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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hielt es für sehr wahrscheinlich, dass er tot war; wenn ja, was würde wohl zwischen Mercy Woodcock und Henry Grey geschehen? Sie war eine freie Frau, keine Sklavin. Eine Heirat war nicht undenkbar – nicht halb so undenkbar, wie es eine solche Beziehung zweihundert Jahre in der Zukunft in den Vereinigten Staaten sein würde: Auf den Westindischen Inseln waren Eheschließungen zwischen schwarzen oder Mulattenfrauen aus guter Familie und weißen Männern zwar nicht unbedingt an der Tagesordnung, doch sie waren auch nicht der Gegenstand öffentlicher Skandale. Aber Philadelphia war nicht die Westindischen Inseln, und nach allem, was mir Dottie über ihren Vater erzählt hatte …
    Ich war einfach viel zu müde, um darüber nachzudenken, und das brauchte ich auch nicht. Denny Hunter hatte sich bereit erklärt, während der Nacht bei Henry zu bleiben. Ich verdrängte das ungleiche Pärchen aus meinen Gedanken, während ich leicht unsicher über die Straße wanderte. Ich hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, und es war jetzt fast dunkel; der Brandy war direkt durch die Wände meines leeren Magens in meinen Blutkreislauf übergegangen, und ich summte im Gehen leise vor mich hin. Es war die Stunde des Zwielichts, in der die rundlichen Pflastersteine transparent zu werden schienen und das Laub der Bäume so schwer wie Smaragde an den Zweigen hing, grün und leuchtend und von betörendem Duft.
    Ich sollte schneller gehen; es gab eine Sperrstunde. Doch wer sollte mich schon festnehmen? Ich war zu alt, um von patrouillierenden Soldaten belästigt zu werden, wie sie es vielleicht mit einem jungen Mädchen getan hätten, und ich hatte das falsche Geschlecht, um Verdacht zu erregen. Falls ich einer Patrouille begegnete, würden sie mich höchstens beschimpfen und mir sagen, ich sollte heimgehen – was ich ja ohnehin tat.
    Plötzlich kam mir der Gedanke, dass ich ja die Dokumente transportieren konnte, die Marsali umsichtig als »Mr. Smiths Papiere« bezeichnete: die Briefe, die von den Söhnen der Freiheit in Umlauf gebracht wurden und zwischen den
Dörfern und Städten die Runde machten, die durch die Kolonien wirbelten wie Blätter im Frühjahrssturm, die kopiert und weiterverbreitet wurden, die manchmal gedruckt und in den Städten verteilt wurden, wenn sich ein Drucker fand, der den Mut besaß, diese Aufgabe zu übernehmen.
    Es gab ein loses Netzwerk, mit dessen Hilfe diese Dinge in Umlauf kamen, doch es war ständig in Gefahr aufzufliegen, und seine Mitglieder wurden häufig verhaftet und eingekerkert. Germain hatte oft solche Papiere dabei, und das Herz rutschte mir in die Hose, wenn ich daran dachte. Ein verspielter Junge war zwar weniger auffällig als ein junger Mann oder ein Händler – doch die Briten waren keine Dummköpfe, und gewiss würden sie ihn anhalten, sobald auch nur ein Haar an ihm verdächtig wirkte. Ich dagegen …
    Während ich noch im Kopf die Möglichkeiten wälzte, erreichte ich die Druckerei und trat ein. Dort empfingen mich der Duft eines herzhaften Abendessens, die Begrüßungen der aufgeregten Kinder und etwas, das jeden Gedanken an meine mögliche neue Laufbahn als Spionin aus meinem Kopf verdrängte: zwei Briefe von Jamie.
    20. März A.D. 1778 Lallybroch
     
    Meine liebste Claire,
     
    Ian ist tot. Es ist jetzt zehn Tage her, und ich dachte, ich könnte jetzt ruhig schreiben. Doch die bloßen Worte auf der Seite zu sehen, hat mich gerade unerwartet mit Schmerz erfüllt: Mir laufen die Tränen über die Nase, und ich war gezwungen, innezuhalten und mir das Gesicht mit einem Taschentuch abzuwischen, bevor ich fortfahren konnte. Es war kein leichter Tod, und ich sollte erleichtert sein, dass Ian jetzt in Frieden ruht, und froh über sein Übersetzen in den Himmel. Das bin ich auch. Gleichzeitig bin ich untröstlich auf eine Weise, die ich noch nie zuvor erlebt habe. Allein der Gedanke, dass ich mich Dir anvertrauen kann, meine Seele, spendet mir Trost.
    Der junge Jamie hat den Hof bekommen, so wie es sein sollte; Ians Testament ist verlesen worden, und Mr. Gowan wird dafür sorgen, dass es erfüllt wird. Es ist nicht viel außer dem Land und den Gebäuden; nur unbedeutende Hinterlassenschaften für die anderen Kinder, weitgehend in Form persönlicher Gegenstände. Meine Schwester wurde in meine Obhut gegeben (er hatte sich vor seinem Tod erkundigt, ob ich dazu bereit wäre. Ich habe ihm gesagt, er müsse doch wissen, dass er danach nicht zu fragen braucht. Er hat gesagt, das wisse er

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