Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
untergebracht war, der in einer Reihe ganz ähnlicher, solider, freundlich aussehender Häuser stand. Wir hatten nicht im Voraus geschrieben, dass ich kommen würde; der Brief wäre ohnehin nicht eher angekommen als ich. Guten Mutes öffnete ich die Tür.
    Marsali stand an der Ladentheke und war damit beschäftigt, einige Papierstapel zu sortieren. Beim Klang der Glocke über der Tür blickte sie auf, blinzelte – und glotzte mich sprachlos an.
    »Wie geht es dir, meine Liebe?«, sagte ich fröhlich und stellte den Korb hin, um rasch die Klappe in der Theke zu öffnen und Marsali in die Arme zu nehmen.
    Sie sah halb tot aus, obwohl bei meinem Erscheinen pure Erleichterung in ihren Augen aufleuchtete. Sie fiel mir geradezu in die Arme und brach in Schluchzen aus, ein Gefühlsausbruch, den ich sonst nicht von ihr kannte. Unter beruhigenden Lauten tätschelte ich ihr den Rücken und war höchst alarmiert. Die Kleider hingen ihr lose auf den Knochen, und sie roch ungepflegt, weil sie sich das Haar schon zu lange nicht mehr gewaschen hatte.
    »Alles wird gut«, wiederholte ich entschlossen zum dutzendsten Mal, und sie hörte auf zu weinen und trat einen Schritt zurück, während sie ein schmutziges Taschentuch aus ihrer Tasche holte. Zu meinem Schrecken sah ich, dass sie wieder schwanger war.
    »Wo ist Fergus?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er hat dich verlassen?«, platzte ich entsetzt heraus. »Oh, dieser miese kleine -«
    »Nein, nein«, sagte sie hastig und hätte bei allen Tränen fast gelacht. »Er hat mich nicht verlassen, ganz und gar nicht. Er ist nur untergetaucht – er wechselt alle paar Tage das Versteck, und ich weiß nicht, wo er sich gerade aufhält. Aber die Kinder können ihn finden.«
    »Warum ist er denn untergetaucht? Nicht dass ich fragen muss, nehme ich an«, sagte ich mit einem Seitenblick auf die mächtige schwarze Druckerpresse, die hinter der Ladentheke stand. »Aber was war es im Besonderen?«
    »Ein kleines Pamphlet für Mr. Paine. Er veröffentlicht eine ganze Serie, weißt du, unter dem Titel ›Die amerikanische Krise‹.«
    »Mr. Paine – der mit dem Common Sense? «
    »Aye, das ist er«, sagte sie und putzte sich die Nase. »Er ist ein netter Mann, aber Fergus sagt, man sollte nicht mit ihm trinken. Du weißt bestimmt, wie rührselig manche Männer werden, wenn sie betrunken sind, und wie unbeherrscht andere?«

    »Oh, einer von dieser Sorte. Ja, das weiß ich. Wie weit bist du?«, widmete ich mich wieder einem Thema, das von allgemeinerem Interesse war. »Solltest du dich nicht hinsetzen? Du solltest nicht so lange stehen.«
    »Wie weit …?« Ihre Miene war überrascht, und ihre Hand folgte unwillkürlich meiner Blickrichtung auf ihren leicht vorgewölbten Bauch. »Ach das.« Sie wühlte unter ihrer Schürze und zog einen dicken Lederbeutel hervor, den sie sich um die Taille gebunden hatte.
    »Falls wir fliehen müssen«, erklärte sie. »Falls sie uns das Haus anzünden und ich mit den Kindern Hals über Kopf fort muss.«
    Ich nahm ihr den Beutel ab und stellte fest, dass er überraschend schwer war. Unter den Schichten aus Papieren und kleinen Spielzeugen hörte ich ein leises metallisches Klirren.
    »Caslon 24 Punkt kursiv?«, fragte ich, und sie lächelte und wurde auf der Stelle mindestens zehn Jahre jünger.
    »Alles außer dem ›X‹. Das musste ich wieder zu einem Klumpen zurechthämmern, den ich beim Goldschmied gegen Geld für Essen eingetauscht habe, nachdem Fergus gegangen war. Es ist natürlich immer noch ein ›X‹ da«, sagte sie und nahm die Tasche wieder an sich, »aber es ist tatsächlich aus Blei.«
    »Musstest du denn die Garamond schon benutzen?« Jamie und Fergus hatten zwei komplette Typensätze in Gold gegossen und sie mit Ruß und Druckerschwärze verschmiert, bis sie nicht mehr von den vielen anderen Bleisatztypen in dem Setzkasten zu unterscheiden waren, der bescheiden hinter der Presse an der Wand stand.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Die hat Fergus mitgenommen. Er wollte sie vorsichtshalber an einem sicheren Ort vergraben. Du siehst müde aus von der Reise, Mutter Claire«, fuhr sie fort und beugte sich vor, um mich zu inspizieren. »Soll ich Joanie zum Wirtshaus schicken, damit sie uns einen Krug Cidre holt?«
    »Das wäre herrlich«, sagte ich, immer noch ein wenig benommen von den Enthüllungen der letzten Minuten. »Aber was ist mit Henri-Christian – wie geht es ihm? Ist er hier?«
    »Im Garten mit seinem Freund, glaube ich«, sagte sie.

Weitere Kostenlose Bücher