fragte sich dabei, wie lange man wohl brauchte, um die ganze verdammte Insel zu Fuß zu überqueren, und wie viel ihm wohl noch zu einer solchen Überquerung fehlte. Der Boden stieg plötzlich an; er ging jetzt bergauf, und der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht. Er bildete sich ein, dass der Nebel dünner wurde, je höher er kam, und tatsächlich trat er irgendwann auf einen kleinen Felsvorsprung hinaus, von dem er einen Ausblick auf das Gelände unter sich hatte – das vollständig in wabernden grauen Nebel gehüllt war. Bei diesem Anblick wurde ihm schwindelig, und er musste sich einen Moment mit geschlossenen Augen auf einen Felsen setzen, bevor er weitergehen konnte.
    Zweimal hörte er Männer und Pferde, doch irgendetwas stimmte mit diesen Geräuschen nicht; die Stimmen hatten keinen Armeerhythmus, und er wandte sich ab und hielt sich alarmiert in die entgegengesetzte Richtung.
    Wieder änderte sich das Gelände

Weitere Kostenlose Bücher