Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
von dem Gefühl, den Feind in die Enge getrieben zu haben, bewegte sich Howes Armee mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Die Flotte des Admirals lag nach wie vor in der Gravesend-Bucht; innerhalb eines Tages marschierten Tausende von Männern im Eiltempo ans Ufer und gingen wieder an Bord, um nach Manhattan überzusetzen; als am nächsten Tag die Sonne unterging, begannen bewaffnete Kompanien mit dem Angriff auf New York – nur um festzustellen, dass die Gräben leer und die Befestigungsanlagen verlassen waren.
So enttäuschend dies für William war, der auf die Chance gehofft hatte, sich direkt und von Mann zu Mann zu rächen, so außerordentlich erfreut war General Howe über diese Entwicklung. Er zog mit seinem Stab in eine große Villa namens Beekman House, um von dort die Kolonie fest unter seine Kontrolle zu bringen. Zwar sprachen sich die ranghohen Offiziere unablässig dafür aus, den Amerikanern nachzusetzen – ein Vorschlag, dem William von Herzen zustimmte -, doch General Howe war der Meinung, dass das Gefühl der Unterlegenheit
und die Zermürbung Washingtons verbleibende Truppen aufreiben würden und der Winter ihnen den Rest geben würde.
»Bis dahin«, sagte Leutnant Anthony Fortnum und sah sich in dem stickigen Speicherzimmer um, das man den drei rangniedrigsten Stabsoffizieren zugeteilt hatte, »sind wir eine Besatzungsarmee. Was bedeutet, dass wir das Recht darauf haben, die Vergnügungen unseres Dienstortes auszukosten.«
»Als da wären?«, erkundigte sich William, während er sich vergeblich nach einem Aufbewahrungsort für den wettergegerbten Handkoffer umsah, der gegenwärtig den Großteil seiner weltlichen Besitztümer enthielt.
»Nun ja, Frauen«, sagte Fortnum und überlegte. »Außerdem muss New York doch seine Fleischtöpfe haben?«
»Ich habe auf dem Hinweg keine gesehen«, erwiderte Ralph Jocelyn skeptisch. »Und ich habe gründlich Ausschau danach gehalten.«
»Nicht gründlich genug«, sagte Fortnum bestimmt. »Ich bin mir sicher, dass es Fleischtöpfe geben muss.«
»Es gibt Bier«, meinte William. »Ein anständiges Wirtshaus namens Fraunces in der Nähe der Water Street. Dort habe ich unterwegs einen guten Schluck getrunken.«
»Es muss etwas in der Nähe geben«, warf Jocelyn ein. »Ich spaziere doch in dieser Hitze nicht meilenweit durch die Gegend!« Das Beekman House war zwar hübsch gelegen; das Grundstück war riesig, und die Luft war sauber – doch es befand sich ein gutes Stück außerhalb der Stadt.
»Sucht, und ihr werdet finden, meine Brüder.« Fortnum schob sich eine Seitenlocke zurecht und warf sich den Rock über die Schulter. »Kommst du mit, Ellesmere?«
»Nein, jetzt nicht. Ich muss ein paar Briefe schreiben. Solltet ihr Fleischtöpfe finden, erwarte ich einen schriftlichen Bericht. In dreifacher Ausfertigung natürlich.«
Vorerst sich selbst überlassen, stellte er seine Tasche auf den Boden und holte das kleine Briefbündel heraus, das ihm Hauptmann Griswold überreicht hatte.
Es waren fünf Briefe; drei mit dem lächelnden Halbmondsiegel seines Stiefvaters – Lord John schrieb ihm pünktlich am Fünfzehnten eines jeden Monats, aber zusätzlich zu anderen Zeiten -, einer von seinem Onkel Hal – bei diesem Anblick grinste er; Onkel Hals Briefe waren zwar hin und wieder verwirrend, aber stets unterhaltsam -, und einer in einer unbekannten, aber weiblichen Handschrift mit einem einfachen Siegel.
Neugierig brach er das Siegel auf, und als er den Brief öffnete, fand er zwei dicht beschriebene Seiten von seiner Cousine Dottie. Er zog die Augenbrauen hoch; Dottie hatte ihm noch nie geschrieben.
Seine Augenbrauen blieben, wo sie waren, während er den Brief las.
»Das ist ja nicht zu fassen«, sagte er laut.
»Was denn?«, fragte Fortnum, der zurückgekommen war, um seinen Hut zu holen. »Schlechte Nachrichten von zu Hause?«
»Was? Oh. Nein. Nein«, wiederholte er und las die erste Seite des Briefes noch einmal. »Nur … interessant.«
Er faltete den Brief zusammen, steckte ihn in seinen Rock, wo er vor Fortnums neugierigen Blicken sicher war, und ergriff Onkel Hals Brief mit dem herzoglichen Siegel. Bei diesem Anblick bekam Fortnum große Augen, doch er schwieg.
William hustete und brach das Siegel auf. Wie üblich war die Note weniger als eine Seite lang und enthielt weder Begrüßung noch Unterschrift – Onkel Hal war der Meinung, dass der Adressat schließlich klar war, da der Brief mit einer Anschrift versehen war, dass das Siegel
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