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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gebracht.
    »Man sollte ja meinen, dass er den Stalljungen schickt«, sagte die junge Frau – die sich als Lady Dorothea Grey vorstellte – entschuldigend. »Oder meinen Vetter. Aber Onkel John ist sehr eigen, wenn es um seine Pferde geht.«
    »Euer Vetter?«, fragte ich, während sich mein behäbiger Verstand die möglichen Familienverbindungen ausmalte. »Ihr meint aber nicht William Ransom, oder?«
    »Ellesmere, ja«, sagte sie mit überraschter, aber erfreuter Miene. »Kennt Ihr ihn etwa?«
    »Wir sind uns ein- oder zweimal begegnet«, sagte ich. »Wenn Ihr mir die Frage gestattet – wie kommt es denn, dass er in Philadelphia ist? Ich … äh … hatte gedacht, er wäre mit dem Rest von Burgoynes Armee nach Boston gegangen, um von dort nach England zu fahren.«
    »Oh, so ist es auch«, erwiderte sie. »Doch er ist zuerst hierhergekommen, um seinen Vater zu sehen – das ist Lord John – und meinen Bruder.« Ihre großen blauen Augen verfinsterten sich ein wenig, als sie ihn erwähnte. »Henry ist leider schwer krank.«
    »Es tut mir sehr leid, das zu hören«, sagte ich aufrichtig, aber kurz angebunden. Ich war viel mehr an Williams Anwesenheit interessiert, doch bevor ich die nächste Frage stellen konnte, erschollen leichtfüßige, rasche Schritte auf der Veranda, und die Eingangstür öffnete sich.
    »Dottie?«, sagte eine vertraute Stimme. »Weißt du vielleicht, wo – Oh, ich bitte um Verzeihung.« Lord John war in den Salon getreten und stehen geblieben, als er mich sah. Dann sah er mich tatsächlich, und ihm fiel die Kinnlade herunter.
    »Wie schön, Euch wiederzusehen«, sagte ich freundlich. »Obwohl ich es bedaure zu hören, dass Euer Neffe krank ist.«
    »Danke«, sagte er. Mit einem außerordentlich argwöhnischen Blick beugte er sich über meine Hand und küsste sie. »Ich bin entzückt, Euch wiederzusehen, Mrs. Fraser«, fügte er hinzu, und es klang so, als wäre es ernst gemeint. Dann zögerte er einen Moment, doch natürlich musste er fragen: »Euer Mann …?«
    »Er ist in Schottland«, sagte ich und fühlte mich geradezu gemein, weil ich ihn enttäuschen musste. Doch das Flackern in seinem Gesicht verschwand auf der Stelle wieder – er war ein Gentleman und ein Soldat. Er trug sogar tatsächlich eine Armeeuniform, was mich sehr überraschte.

    »Ihr seid doch nicht in den aktiven Dienst zurückgekehrt, oder?«, fragte ich und zog die Augenbrauen hoch.
    »Eigentlich nicht. Dottie, hast du denn noch nicht nach Mrs. Figg gerufen? Mrs. Fraser möchte doch sicher eine Erfrischung.«
    »Ich bin gerade erst gekommen«, sagte ich hastig, als Dottie aufsprang und verschwand.
    »Ist das so«, sagte er und verkniff sich höflich das Warum?, das seinem Gesicht so deutlich anzusehen war. Er wies mir einen Sessel zu und setzte sich seinerseits hin. Seine Miene war ausgesprochen merkwürdig, so als überlegte er, wie er etwas Peinliches aussprechen könnte.
    »Ich bin entzückt, Euch zu sehen«, wiederholte er langsam. »Seid Ihr – Ich möchte auf keinen Fall unhöflich erscheinen, Mrs. Fraser, Ihr müsst mir verzeihen, aber … seid Ihr vielleicht hier, um mir eine Nachricht von Eurem Mann zu überbringen?«
    Er konnte das kleine Licht nicht unterdrücken, das in seinen Augen aufleuchte, und ich empfand beinahe Bedauern, als ich den Kopf schüttelte.
    »Es tut mir leid«, sagte ich und stellte zu meiner Überraschung fest, dass es mir ernst war. »Ich bin hier, um Euch um einen Gefallen zu bitten. Nicht für mich – für meinen Enkel.«
    Er blinzelte.
    »Euren Enkel«, wiederholte er verständnislos. »Ich dachte, Eure Tochter … Oh! Natürlich, ich hatte ganz vergessen, dass der Adoptivsohn Eures Mannes – Seine Familie ist hier? Ist es eines seiner Kinder?«
    »Ja, ganz recht.« Ohne Umschweife erklärte ich ihm die Situation, beschrieb ihm Henri-Christians Zustand und erinnerte ihn daran, wie großzügig er mir damals das Vitriol und den Glasapparat übersandt hatte.
    »Mr. Sholto – der Apotheker an der Walnut Street? – hat mir erzählt, er hätte Euch vor einigen Monaten eine große Flasche Vitriol verkauft. Ich habe mich gefragt – ob Ihr es wohl zufälligerweise noch habt?« Ich versuchte erst gar nicht, einen Hehl aus meiner Hoffnung zu machen, und seine Miene wurde sanft.
    »Ja, das habe ich«, sagte er, und zu meiner Überraschung lächelte er, als käme die Sonne hinter einer Wolke hervor. »Ich habe es für Euch gekauft, Mrs. Fraser.«
     
    WIR SCHLOSSEN AUF DER STELLE EINE

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