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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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von ihr abfiel, und die Tränen begannen, ihr lautlos über das Gesicht zu laufen. Sie zog Henri-Christians Kopf an ihre Brust, damit er sie nicht weinen sah, und ich nahm sie beide in die Arme, legte ihr die Wange an das Häubchen auf dem Haar und roch den abgestandenen Geruch ihrer Angst und ihrer Erschöpfung.
    »Jetzt ist es gut«, sagte ich leise und rieb ihr den schmalen Rücken. »Ich bin hier. Jetzt kannst du schlafen.«
     
    MARSALI VERSCHLIEF DEN REST DES TAGES UND DIE GANZE NACHT. ICH WAR müde von der Reise, konnte aber auf dem großen Sessel am Feuer in der Küche dösen. Henri-Christian schnarchte zusammengerollt auf meinem Schoß. Zweimal hörte er im Lauf der Nacht auf zu atmen, und ich bekam seine Atmung zwar ohne Probleme wieder in Gang, doch ich konnte sehen, dass sofort etwas unternommen werden musste. Daher machte ich am Morgen ein kurzes Nickerchen, und nachdem ich mir das Gesicht gewaschen und etwas gegessen hatte, begab ich mich auf die Suche nach den Dingen, die ich brauchen würde.
    Ich hatte zwar nur die einfachsten medizinischen Instrumente dabei, doch zur Entfernung der Mandeln oder Polypen brauchte man glücklicherweise auch kein kompliziertes Instrumentarium.
    Ich wünschte, Ian wäre mit mir in die Stadt gekommen; ich hätte seine Hilfe gut gebrauchen können, genau wie Marsali. Doch es war gefährlich für einen Mann in seinem Alter; er konnte die Stadt nicht offen betreten, ohne von den britischen Patrouillen angehalten und ausgefragt und womöglich als verdächtige Gestalt festgenommen zu werden – die er ja mit Sicherheit war. Darüber hinaus … hatte er darauf gebrannt, sich auf die Suche nach Rachel Hunter zu machen.
    Die Aufgabe, zwei Menschen – und einen Hund – zu finden, die sich von Kanada bis Charleston beinahe überall aufhalten konnten, und dies ohne Kommunikationsmöglichkeiten außer den eigenen Beinen und dem gesprochenen Wort, hätte jeden abgeschreckt, der weniger stur war als die Fraser-Männer. Doch so liebenswürdig er sein mochte – wenn es darauf ankam, war Ian genauso gut wie Jamie in der Lage, seinen Kurs zu verfolgen, ganz gleich was geschah.

    Einen Anhaltspunkt hatte er immerhin. Denny Hunter war wahrscheinlich nach wie vor Armeearzt. Wenn ja, hielt er sich natürlich bei der Kontinentalarmee auf – irgendeinem Teil der Kontinentalarmee. Also hatte Ian vor, das nächstgelegene Lager dieser Armee ausfindig zu machen und dort mit seinen Erkundigungen zu beginnen. Zu diesem Zweck hatte er vor, sich durch die Wirthäuser und Spelunken am Stadtrand von Philadelphia vorzuarbeiten und mit Hilfe der örtlichen Gerüchteküche herauszufinden, wo sich die Armee aufhalten mochte.
    Immerhin hatte ich ihn überreden können, eine Nachricht in die Druckerei zu übersenden und uns wissen zu lassen, wohin er unterwegs war, sobald er etwas herausfand, das ihm eine mögliche Richtung vorgab.
    Alles, was ich unterdessen tun konnte, war, ein rasches Gebet an seinen Schutzengel zu richten – ein hoffnungslos überarbeitetes Wesen – und dann ein Wörtchen mit dem meinen zu wechseln (den ich mir als großmütterliche Gestalt mit sorgenvoller Miene vorstellte) und mich dann ans Werk zu begeben.
    Jetzt war ich auf den schlammigen Straßen unterwegs und dachte über das Prozedere nach. Ich hatte in den letzten zehn Jahren nur eine Mandeloperation durchgeführt – zwei, wenn man die Beardsley-Zwillinge separat betrachten wollte. Normalerweise war es eine schnelle, unkomplizierte Operation – doch normalerweise wurde sie ja auch nicht in einer halbdunklen Druckerei an einem Zwerg mit einer Atemwegsblockade, einer Schleimhautentzündung und einem Kehlkopfabszess durchgeführt.
    Nun, ich brauchte es ja nicht in der Druckerei zu tun, wenn ich einen besser beleuchteten Ort finden konnte. Wo konnte der aber sein?, fragte ich mich. Am wahrscheinlichsten im Haus einer reichen Person, wo kein Mangel an Kerzenwachs herrschte. Ich war schon oft in solchen Häusern gewesen, vor allem während unseres Aufenthalts in Paris, doch hier kannte ich niemanden, der auch nur ein bescheidenes Vermögen besaß. Marsali ebenfalls nicht; ich hatte sie gefragt.
    Nun, eins nach dem anderen. Bevor ich mir Gedanken über den Operationssaal machte, musste ich einen Schmied finden, der zu Feinarbeiten in der Lage war und mir die Drahtschlinge anfertigen konnte, die ich benötigte. Die Mandeln konnte ich natürlich problemlos mit einem Skalpell entfernen, doch es würde mehr als schwierig werden, die

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