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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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bekreuzigen. »Aber man kann nichts mit Bestimmtheit sagen.«
    »Zwillinge sind erblich«, warf Ian hilfreicherweise ein.
    Jetzt bekreuzigte sich Jamie.
    »Ich habe aber nur einen Herzschlag gehört«, wandte ich ein, um Beherrschung bemüht, »und ich habe sie monatelang abgehört.«
    »Kannst du nicht die Körperteile zählen, die vorstehen?«, erkundigte sich Ian. »Ich meine, wenn es so aussieht, als hätte es sechs Beine …«
    »Leichter gesagt als getan.« Natürlich konnte ich die allgemeinen Umrisse des Kindes ausmachen – ein Kopf war einigermaßen einfach zu ertasten, genau wie die Pobacken; Arme und Beine waren ein wenig problematischer. Genau das war es, was mir im Moment enormes Kopfzerbrechen bereitete.
    Während des letzten Monats hatte ich Lizzie einmal in der Woche untersucht – und während der letzten Woche war ich jeden zweiten Tag zu ihrer Hütte hinaufgegangen, obwohl es ein langer Fußweg war. Das Kind – und ich glaubte wirklich, dass es nur eines war – kam mir sehr groß vor; der Muttermund befand sich noch um einiges höher, als er meiner Meinung nach hätte sein sollen. Es kam zwar häufig vor, dass Babys in den Wochen vor der Geburt die Lage wechselten, doch dieses hier verharrte nun schon besorgniserregend lange in Schräglage – es lag quer in ihrem Bauch.
    Und es war nun einmal so, dass ich ohne Krankenhaus, OP oder Anästhesie nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten hatte, mit einer unorthodoxen Geburt umzugehen. Ohne chirurgische Intervention hatte eine Hebamme bei einer Schräglage vier Alternativen: die Frau nach tagelangen qualvollen Wehen einfach sterben zu lassen; die Frau nach einem Kaiserschnitt ohne die Segnungen der Anästhesie oder Sterilität sterben zu lassen – dabei aber möglicherweise das Baby zu retten; möglicherweise die Mutter zu retten, indem sie das Kind im Mutterleib tötete und es dann stückweise entfernte (Daniel Rawlings hatte mehrere – illustrierte – Seiten in seinem Buch gehabt, die diese Prozedur beschrieben) oder eine interne Wendung zu versuchen, um das Baby in eine Lage zu drehen, in der es geboren werden konnte.
    Während die letzte Option oberflächlich betrachtet die verlockendste war, konnte sie durchaus genauso gefährlich sein wie die anderen und zum Tod von Mutter und Kind führen.
    Ich hatte vorige Woche eine externe Wendung versucht, und es war mir – unter Schwierigkeiten – gelungen, das Kind kopfunter zu drehen. Zwei Tage später hatte es sich wieder zurückgedreht, denn anscheinend lag es gern auf
dem Rücken. Möglich, dass es sich von selbst wieder drehte, bevor die Wehen einsetzten – oder aber auch nicht.
    Die Erfahrung hatte mich gelehrt, zwischen sinnvoller Planung für Notfälle und nutzloser Sorge um Dinge zu unterscheiden, zu denen es vielleicht niemals kam, sodass ich nachts noch schlafen konnte. Während der letzten Woche hatte ich jedoch jeden Abend bis weit nach Mitternacht wach gelegen und mir vorgestellt, dass sich das Kind nicht rechtzeitig drehen würde, um dann diese kurze, trostlose Liste der Möglichkeiten durchzugehen und vergeblich nach einem anderen Weg zu suchen.
    Wenn ich Äther hätte … doch alles, was ich hatte, war beim Brand des Hauses vernichtet worden.
    Lizzie umbringen, um das Kind zu retten? Nein. Wenn es so weit kam, war es besser, das Kind in utero zu töten, damit Rodney seine Mutter behielt und Jo und Kezzie ihre Frau. Aber die Vorstellung, einem geburtsreifen Baby den Schädel einzudrücken – oder es mit einer scharfen Drahtschlinge zu enthaupten …
    »Hast du heute Morgen keinen Hunger, Tante Claire?«
    »Äh … nein. Danke, Ian.«
    »Du siehst ein wenig blass aus, Sassenach. Du wirst doch nicht krank, oder?«
    »Nein!« Ich stand hastig auf, bevor sie weiterfragen konnten – es reichte völlig, wenn mir vor den Dingen graute, die mir durch den Kopf gingen -, und ging einen Eimer Wasser vom Brunnen holen.
    Amy war draußen; sie hatte unter dem großen Waschkessel Feuer gemacht und hielt Aidan und Orrie auf Trab, die hin und wieder beim Holzsammeln innehielten, um sich gegenseitig mit Dreck zu bewerfen.
    »Braucht Ihr Wasser, a bhana-mhaighstir? «, fragte sie, als sie den Eimer in meiner Hand sah. »Aidan kann es Euch holen.«
    »Nein, schon gut«, versicherte ich ihr. »Ich wollte nur etwas frische Luft schnappen. Es ist morgens jetzt so herrlich draußen.« Das stimmte; es war zwar immer noch kühl, bis die Sonne hoch am Himmel stand, aber frisch, und es roch schwindelerregend

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