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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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»Ich rufe ihn. Er ist immer ein bisschen müde, der Arme, weil er nicht gut schläft, und sein Hals ist so entzündet, dass er sich anhört wie ein Ochsenfrosch mit Verstopfung. Seiner Laune tut es aber keinen großen Abbruch, das sage ich dir.« Sie lächelte trotz ihrer Müdigkeit und lief durch die Tür in den Wohnbereich. »Henri-Christian!«, rief sie im Gehen.
    Falls sie uns das Haus anzünden. Wer denn?, fragte ich mich, und mich schauderte. Die britische Armee? Loyalisten? Und wie schaffte sie das nur, allein die Werkstatt zu betreiben und sich um ihre Familie zu kümmern, mit einem Mann, der untergetaucht war, und einem kranken Kind, das man beim Schlafen nicht allein lassen konnte? Der Schrecken unserer Lage, hatte sie in ihrem
Brief an Laoghaire geschrieben. Und das war vor Monaten gewesen, als Fergus noch zu Hause war.
    Nun, jetzt war sie ja nicht mehr allein. Zum ersten Mal, seit ich in Schottland Abschied von Jamie genommen hatte, sah ich mehr in meiner Situation als eine Frage grimmiger Notwendigkeit. Ich würde ihm heute Abend schreiben, beschloss ich. Möglich – und das hoffte ich -, dass er Lallybroch verließ, bevor ihn mein Brief erreichte, doch in diesem Fall würden sich Jenny und der Rest der Familie ebenfalls freuen zu hören, was hier vor sich ging. Und falls Ian durch Zufall noch am Leben war … Doch daran wollte ich nicht denken; das Bewusstsein, dass Jamie bei seinem Tod frei sein würde, zu mir zu kommen, gab mir ein Gefühl der Leichenfledderei, als wünschte ich mir seinen möglichst baldigen Tod. Obwohl ich, wenn ich ehrlich war, glaubte, dass sich Ian den Tod vielleicht selbst so schnell wie möglich herbeiwünschte.
    Diese morbiden Gedanken wurden durch Marsalis Rückkehr unterbrochen; Henri-Christan hüpfte neben ihr her.
    »Grandmère!«, rief er, als er mich sah, und sprang mir in die Arme, sodass ich beinahe hintenübergefallen wäre. Er war wirklich ein kräftiger kleiner Junge.
    Er rieb mir liebevoll mit der Nase durch das Gesicht, und ich empfand eine bemerkenswerte Freude bei seinem Anblick. Ich küsste ihn und drückte ihn und spürte, wie sich das Loch, das Mandy und Jems Abschied in meinem Herzen hinterlassen hatte, ein wenig füllte. In Schottland, von Marsalis Familie getrennt, hatte ich fast vergessen, dass mir ja immer noch vier wunderbare Enkelkinder geblieben waren, und ich war froh, daran erinnert zu werden.
    »Willst du ein Kunststück sehen, Grandmère? «, krächzte Henri-Christian eifrig. Marsali hatte recht; er klang wirklich wie ein Ochsenfrosch mit Verstopfung. Doch ich nickte, und er hüpfte mir vom Schoß, zog drei mit Kleie gefüllte Ledersäckchen aus der Tasche und begann sofort, erstaunlich geschickt damit zu jonglieren.
    »Das hat ihm sein Pa beigebracht«, sagte Marsali nicht ohne Stolz.
    »Wenn ich so groß bin wie Germain, bringt mir Pa auch bei, wie man Taschendieb wird!«
    Marsali schnappte nach Luft und hielt ihm eine Hand vor den Mund.
    »Henri-Christian, darüber darfst du nie sprechen«, sagte sie streng. »Mit niemandem. Hörst du?«
    Er sah mich verwirrt an, nickte aber.
    Der Schauder von vorhin meldete sich zurück. Betätigte sich Germain etwa – sozusagen – als professioneller Taschendieb? Ich sah Marsali an, doch sie schüttelte sacht den Kopf; wir würden uns später darüber unterhalten.
    »Mach den Mund auf, und streck mir die Zunge heraus, Schätzchen«, sagte ich zu Henri-Christian. »Lass Omi in deinen Hals schauen – das hört sich ja schlimm an.«
    »Aug-aug-aug«, sagte er und grinste breit, öffnete aber gehorsam den Mund. Schwacher Eitergeruch kam mir aus seinem weit geöffneten Mund entgegen,
und selbst ohne beleuchtetes Laryngoskop konnte ich sehen, dass seine geschwollenen Mandeln ihm fast den gesamten Hals blockierten.
    »Ach, du liebe Güte«, sagte ich und drehte seinen Kopf hin und her, um besser sehen zu können. »Ich bin erstaunt, dass er überhaupt essen kann, vom Schlafen ganz zu schweigen.«
    »Manchmal kann er das auch nicht«, sagte Marsali, und ich hörte die Anspannung in ihrer Stimme. »Oft bekommt er nichts herunter außer einem bisschen Milch, und selbst die brennt ihm in der Kehle wie ein Messer. Armer Kleiner.« Sie hockte sich neben mich und strich Henri-Christian das feine dunkle Haar aus dem erröteten Gesicht. »Meinst du, du kannst ihm helfen, Mutter Claire?«
    »Oh, ja«, sagte ich mit sehr viel mehr Zuversicht, als ich empfand. »Absolut.«
    Ich spürte, wie die Anspannung mit einem Schlag

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