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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Cousine im Begriff war, einen Rebellen zu heiraten – sogar selbst zur Rebellin zu werden. Dass er sich also bald schon im Krieg mit einem Teil seiner eigenen Familie befinden würde. Die Tatsache, dass sich Denny Hunter weigerte, zur Waffe zu greifen, würde ihn nicht schützen – oder Dottie. Oder Rachel. Alle drei waren sie des Hochverrats schuldig. Jeder Einzelne von ihnen konnte getötet, gefangen genommen, eingekerkert werden. Was würde er tun, dachte er plötzlich entsetzt, wenn er eines Tages mit ansehen musste, wie man Denny hängte? Oder sogar Dottie?
    »Ich weiß, was Ihr meint«, sagte er leise. Doch er nahm Rachels Hand, und sie gab sie ihm, und zu dritt saßen sie da, miteinander verbunden, und erwarteten den Urteilsspruch der Zukunft.

89
    DER TINTENBEFLECKTE KRÜPPEL
    I ch befand mich todmüde auf dem Rückweg in die Druckerei, in jenem Zustand, in dem man sich wie betrunken fühlt – euphorisch und unkoordiniert. Tatsächlich war ich obendrein körperlich ein wenig betrunken; Lord John hatte darauf bestanden, sowohl Denzell als auch mich mit seinem besten Brandy aufzupäppeln, als er sah, wie erschöpft wir nach der Operation waren. Ich hatte nicht nein gesagt.
    Es war eine der haarsträubendsten Operationen, die ich je im achtzehnten Jahrhundert durchgeführt hatte. Ich hatte nur zwei weitere Bauchoperationen durchgeführt: Aidan McCallums erfolgreiche Blinddarmentfernung unter dem Einfluss von Äther – und den erfolglosen Kaiserschnitt, den ich mit einem Gartenmesser an der ermordeten Malva Christie versucht hatte. Die Erinnerung daran versetzte mir den üblichen Stich der Trauer und des Bedauerns, doch diesmal war er seltsam gedämpft. Das, woran ich mich vor allem erinnerte, als ich in der Abendkühle heimwanderte, war das Gefühl des Lebens, das ich in der Hand gehalten hatte – so kurz, so flüchtig -, doch da, unverwechselbar und berauschend, eine kleine blaue Flamme.
    Vor zwei Stunden hatte ich Henry Greys Leben in den Händen gehalten und dieses Auflodern erneut gespürt. Einmal mehr hatte ich diese Flamme mit meiner ganzen Willenskraft am Brennen gehalten, doch diesmal hatte ich gespürt, wie sie in meinen Handflächen Fuß fasste und wuchs wie eine Kerzenflamme, die den Docht ergreift.
    Die Kugel war in seinen Darm eingedrungen, hatte sich aber nicht verkapselt. Stattdessen verharrte sie eingeschlossen, aber beweglich, unfähig, aus dem Körper auszutreten, doch beweglich genug, um die Darmschleimhaut zu reizen, die sich mit Geschwüren überzogen hatte. Nach kurzer Diskussion mit Denzell Hunter – der so fasziniert war von der neuen Erfahrung, das funktionierende Innere einer Person zu untersuchen, während diese bewusstlos war, dass er sich kaum auf unsere Aufgabe konzentrieren konnte und sich stattdessen lauthals von den kräftigen Farben und dem Pulsieren der lebendigen Organe beeindruckt gezeigt hatte – hatte ich beschlossen, dass die Wucherungen zu weit um sich gegriffen hatten. Sie herauszuschneiden, hätte den Dünndarm dramatisch verengt und das Risiko beträchtlicher Narbenbildung mit sich gebracht, die den Darm noch weiter verschmälert und möglicherweise ganz blockiert hätte.
    Also hatten wir eine bescheidene Verkürzung vorgenommen, und noch jetzt spürte ich etwas zwischen Gelächter und Bestürzung, wenn ich an Lord Johns Gesicht dachte, als ich den zugewucherten Darmabschnitt herausgetrennt und
ihn mit einem Platsch zu seinen Füßen auf den Boden fallen gelassen hatte. Ich hatte es nicht mit Absicht getan; ich hatte einfach nur beide Hände gebraucht, und Denzell hatte die Blutung stoppen müssen. Wir hatten halt keine OP-Schwester, die uns helfen konnte.
    Der Junge war noch lange nicht über dem Berg. Ich wusste nicht, ob mein Penizillin wirken würde oder ob sich trotzdem irgendeine grauenhafte Entzündung entwickeln würde. Doch er war wach, und Atmung, Puls und Temperatur waren überraschend gut – vielleicht, so dachte ich, wegen Mrs. Woodcock, die seine Hand gehalten und sein Gesicht gestreichelt hatte und ihn mit einer leidenschaftlichen Zärtlichkeit zum Aufwachen gedrängt hatte, die keinen Zweifel an den Gefühlen ließ, die sie für ihn empfand.
    Ich fragte mich flüchtig, was die Zukunft wohl für sie bereithalten mochte. Durch ihren ungewöhnlichen Namen aufmerksam geworden, hatte ich sie vorsichtig nach ihrem Mann gefragt, und ich war mir sicher, dass er es war, dessen amputiertes Bein ich auf dem Rückzug aus Ticonderoga versorgt hatte. Ich

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