Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
gut nach Gras, harzgetränkten Knospen und frühen Weidenkätzchen.
Mit friedvoller Miene atmete sie die berauschenden Düfte tief ein.
»Aye, das ist es.« Sie blickte auf das kleine Mädchen hinunter, das in dem Schultertuch schlief, das sie sich wie eine Schlinge vor die Brust gebunden hatte. »Ich habe mir gedacht, ich nenne die Kleine Redbud. Bobby meint, es klingt etwas wie ein heidnischer Name, und das kann schon sein, aber ich habe gesagt, wir können sie ja mit erstem Namen nach einer Heiligen nennen. Catherine vielleicht; Ehrwürden sagt, die heilige Katharina war eine große Gelehrte, und ich hätte doch so gern, dass sie lesen lernt«, fügte sie ein wenig sehnsuchtsvoll hinzu.
Sanft berührte ich die winzige Wange. Das Baby schlief tief und fest, das Gesicht gerötet von der Wärme seiner Mutter, und dabei puffte es behäbig vor sich hin wie eine kleine Dampfmaschine.
»Catherine Redbud Higgins ist ein hübscher Name«, sagte ich. »Wenn Ihr es möchtet, wird Ehrwürden Mr. Crombie bestimmt sagen, dass er ihr das Lesen beibringen muss, wenn sie alt genug ist.«
»Oh. Nun ja … aye.« Amys Mund verzog sich zweifelnd. »Mr. Crombie hält aber nicht viel davon, die Mädchen zu unterrichten; er meint, Frauen müssen daheimbleiben und von den Männern unterrichtet werden – aber Bobby kann es ihr nicht beibringen. Meint Ihr nicht, dass Ihr womöglich wieder da seid, wenn sie alt genug ist, um zu lesen? Ihr könntet es ihr doch beibringen«, fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
»Das würde ich sehr gern tun«, sagte ich lächelnd und hoffte, dass das Lächeln den Hauch von Panik überdeckt hatte, der bei ihrer Frage in mir aufgestiegen war. Würden wir zurückkommen? Wenn ja – wann? Und was würden wir dann vorfinden?
Das Baby schmatzte im Schlaf, als ob es einen Traum kostete, und wir lachten beide. Ich nahm meinen Eimer und machte mich auf den Weg zum Brunnen. Ich schöpfte Trost und Frieden aus der Existenz der kleinen Catherine.
Sie war vor zwei Wochen ohne jeden Zwischenfall zur Welt gekommen – abgesehen vom üblichen Drama einer jeden Geburt. Sie war Bobby Higgins’ erstes Kind und sein Ein und Alles. Ich hatte sie ihm in die Arme gelegt und war dann zu Amy zurückgegangen, um sie zu versorgen. Als ich wieder herauskam, hatte er am Feuer gesessen und dem kleinen Bündel flüsternd ein Schlaflied vorgesungen.
Er blickte mit feuchten Wangen zu mir auf und sagte staunend: »Sie ist perfekt. Wie kann etwas so perfekt sein?«
Bobby würde schon dafür sorgen, dass seine Tochter lesen lernte, dachte ich. Er war zwar kein geborener Anführer wie Jamie – aber er verfügte über eine stille, hartnäckige Art der Kompetenz, die ihm den Respekt der anderen Männer einbrachte. Er würde schon einen Weg finden, mit Hiram Crombie umzugehen.
Dennoch …
Ich füllte den Eimer und machte mich langsam auf den Rückweg. Dabei betrachtete ich meine Umgebung so, wie man etwas betrachtet, wenn man weiß, dass man es lange Zeit nicht mehr wiedersehen wird. Wenn überhaupt.
Der Alltag in Fraser’s Ridge hatte sich ja bereits drastisch verändert – durch die zunehmende Gewalt, die Turbulenzen des Krieges und die Zerstörung unseres Hauses. Er würde sich noch mehr ändern, wenn Jamie und ich fort waren.
Wer würde der natürliche Anführer sein? Hiram war de facto das Oberhaupt der presbyterianischen Fischerfamilien aus Thurso – doch er war ein rigider, humorloser Mensch, der wahrscheinlich eher für Reibungen mit dem Rest der Siedlergemeinschaft sorgen würde, als die Ordnung aufrechtzuerhalten und die Zusammenarbeit großzuschreiben.
Bobby? Nach reiflicher Überlegung hatte Jamie ihn zum Faktor ernannt und ihn mit der Aufsicht über unseren Besitz beauftragt – zumindest das, was davon übrig war. Doch zu seinen angeborenen Talenten – oder ihrem Fehlen – kam die
Tatsache, dass Bobby noch sehr jung war. Es war deshalb leicht möglich, dass er – gemeinsam mit vielen der anderen Männer von Fraser’s Ridge – vom kommenden Sturm mitgerissen und gezwungen wurde, in einer der Milizen zu dienen. Es würden allerdings nicht die Truppen der Krone sein; er war britischer Soldat und sieben Jahre zuvor in Boston stationiert gewesen, wo er und einige seiner Kameraden von einem Pöbel aus mehreren Hundert aufgebrachter Bostoner Bürger bedroht worden waren. In ihrer Todesangst hatten die Soldaten ihre Musketen geladen und sie auf die Menge gerichtet. Es hatte Steine und Holzknüppel gehagelt, dann waren
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