Highlander meiner Traeume
Scheune des Bürgermeisters von Ruthemore hausen müssen, denn Aline wollte seine beruhigende Nähe nicht mehr missen. Geschickt legte sie den Verband an und hoffte, Logan könne nicht ihre geheimsten Gedanken lesen.
Wieder ernst, sagte er nach einer Weile: „So eine winterliche Scheune ist wahrlich keine Luxusherberge, obwohl ich Kälte gewohnt bin. In den Highlands erlebe ich oft genug bitterkalte Winter mit einem scharfen Ostwind, der einem die Knochen klirren lässt. Trotzdem werde ich mich an Eure Anweisungen halten, das bin ich Euch schuldig, kleine Aline.“ Die letzten Worte hatte er mit sanftem Unterton gesprochen, und vor Ergriffenheit kämpfte Aline mit den Tränen. Schließlich gab sie vor, ins Haus gehen zu müssen, um die tägliche Hausarbeit zu verrichten und etwas für Logan zu kochen. Er ließ sie nur ungern gehen, nickte jedoch verständnisvoll.
*
Mechanisch schrubbte Aline den Fußboden, der durch das unwirtliche Wetter täglicher Pflege bedurfte. Als Aline die Haustür öffnete, um die Steinstufe davor zu fegen, sah sie auf der Straße Judy, eine Bauersfrau, deren Hof am Ende des Dorfes lag.
Aline winkte ihr zu, worauf Judy augenblicklich die Straße überquerte und sich gegen den Gartenzaun von Hectors Grundstück lehnte. Judy war als Klatschbase verschrien, eine noch schlimmere als die Krämerin von Ruthemore! Am besten, man grüßte sie kurz und ging dann seiner Wege, weil Judy ununterbrochen schwatzte und die Frauen von ihrer Arbeit abhielten.
„Wie ich hörte, habt Ihr den Schottenmarsch ungeschoren überstanden“, sagte Judy und stellte ihren leeren Korb ab; offensichtlich war sie auf dem Weg zum Kaufladen, der auf der Hauptstraße in der Dorfmitte lag. „Uns haben die Halunken ein Schaf gestohlen!“
Zögernd trat Aline näher. „Hector erzählte mir von den Verlusten im Dorf.“
Judy schnaubte. „Und wer zahlt uns nun den Verlust? Unser Bürgermeister wohl kaum ...“ Sie trat einen Schritt näher. „Mein Alfred meint, wenn er jemals einen von diesen wilden zottigen Hochlandschotten in die Finger kriegt, dann bringt er ihn um – egal, ob der unser Schaf gestohlen hat oder nicht.“
Aline zwang sich zu einem zustimmenden Nicken. Wenn Judys Mann wüsste, dass sich ein verletzter und wehrloser Highlander in Ruthemore befand, würde er alles daran setzen, Logan zu finden und umzubringen.
„Die glauben tatsächlich, dass sie unseren König stürzen können, lachhaft!“, fuhr Judy fort. „Als sie durchs Dorf marschierten, riskierte ich einen Blick; solch eine schmutzige zerlumpte Bande habt Ihr noch nie gesehen, das sage ich Euch! Sie trugen kaputte Musketen bei sich und verrostete Schwerter und Schilde. Unsere königlichen Soldaten werden sich köstlich amüsieren, wenn sie diese armseligen Kreaturen zu Gesicht bekommen.“
Aline spürte, dass sie sich persönlich angegriffen fühlte und hätte die Schottenarmee am liebsten verteidigt. Doch das musste sie sich verkneifen, auch wenn sie der einzige Mensch in Ruthemore war, der wusste, dass nicht alle Highlander ungepflegte und raue Zeitgenossen waren.
Unterdessen schwatzte Judy weiter, beschwerte sich über die teilweise vereiste Straße, die gestiegenen Preise für Mehl und Kartoffeln sowie die Tatsache, dass der graue Himmel weitere Schneemassen versprach.
Aline gab höflich vor, der geschwätzigen Judy aufmerksam zuzuhören, dabei sehnte sie sich danach, zurück in die Scheune und somit zu Logan gehen zu können.
„Ich sage Euch“, Judy hob anklagend den Zeigefinger, „wenn der Winter noch lange anhält, wird mein Gliederreißen so stark, dass ich meinen Haushalt nicht mehr führen kann.“
Inständig wünschte sich Aline, dass Judy ging, doch den Gefallen tat sie ihr erst, als es zu schneien begann – erst fielen wenige Schneeflocken mit dem Aussehen von Puderzucker, dann kam ein heftiger Wind auf und das Wetter artete in ein Schneegestöber aus. Dies geschah innerhalb weniger Minuten, und Aline war froh, Judy endlich losgeworden zu sein. Sie flüchtete ins Haus, schüttelte sich die dicken Schneeflocken von Haar und Kleidung und machte sich dann an der Feuerstelle zu schaffen; schließlich hatte sie Logan eine warme Mahlzeit als Mittagessen versprochen.
*
Er war eingenickt, als Aline eine halbe Stunde später mit der abgedeckten Schüssel in die Scheune kam, und er wurde erst wach, als Aline dicht vor ihm stand. Instinktiv griff er wieder zu seinem Breitschwert, das neben ihm versteckt lag, ließ es jedoch
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