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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Polypen oberhalb des Gaumensegels auf die gleiche Weise zu entfernen. Und das Letzte, was ich wollte, war, im Halbdunkel mit einem scharfen Instrument in Henri-Christians entzündetem Hals herumzustochern. Die Drahtschlinge würde zwar scharf genug sein, doch es war nicht damit zu rechnen, dass sie Schaden anrichtete, wenn ich irgendwo damit anstieß; nur ihre Innenkante würde schneiden und auch das nur, wenn ich sie ruckartig bewegte, um die Mandel oder den Polypen sauber abzutrennen.
    Ich fragte mich beklommen, ob er wohl eine bakterielle Infektion hatte. Sein Hals war flammend rot, doch das konnte ebenso durch eine andere Infektion hervorgerufen werden.

    Nein, wir würden es darauf ankommen lassen, dachte ich. Ich hatte einige Penizillinschalen angesetzt, kaum dass ich angekommen war. Es war zwar nicht zu sagen, ob der Extrakt, den ich in ein paar Tagen daraus gewinnen würde, wirksam war oder nicht – oder falls ja, wie wirksam. Doch es war auf jeden Fall besser als nichts – genau wie ich selbst.
    Über eine unleugbar nützliche Errungenschaft verfügte ich auf jeden Fall – oder ich würde es tun, wenn mein nachmittäglicher Streifzug von Erfolg gekrönt wurde. Vor fast fünf Jahren hatte mir Lord John Grey eine Glasflasche mit Vitriol und den Pelikanapparat übersandt, der zur Destillation von Äther notwendig war. Ich meinte, dass er diese Utensilien bei einem Apotheker in Philadelphia erstanden hatte, auch wenn ich mich nicht mehr an den Namen erinnern konnte. Doch so viele Apotheker konnte es in Philadelphia ja nicht geben, und ich hatte vor, sie alle aufzusuchen, bis ich den richtigen fand.
    Marsali hatte gesagt, es gäbe zwei große Apotheken in der Stadt, und nur die größere der beiden würde die Dinge führen, die ich zur Herstellung von Äther brauchte. Wie war nur der Name des Mannes, bei dem Lord John meinen Pelikanapparat erworben hatte? War es überhaupt in Philadelphia gewesen? Mein Kopf war leer, entweder vor Erschöpfung oder schlicht aus Vergesslichkeit; die Zeiten, in denen ich in meinem Sprechzimmer in Fraser’s Ridge Äther hergestellt hatte, schienen mir so weit zurückzuliegen wie die Sintflut.
    Ich fand die erste Apotheke und erwarb dort einige nützliche Dinge, darunter auch ein Gefäß mit Blutegeln – obwohl mir bei dem Gedanken, Henri-Christian einen davon in den Mund zu setzen, ein wenig mulmig wurde; was, wenn er es fertigbrachte, das Tier zu verschlucken.
    Andererseits, so dachte ich, war er ein vierjähriger Junge mit einem höchst fantasievollen älteren Bruder. Er hatte wahrscheinlich schon viel Schlimmeres verschluckt als Blutegel. Doch mit etwas Glück würde ich die Egel ja gar nicht brauchen. Außerdem hatte ich zwei sehr kleine Kautereisen gekauft. Es war eine primitive, schmerzhafte Art, Blutungen zu stoppen – aber sie war sehr wirksam.
    Doch Vitriol hatte der Apotheker nicht. Er hatte sich dafür entschuldigt und gesagt, derartige Dinge müssten aus England importiert werden, und durch den Krieg … Ich dankte ihm und begab mich in die zweite Apotheke. Wo man mir mitteilte, dass man zwar etwas Vitriol gehabt hätte, dieses aber vor einiger Zeit an einen englischen Lord verkauft hätte, obwohl sich der Mann hinter der Ladentheke überhaupt nicht vorstellen konnte, was er damit wollte.
    »Ein englischer Lord?«, sagte ich überrascht. Es konnte doch wohl nicht Lord John sein? Andererseits war es ja nicht so, dass die englische Aristokratie derzeit in Scharen nach Philadelphia strömte, es sei denn, die Mitglieder derselben waren Soldaten. Und der Mann hatte »Lord« gesagt, nicht Major oder Hauptmann.
    Wer nicht wagt, der nicht gewinnt; ich fragte, und man teilte mir pflichtschuldigst mit, dass es sich um einen gewissen Lord John Grey handelte und er sich das Vitriol in sein Haus an der Chestnut Street hatte liefern lassen.
    Mit einem Gefühl wie Alice im Kaninchenbau – ich fühlte mich immer noch
ein wenig benommen vom Schlafmangel und der anstrengenden Seereise – fragte ich nach dem Weg zur Chestnut Street.
    Die Tür des Hauses wurde von einer außerordentlich schönen jungen Frau geöffnete, deren Kleidung keinen Zweifel daran ließ, dass sie nicht zum Personal gehörte. Wir blinzelten einander überrascht an; sie konnte mich eindeutig nicht einordnen, doch als ich mich nach Lord John erkundigte und sagte, er sei ein alter Bekannter, bat sie mich bereitwillig herein und sagte, ihr Onkel würde gleich zurück sein, er hätte nur ein Pferd zum Beschlagen

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