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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mir zu Jamie wandern und schüttelte den Kopf.
    »Kein Wunder, dass du sie so gern hast, Onkel Jamie. Sie muss dir wahrhaftig ein großer Trost sein.«
    »Nun ja«, bekannte Jamie, ohne den Kopf von seiner Arbeit zu heben, »sie nimmt mich immer wieder auf – also muss sie wohl mein Zuhause sein.«
     
    ALS WIR FERTIG WAREN, BRACHTEN IAN UND ROLLO DIE VOLLEN MUNITIONSBEUTEL zur Hütte zurück, während Jamie das Feuer austrat und ich die Utensilien zusammenpackte. Es wurde dunkel, und die Luft – die ohnehin schon so
frisch war, dass sie in der Lunge kitzelte – nahm jetzt eine lebendige Kühle an, die auch die Haut liebkoste: der Atemhauch des Frühlings, der unablässig über die Erde weht.
    Einen Moment lang stand ich einfach da und genoss. Obwohl wir im Freien gearbeitet hatten, war es heiß und stickig gewesen, und der kalte Lufthauch, der mir die Haare aus dem Nacken strich, war herrlich.
    »Hast du einen Penny, a nighean? «, sagte Jamie neben mir.
    »Einen was?«
    »Nun ja, irgendein anderes Geldstück reicht auch.«
    »Ich glaube nicht, aber …« Ich kramte in der Tasche, die ich mir an die Taille gebunden hatte und die im jetzigen Stadium unserer Vorbereitungen fast genauso viele unmögliche Dinge enthielt wie Jamies Sporran. Unter den Garnsträhnchen, den zusammengefalteten Papierstückchen, die Samenkörner oder getrocknete Kräuter enthielten, den Lederstückchen, in denen Nadeln steckten, dem kleinen Gefäß mit chirurgischem Nähmaterial, einer schwarz-weiß gemusterten Spechtfeder, einem Stückchen weißer Kreide und einem halben Brötchen, bei dessen Verzehr ich offensichtlich unterbrochen worden war, entdeckte ich tatsächlich einen schmierigen, mit Flusen und Krümeln verklebten halben Shilling.
    »Kannst du den nehmen?«, fragte ich. Ich wischte die Münze ab und reichte sie ihm.
    »Ja«, sagte er und hielt mir etwas entgegen. Meine Hand schloss sich automatisch um den Gegenstand, der sich als Griff eines Messers entpuppte, das ich vor lauter Überraschung beinahe fallen gelassen hätte.
    »Ein neues Messer musst du immer mit Geld bezahlen«, erklärte er mir halb lächelnd. »Damit es weiß, dass du sein Besitzer bist, und sich nicht gegen dich wendet.«
    »Sein Besitzer?« Die Sonne berührte jetzt den Grat des Berges, doch es war noch hell genug, um meine neue Errungenschaft zu betrachten. Es war eine schmale, aber stabile Klinge, die an einer Kante sorgfältig geschärft war; die Schneide schimmerte silbern im ersterbenden Sonnenlicht. Der Griff war aus Hirschhorn geschnitzt, glatt und warm in meiner Hand – und er hatte zwei kleine Einkerbungen, die genau zu meiner Hand passten. Dies war eindeutig mein Messer.
    »Danke«, sagte ich, während ich es bewunderte. »Aber -«
    »Du wirst dich sicherer fühlen, wenn du es dabeihast«, sagte er nüchtern. »Oh – eines noch. Gib es mir.«
    Ich reichte es ihm verwundert zurück und beobachtete verblüfft, wie er die Klinge leicht über seinen Daumenballen zog. Aus dem flachen Schnitt quoll Blut auf, und er wischte es an seiner Hose ab und steckte den Daumen in den Mund, während er mir das Messer zurückreichte.
    »Man tauft eine Klinge mit Blut, damit sie weiß, wozu sie da ist«, erklärte er mir und nahm den verletzten Finger aus dem Mund.

    Der Griff des Messers lag zwar warm in meiner Hand, doch mich durchlief ein kalter Schauder. Bis auf seltene Ausnahmen neigte Jamie eigentlich nicht zu romantischen Gesten. Wenn er mir ein Messer gab, so glaubte er, dass ich es möglicherweise brauchen würde. Und zwar nicht, um Wurzeln auszugraben oder Baumrinde zu schaben. Zu wissen, wozu es da war – in der Tat.
    »Es passt genau in meine Hand«, sagte ich. Ich streichelte die kleine Mulde, die für meinen Daumen gedacht war. »Wie hast du das so exakt hinbekommen?«
    Er lachte.
    »Ich habe deine Hand schon oft genug an meinem Schwanz gehabt, um zu wissen, wie groß sie ist, Sassenach«, versicherte er mir.
    Ich prustete los, drehte jedoch das Messer um und stach mir mit der Spitze in den Daumen. Es war erstaunlich scharf; ich spürte kaum etwas, doch sofort quoll eine Perle aus dunkelrotem Blut auf. Ich steckte mir das Messer in den Gürtel, nahm seine Hand und drückte meinen Daumen gegen den seinen.
    »Blut von meinem Blut«, sagte ich.
    Ich hatte ebenfalls keinerlei Hang zu romantischen Gesten.

10
    BRANDER
    New York August 1776
     
    A m Endenahm man Williams Kunde von der Flucht der Amerikaner weitaus besser auf, als er erwartet hatte. Berauscht

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