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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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natürlich, er habe sich nur erkundigen wollen, ob ich mich der Aufgabe auch gewachsen fühle, und hat dann gelacht wie ein Irrer. Lieber Gott, er wird mir fehlen).
    Es waren einige unbedeutende Schulden zu bezahlen; ich habe mich ihrer angenommen, wie wir es besprochen hatten.

    Jenny macht mir Sorgen. Ich weiß, dass sie aus tiefstem Herzen um Ian trauert, doch sie weint nicht viel, sondern sitzt oft nur lange da und hat den Blick auf etwas gerichtet, das nur sie allein sehen kann. Sie hat eine Ruhe an sich, die beinahe gespenstisch ist, als wäre ihre Seele mit Ian geflogen und hätte nur die Hülle ihres Körpers zurückgelassen. Wobei, wenn ich von leeren Hüllen spreche, kommt mir der Gedanke, dass sie ja vielleicht so ist wie der Nautilus-Tintenfisch, den uns Lawrence Sterne auf den Westindischen Inseln gezeigt hat. Eine große wunderschöne Schale, die aus vielen Kammern besteht, alle jedoch leer bis auf die eine tief im Inneren, in der sich das Tierchen sicher verborgen hält.
    Da ich jedoch von ihr spreche – sie bittet mich, Dir ihr Bedauern über die Dinge mitzuteilen, die sie zu Dir gesagt hat. Ich habe ihr gesagt, dass wir beide schon darüber gesprochen haben und dass Deine mitfühlende Seele es ihr nicht übelnimmt, weil Du die verzweifelten Umstände erkannt hast, unter denen die Worte gesprochen wurden.
    Am Morgen nach Ians Tod hat sie – anscheinend in aller Vernunft – mit mir gesprochen und gesagt, sie meint, sie wird Lallybroch vielleicht verlassen, da sie nach seinem Tod nichts mehr hier hält. Ich war, wie Du Dir vorstellen kannst, sehr erstaunt, dies zu hören, habe aber nicht versucht, es ihr auszureden, weil ich davon ausging, dass dies nur die Worte eines Verstandes waren, der durch Schlaflosigkeit und Trauer aus dem Lot geraten war.
    Doch unterdessen hat sie wiederholt zu mir von diesem Vorhaben gesprochen und mir entschlossen versichert, dass sie in der Tat bei Sinnen ist. Ich werde für eine kurze Weile nach Frankreich reisen – sowohl, um einige Privatangelegenheiten zu erledigen, von denen ich hier nicht schreiben werde, als auch, um mich vor der Abreise nach Amerika zu vergewissern, dass Michael und Joan gut untergebracht sind, nachdem sie am Tag nach dem Begräbnis gemeinsam aufgebrochen waren. Ich habe zu Jenny gesagt, sie möge während meiner Abwesenheit sorgfältig nachdenken – doch dass ich sie, wenn sie tatsächlich überzeugt ist, dass dies ihr Wunsch ist, nach Amerika mitnehmen werde. Nicht um bei uns zu leben (ich lächele, während ich mir Dein Gesicht vorstelle, das selbst in meinem Kopf noch transparent ist).
    Doch sie könnte ihren Platz bei Fergus und Marsali finden, wo sie sich nützlich machen könnte, ohne täglich an ihren Verlust erinnert zu werden – und wo sie imstande wäre, unserem Ian zur Seite zu stehen, falls er der Hilfe bedarf (oder zumindest zu wissen, wie es ihm geht, wenn er ihrer nicht bedarf).
    (Zudem begreife ich gerade – ebenso wie gewiss auch sie -, dass Jamies Frau jetzt die Herrin auf Lallybroch ist und dass kein Platz ist für zwei davon. Sie ist klug genug zu wissen, welche Schwierigkeiten aus einer solchen Situation erwachsen können, und gütig genug, um sie vermeiden zu wollen, um ihres Sohnes und seiner Frau willen.)
    So oder so gedenke ich, Ende des Monats nach Amerika aufzubrechen,
oder so schnell, wie ich dann die Überfahrt arrangieren kann. Die Aussicht, wieder mit Dir vereint zu sein, erhellt mir das Herz, und ich bleibe für immer
     
    Dein Dir ergebener Ehemann Jamie
    Paris 1. April
    Meine liebste Frau,
     
    ich bin heute Abend sehr spät in meine neue Pariser Unterkunft zurückgekehrt. So spät, dass ich bei meiner Rückkehr die Tür verriegelt vorgefunden habe und daher gezwungen war, nach der Wirtsfrau zu rufen, die es sehr übel gelaunt aufgenommen hat, dass sie aus dem Bett geholt wurde. Noch übler gelaunt war ich jedoch, als ich feststellen musste, dass man kein Feuer gemacht, kein Essen warm gehalten und mir nichts auf das Bett gelegt hatte als eine tote Zecke und eine zerschlissene Decke, die dem ärmsten Bettler keinen Schutz mehr gewährt hätte.
    Weitere Rufe haben mir nichts weiter eingebracht als Beschimpfungen (hinter sicher verschlossener Tür), und mein Stolz hat es nicht zugelassen, dass ich versuchte, sie zu bestechen, selbst wenn mein Geldbeutel es zugelassen hätte. So verharre ich also frierend und hungrig in meiner kahlen Dachkammer (dieses mitleiderregende Bild zeichne ich hier allein zu dem

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