Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
deutlich sagte, wer ihn geschrieben hatte, und dass er seine Zeit nicht damit verschwendete, an Dummköpfe zu schreiben.
Adam ist unter Sir Henry Clinton in New York stationiert, besagte der Brief . Minnie hat ihm ein paar Dinge für Dich mitgegeben, die ihm fürchterliche Umstände machen. Dottie lässt Dich herzlich grüßen, was sehr viel weniger Platz wegnimmt.
John sagt, Du arbeitest für Hauptmann Richardson. Ich kenne Richardson, und ich finde, das solltest Du nicht.
Grüße Oberst Spencer von mir, und hüte Dich davor, mit ihm Karten zu spielen.
Onkel Hal, dachte William, konnte mehr Information in weniger Worte stopfen als irgendjemand sonst. Er fragte sich, ob Oberst Spencer wohl beim Kartenspiel betrog oder ob er lediglich ein sehr guter Spieler oder ein großer Glückspilz war. Das verschwieg ihm Onkel Hal gewiss mit Absicht, denn wenn es eine der beiden letzteren Alternativen war, wäre William versucht gewesen, sein Können auf die Probe zu stellen – obwohl er wusste, wie gefährlich es war, regelmäßig gegen einen ranghöheren Offizier zu gewinnen. Ein- oder zweimal jedoch … Nein, Onkel Hal war selbst ein sehr guter Kartenspieler, und wenn er William warnte, so war es ein Gebot der Klugheit, sich an die Warnung zu halten. Vielleicht war Oberst Spencer ja sowohl ehrlich als auch kein besonderer Spieler, aber ein Mensch, der sich beleidigt fühlte – und sich rächte -, wenn er zu oft geschlagen wurde.
Onkel Hal war ein hinterlistiger alter Teufel, dachte William nicht ohne Bewunderung.
Weshalb ihm dieser zweite Absatz große Sorgen bereitete. Ich kenne Richardson … In diesem Fall verstand er sehr gut, warum Onkel Hal die Details ausgelassen hatte; man wusste nie, von wem die Post gelesen wurde, und es war gut möglich, dass ein Brief mit dem Siegel des Herzogs von Pardloe Aufmerksamkeit erregte. Es sah zwar nicht so aus, als sei das Siegel manipuliert worden, doch er hatte bereits seinem eigenen Vater dabei zugesehen, wie dieser mit großem Geschick und einem heißen Messer Briefsiegel entfernte und wieder anbrachte, und hegte diesbezüglich keine Illusionen.
Das hinderte ihn aber nicht daran, sich zu fragen, was Onkel Hal über Hauptmann Richardson wusste und warum er wollte, dass William seine Kundschafterdienste beendete – denn offensichtlich hatte Papa Onkel Hal davon erzählt.
Was ihn noch nachdenklicher machte – wenn Papa seinem Bruder erzählt hatte, womit William beschäftigt war, musste Onkel Hal Papa erzählt haben, was er über Hauptmann Richardson wusste, falls dieser irgendwie in Verruf stand. Und wenn er das getan hatte -
Er legte Onkel Hals Note beiseite und riss den ersten Brief seines Vaters auf. Nein, kein Wort über Richardson … Der zweite? Wieder nichts. Im dritten eine vage Anspielung auf Spionage, aber in Form eines Wunsches, er möge nicht in Gefahr geraten, und einer indirekten Anspielung auf seine Körperhaltung.
Ein hochgewachsener Mann fällt in Gesellschaft stets auf, und zwar umso mehr, wenn sein Blick direkt ist und seine Kleidung ordentlich.
William lächelte. In Westminster, wo er zur Schule gegangen war, hatten alle Klassen einen einzigen großen Raum benutzt. Dieser war zwar durch einen Vorhang in die niedrigeren und höheren Klassen unterteilt gewesen, doch es wurden Jungen jedes Alters zusammen unterrichtet, und William hatte schnell gelernt, wann – und wie – er sich am besten unsichtbar machte oder mit Absicht auffiel, je nachdem, wer in seiner unmittelbaren Nähe war.
Nun denn. Was auch immer Onkel Hal über Richardson wusste, Papa bereitete es jedenfalls keine Sorgen. Natürlich, so rief er sich zu Bewusstsein, musste es ja nicht zwingend etwas Negatives sein. Der Herzog von Pardloe war zwar furchtlos, solange es um ihn selbst ging, doch im Hinblick auf seine Familie neigte er zu übertriebener Vorsicht. Vielleicht glaubte er ja nur, dass Richardson waghalsig war; wenn das der Fall war, würde sich Papa wahrscheinlich auf Williams gesunden Menschenverstand verlassen und es daher nicht erwähnen.
Es war stickig auf dem Speicher; der Schweiß tropfte William über das Gesicht und zerknitterte ihm das Hemd. Fortnum war wieder gegangen, ohne seinen Koffer zurückzuschieben. Dieser ragte unter seinem Feldbett hervor, das in Schieflage geraten war. William blieb gerade noch genug Platz, um aufzustehen und zur Tür zu gehen, und er flüchtete mit einem Gefühl der Erleichterung ins Freie. Dort war die Luft zwar heiß und feucht, doch
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