Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
launige Gebrüll der Trunkenbolde, das bis jetzt zu hören gewesen war. Dies hier war böse, eine aufgebrachte Männerstimme und die Schreie einer Frau.
    Die beiden Vettern wechselten einen Blick und rannten dann wie ein Mann auf den Tumult zu.
    Dieser hatte inzwischen zugenommen, und als sie das am weitesten entfernte Haus erreichten, strömte eine Anzahl halbentkleideter Soldaten auf die Straße hinaus, gefolgt von einem untersetzten Leutnant, den man William während
der Festivitäten in Adams Zimmer zwar vorgestellt hatte, an dessen Namen er sich aber nicht erinnern konnte. Er zerrte eine halbnackte Hure am Arm hinter sich her.
    Der Leutnant hatte seinen Rock und seine Perücke verloren; sein dunkles Haar war kurz geschnitten und wuchs ihm tief in die Stirn, was ihm zusammen mit seinem breitschultrigen Körperbau das Aussehen eines angriffsbereiten Bullen gab. Genauso verhielt er sich jetzt auch – er wandte sich um und rammte die Frau, die er ins Freie gezerrt hatte, so heftig mit der Schulter, dass sie gegen die Hauswand prallte. Er war stockbesoffen und brüllte zusammenhanglose Unflätigkeiten.
    »Brander.«
    William wusste nicht, wer das Wort ausgesprochen hatte, doch es verbreitete sich unter den aufgeregt murmelnden Stimmen, und etwas Niederträchtiges durchlief die Männer in der Gasse.
    »Brander! Sie ist ein Brander!«
    Mehrere Frauen hatten sich im Eingang versammelt. Das Licht hinter ihnen reichte nicht aus, um ihre Gesichter zu erkennen, doch es war klar, dass sie Angst hatten, und sie hielten sich dicht beieinander. Eine erhob zögernd die Stimme und streckte den Arm aus, doch die anderen zogen sie zurück. Der schwarzhaarige Leutnant nahm keine Notiz davon; er prügelte auf die Hure ein und boxte sie wiederholt in den Bauch und vor die Brüste.
    »Heh, Kamerad!«
    William setzte sich in Bewegung, doch mehrere Hände packten seine Arme und hielten ihn auf.
    »Brander!« Die Männer begannen, jeden Fausthieb des Leutnants mit einem Singsang zu begleiten.
    Ein Brander war ein Schiff, auf dem man Feuer legte, um damit eine gegnerische Flotte in Brand zu setzen – oder eine ansteckende Hure. Als der Leutnant jetzt aufhörte, auf die Frau einzuprügeln, und sie ins Licht der roten Laterne zerrte, konnte William sehen, dass sie in der Tat krank war; der Ausschlag in ihrem Gesicht war deutlich zu sehen.
    »Rodham! Rodham!«, rief Adam den Leutnant beim Namen und versuchte, das Gedränge der Männer zu durchbrechen, doch sie schoben sich noch dichter zusammen, sodass er zurückfiel, und der »Brander!«-Singsang wurde lauter.
    Schreie kamen von den Huren in der Tür, und sie fuhren zurück, als Rodham die Frau auf die Schwelle schleuderte. William machte einen Satz, und es gelang ihm, das Gedränge zu durchbrechen, doch bevor er den Leutnant erreichen konnte, hatte Rodham den Arm gehoben und die Laterne ergriffen. Er schleuderte sie gegen die Hausfront, und flammendes Öl ergoss sich über die Hure.
    Dann wich er keuchend zurück und starrte mit weit aufgerissenen Augen beinahe ungläubig auf die Frau, die jetzt aufsprang und panisch mit den Armen um sich schlug wie mit Windmühlenflügeln, während ihre Haare und ihr dünnes Hemd Feuer fingen. In Sekundenschnelle war sie in Flammen gehüllt und
schrie mit einer schrillen, hohen Stimme, die das laute Durcheinander auf der Straße durchschnitt und sich direkt in Williams Hirn bohrte.
    Die Männer wichen zurück, als die Frau auf sie zutaumelte, die Arme ausgestreckt – ob im vergeblichen Flehen um Hilfe oder in der Absicht, die Männer mit anzustecken, konnte er nicht sagen. Er stand wie angewurzelt da, jede Muskelfaser angespannt in dem Bedürfnis, etwas zu tun, in völliger Ohnmacht und dem überwältigenden Gefühl des Schreckens. Ein beharrlicher Schmerz in seinem Arm ließ ihn mechanisch zur Seite blicken, wo Adam stand und ihm die Finger fest in den Unterarmmuskel bohrte.
    »Gehen wir«, flüsterte Adam mit weißem, verschwitztem Gesicht. »Um Himmel willen, gehen wir!«
    Die Tür des Bordells hatte sich mit einem Knall geschlossen. Die brennende Frau fiel dagegen und presste die Hände gegen das Holz. Der appetitliche Geruch gebratenen Fleisches stieg in der heißen, beengten Gasse auf, und wieder spürte William, wie es ihm hochkam.
    »Gott verfluche euch! Mögen euch die gottverdammten Schwänze verrotten und abfallen!« Der Schrei kam aus einem Fenster über ihnen; Williams Kopf fuhr auf, und er sah eine Frau, die den Männern die Faust

Weitere Kostenlose Bücher