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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hatte ja keine Ahnung, was »kehrt« war – es war gut möglich, dass er im Kreis ritt; das Gelände sah überall gleich aus, ein graues Einerlei aus Bäumen, Felsen und Gras. Gestern war er jede Minute bis aufs Äußerste angespannt gewesen, bereit für den Angriff. Heute hatte seine Kampfbegeisterung bedeutend nachgelassen.
    Jemand verstellte ihm den Weg, und das Pferd stieg. Beides geschah so abrupt, dass William nur einen extrem vagen Eindruck von dem Mann bekam. Er sah jedoch genug, um zu begreifen, dass der Mann keine britische Uniform trug, und er hätte seine Pistole herausgerissen, wenn er nicht beide Hände dazu gebraucht hätte, das Pferd wieder in den Griff zu bekommen.
    Das Pferd, das seiner Hysterie jetzt freien Lauf ließ, bockte wie verrückt im Kreis, und jeder Aufprall ging William durch Mark und Bein. Das Grau und Grün seiner Umgebung umkreiste ihn verschwommen, doch er war sich undeutlich bewusst, dass er Stimmen hörte, die entweder verächtlich oder anfeuernd grölten.

    Nach einer Weile, die ihm vorkam wie eine Ewigkeit, in Wirklichkeit aber wohl nicht länger als eine halbe Minute dauerte, gelang es William, das verflixte Tier zum Stehen zu bringen, auch wenn es unverändert prustete und keuchte und mit dem Kopf schlug, sodass man das feucht glänzende Weiße seiner Augen sah.
    »Du verfluchtes Stück Hundefutter!«, sagte William zu dem Pferd und zog den Kopf des Tiers zu sich herum. Der Atem des Pferdes drang feucht und heiß durch das Leder seiner Reithose, und seine Flanken bebten unter ihm.
    »Nicht das gutmütigste Pferd, das ich je gesehen habe«, pflichtete ihm eine Stimme bei, und eine Hand griff ihm ins Zaumzeug. »Dafür sieht es aber gesund aus.«
    Eine Sekunde lang fiel Williams Blick auf einen untersetzten Mann in Jagdkleidung – dann packte ihn jemand von hinten um die Taille und zerrte ihn vom Pferd.
    Er landete so hart auf dem Rücken, dass ihm der Atem verging, doch er versuchte tapfer, an seine Pistole zu gelangen. Ein Knie drückte sich auf seine Brust, und eine große Hand entrang ihm die Pistole. Ein bärtiges Gesicht grinste auf ihn herunter.
    »Das ist aber nicht sehr freundlich«, sagte der Mann tadelnd. »Dachte, ihr seid alle so zivilisiert, ihr Briten.«
    »Lass ihn nur aufstehen, Harry. Wenn er dich in die Finger bekommt, zivilisiert er dich garantiert.« Das war ein anderer Mann von kleinerem, leichterem Körperbau mit der sanften, gebildeten Stimme eines Schulmeisters. Er lugte jetzt über die Schulter des Mannes hinweg, der auf Williams Brust kniete. »Du könntest ihn aber ruhig atmen lassen.«
    Der Druck auf Williams Brust ließ nach, und ein Lufthauch drang ihm in die Lunge. Dieser verging ihm jedoch augenblicklich wieder, weil ihn der Mann, der ihn festgehalten hatte, in den Magen boxte. Hände begannen, seine Taschen zu durchwühlen, und seine Halsberge wurde ihm über den Kopf gezerrt und kratzte ihn schmerzhaft an der Nase. Ein Arm legte sich um ihn und öffnete ihm die Gürtelschnalle. Angesichts der Ausrüstungsgegenstände an Williams Gürtel stieß der Mann einen freudigen Pfiff aus.
    »Sehr schön«, sagte der zweite Mann beifällig. Er blickte auf William hinunter, der jetzt am Boden lag und nach Luft schnappte wie ein Fisch an Land. »Ich danke Euch, Sir; wir sind Euch sehr verbunden. Fertig, Allan?«, rief er und wandte sich an den Mann, der das Pferd festhielt.
    »Aye, ich hab’s«, sagte eine näselnde schottische Stimme. »Gehen wir!«
    Die Männer entfernten sich, und im ersten Moment dachte William, sie wären gegangen. Dann packte ihn eine fleischige Hand an der Schulter und drehte ihn um. Mit purer Willenskraft rappelte er sich auf die Knie hoch, und die Hand ergriff seinen Pferdeschwanz und zerrte ihm den Kopf nach hinten, bis seine Kehle bloß lag. William sah ein Messer aufglänzen, und der Mann grinste breit, doch er hatte weder Zeit für Gebete noch für Flüche.

    Das Messer sauste nieder, und er spürte einen Ruck am Hinterkopf, der ihm das Wasser in die Augen trieb. Der Mann grunzte missmutig und hackte noch zweimal zu, bis sich seine Schaufelhand schließlich triumphierend löste und Williams Pferdeschwanz hochhielt.
    »Souvenir«, sagte er grinsend zu William und machte auf dem Absatz kehrt, um seinen Freunden zu folgen. Das Wiehern des Pferdes wehte hämisch durch den Nebel zu William zurück.
     
    ERWÜNSCHTE SICH, ES WÄRE IHM GELUNGEN, WENIGSTENS EINEN VON IHNEN umzubringen. Doch sie hatten ihn einfach überwältigt wie

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