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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die charmante Art. »Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich bin Soldat des Königs und -«
    Die beiden brachen in Gelächter aus und ächzten wie ein paar rostige Scharniere.
    »Darauf wäre ich nie gekommen«, sagte die Frau mit der Pfeife und schmiegte ihre schmalen Lippen mit einem Grinsen um den Stiel. »Wir dachten wirklich, du bist das Latrinenkommando!«
    »Psst, Söhnchen«, unterbrach ihn ihre Schwester, als er erneut zu sprechen
versuchte. »Wir tun dir nichts, solange du schön still hältst und keinen Muckser machst.« Sie betrachtete ihn und begutachtete den Schaden, den er genommen hatte.
    »Dich hat’s aber übel erwischt, wie?«, sagte sie nicht ohne Mitgefühl, und ohne eine Antwort abzuwarten, schubste sie ihn auf einen Felsen. Dieser war vollständig mit Muscheln und triefendem Tang bewachsen, woraus er schloss, dass er sich dicht am Ufer befand.
    Er schwieg. Nicht aus Angst vor den alten Frauen, sondern weil es nichts zu sagen gab.
    Er saß da und lauschte auf die Geräusche des Rückzugs. Er hatte keine Ahnung, wie viele Männer daran beteiligt waren, weil er ja nicht wusste, wie lange sie schon zugange waren. Es wurde nichts gesagt, was ihm hätte nützen können; er hörte nur die atemlosen Wortwechsel von Männern bei der Arbeit, das Gemurmel der Wartenden, hier und dort unterdrücktes Gelächter, das von Nervosität kündete.
    Der Nebel hob sich vom Wasser. Jetzt konnte er sie sehen – nicht mehr als hundert Meter von ihm entfernt, eine kleine Flotte aus Ruderbooten und hier und da einem Fischerboot, die sich langsam auf einer Wasseroberfläche hin und her bewegte, die so glatt war wie Glas – und eine beständig schrumpfende Menge von Männern am Ufer, deren Hände nicht von ihren Pistolen wichen, während sie sich nervös nach möglichen Verfolgern umsahen.
    Wenn sie wüssten, dachte er bitter.
    Im Moment machte er sich keine Gedanken um seine Zukunft; die Erniedrigung, als ohnmächtiger Zeuge mit anzusehen, wie die gesamte amerikanische Armee vor seiner Nase entwischte – und die Vorstellung, dass er verpflichtet war, zurückzukehren und General Howe von diesem Ereignis zu berichten -, dies nagte so an ihm, dass es ihm gleichgültig gewesen wäre, wenn die Frauen vorgehabt hätten, ihn zu braten und zu essen.
    Er konzentrierte sich so auf die Szene am Strand, dass ihm nicht sogleich der Gedanke kam, dass nicht nur er jetzt die Amerikaner sehen konnte, sondern dass auch er für sie sichtbar wurde. Die Kontinentalsoldaten und Milizionäre waren allerdings so gebannt mit ihrem Rückzug beschäftigt, dass ihn keiner von ihnen bemerkte, bis sich einer von ihnen abwandte, um den höher gelegenen Teil des Strandes nach etwas abzusuchen.
    Der Mann erstarrte, warf einen kurzen Blick auf seine ahnungslosen Kameraden und schritt dann zielsicher über den Kies auf ihn zu.
    »Was ist denn das, Mutter?«, fragte er. Er trug die Uniform eines Kontinentaloffiziers und war von ähnlichem Körperbau wie die beiden Frauen, wenn auch um einiges größer. Sein Gesicht war zwar nach außen hin ruhig, doch hinter seinen blutunterlaufenen Augen rumorten die Gedanken.
    »Wir haben ein bisschen geangelt«, sagte die Frau mit der Pfeife. »Haben dieses rote Fischlein gefangen, aber ich glaube, wir werfen ihn wieder rein.«
    »Aye? Vielleicht aber besser erst später.«

    William hatte sich beim Auftauchen des Mannes aufrecht hingesetzt und funkelte nun zu ihm hoch, so grimmig er konnte.
    Der Mann hob den Blick in den Nebel, der sich hinter William auflöste.
    »Gibt es hier noch mehr von deiner Sorte, Junge?«
    William schwieg. Der Mann seufzte, holte mit der Faust aus und versetzte ihm einen Hieb in die Magengrube. William krümmte sich, fiel von seinem Felsen und blieb würgend im Sand liegen. Der Mann packte ihn am Kragen und zog ihn hoch, als wäre er leicht wie eine Feder.
    »Antworte mir, Junge. Ich habe nicht viel Zeit, und du willst bestimmt nicht, dass ich überstürzt frage.« Sein Tonfall war gelassen, doch er fasste an das Messer in seinem Gürtel.
    William wischte sich den Mund an der Schulter ab, so gut es ging, und wandte dem Mann das Gesicht zu. Seine Augen brannten. Nun gut, dachte er und spürte, wie sich eine gewisse Ruhe über ihn legte. Wenn das der Punkt ist, an dem ich sterbe, sterbe ich wenigstens nicht umsonst. Dieser Gedanke war beinahe erleichternd.
    Die Schwester der Pfeifenraucherin setzte dem Theater jedoch ein Ende, indem sie dem Fragesteller ihre Muskete in die

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