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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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geschnitten hatte, damit ihm das Blut aus dem Mund laufen konnte, bevor es ihm in den Hals strömte und ihn erstickte. Das kleine Kautereisen lag mit dem breiten Ende in einem Becken mit heißen Kohlen. Das würde wahrscheinlich das Kniffligste sein, dachte ich und hielt inne, um mich zu sammeln und Marsali mit einem Kopfnicken zu beruhigen. Ich wollte ihm ja nicht die Zunge oder den Mund ansengen, und es würde alles glitschig sein …
    Ich zog ruckartig am Griff der Schlinge, und der kleine Körper zuckte unter meiner Hand.
    »Festhalten«, sagte ich ruhig. »Etwas mehr Äther, bitte.«
    Marsali atmete angestrengt, und ihre Fingerknöchel waren so weiß wie ihr Gesicht. Ich spürte, wie sich der Polyp sauber ablöste, wie er davonglitt, und zog
ihn mit zwei Fingern aus seinem Hals, bevor er ihm in die Speiseröhre flutschen konnte. Drehte den Kopf des Jungen rasch zur Seite und roch den metallischen Geruch des frischen Blutes. Ich ließ das abgetrennte Gewebe in ein Schälchen fallen und nickte Rachel zu, die das Kautereisen aus den Kohlen holte und es mir vorsichtig in die Hand gab.
    Die andere Hand hatte ich noch in seinem Mund, schob Zunge und Gaumenzäpfchen beiseite, einen Finger auf der Stelle, wo der Polyp gewesen war, um mein Ziel zu markieren. Das Kautereisen fuhr mit weiß glühendem Schmerz an meinem Finger entlang durch seinen Hals, und ich stieß einen kleinen Zischlaut aus, doch meinen Finger bewegte ich nicht. Es roch versengt nach brennendem Blut und Gewebe, und Marsali stieß ein leises, panisches Geräusch aus, doch sie ließ den Körper ihres Sohnes nicht los.
    »Es ist gut, Freundin Marsali«, flüsterte Rachel ihr zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Er atmet gut; er hat keine Schmerzen. Ihm leuchtet das Licht, es wird alles gut.«
    »Ja, das wird es«, sagte ich. »Könntest du bitte das Eisen wieder nehmen, Rachel? Und bitte die Schlinge in den Whisky tauchen? Einen haben wir geschafft; drei müssen wir noch.«
     
    »SO ETWAS HABE ICH NOCH NIE ERLEBT«, SAGTE DENZELL HUNTER ETWA ZUM fünften Mal. Er ließ die Augen von dem Stoffbausch in seiner Hand zu Henri-Christian wandern, der jetzt in den Armen seiner Mutter zu erwachen – und zu wimmern begann. »Ich hätte es niemals geglaubt, Claire, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte!«
    »Nun, ich dachte, es wäre gut, wenn du es siehst«, sagte ich und wischte mir mit einem Taschentuch den Schweiß aus dem Gesicht. Ich war von einem tiefen Wohlgefühl erfüllt. Die Operation war rasch vonstattengegangen – nicht mehr als fünf oder sechs Minuten, und schon kam Henri-Christian hustend und weinend wieder zu sich. Germain, Joanie und Félicité schauten mit gespannten Gesichtern von der Tür aus in die Küche, und Germain hielt seine Schwestern fest an den Händen. »Wenn du es möchtest, lehre ich dich, ihn herzustellen.«
    Sein Gesicht, das ohnehin schon vor Freude über die gelungene Operation strahlte, begann zu leuchten.
    »Oh, Claire! Welch ein Geschenk! Schneiden zu können, ohne dass es schmerzt; einen Patienten völlig reglos zu halten, ohne ihn festzubinden. Es – es ist unvorstellbar.«
    »Nun, es ist alles andere als perfekt«, warnte ich ihn. »Und Äther ist sehr gefährlich – sowohl herzustellen, als auch zu benutzen.« Ich hatte den Äther tags zuvor im Holzschuppen destilliert; er war eine hochgradig flüchtige Substanz, und es wäre allzu gut möglich gewesen, dass er explodierte, den Schuppen in Brand setzte und mich dabei umbrachte. Alles war gut gegangen, obwohl mir bei der Vorstellung, es noch einmal zu tun, der Magen hohl wurde und die Hände zu schwitzen begannen.

    Ich ergriff die Tropfflasche und schüttelte sie sacht; mehr als drei Viertel voll, und ich hatte noch eine zweite, etwas größere Flasche.
    »Glaubst du, es wird reichen?«, fragte Denny, als er begriff, worüber ich nachdachte.
    »Das kommt ganz darauf an, was wir vorfinden.« Trotz der technischen Probleme war Henri-Christians Operation sehr einfach gewesen. Henry Greys Operation würde komplizierter werden. Ich hatte ihn untersucht, und Denzell hatte neben mir gestanden, um mir zu erklären, was er bei der vorhergehenden Operation gesehen und getan hatte, in deren Verlauf er eine Kugel entfernt hatte, die direkt unterhalb der Bauchspeicheldrüse saß. Sie hatte eine lokale Reizung ausgelöst und Narbengewebe erzeugt, doch sie hatte keine wichtigen Organe verletzt. Die andere Kugel hatte er nicht finden können, da sie sehr tief im Körper

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