Highlander meiner Traeume
zu lange liegen, sonst wird er trocken und schmeckt nur noch, wenn man ihn in Milch eintunkt.“
Aline versprach es. Sie erhob sich hölzern, um die Nachbarin zur Tür zu geleiten und bemühte sich, ihre Erleichterung nicht zu deutlich zu zeigen.
*
Den Rest des Tages verbrachte Aline wieder mit Grübeln. Jane hatte mit ihrer Andeutung auf eine neue Ehe nicht ganz unrecht, denn Aline wusste nicht, womit sie in Zukunft ihren eigenen Unterhalt verdienen sollte. Sicher, sie konnte sich noch mehr Federvieh anschaffen, um mit deren Eiern und Fleisch etwas Geld zu verdienen, doch das würde kaum zum Überleben reichen.
Und dann sah sie wieder Logans schöne helle Augen vor sich und hörte seine sanfte Stimme, die ihr zuredete, dass sie ein wertvoller Mensch sei und nicht nur das Anhängsel ihres trinkfreudigen Ehemannes.
Logan! Alines Herz schrie nach ihm. Wie tröstlich wäre es, wenn er sie in seine starken Arme schließen und sie zart küssen würde. Doch er war weit weg, und sie würde ihn nie wieder sehen.
*
Monoton verrichtete Aline die tägliche Arbeit in Haus und Stall. Sie konnte nicht behaupten, dass Hector ihr fehlte, dennoch fühlte sie sich verloren. Zum ersten Mal in ihrem Leben sagte ihr niemand, was sie tun oder lassen sollte; wie sie in Zukunft ihr Leben gestaltete, blieb ihr ganz allein überlassen.
Endlich wurde es wärmer. Der letzte Schnee schmolz und verwandelte Straßen und Höfe in Schlammfelder; aber zumindest konnten nun wieder die Felder bestellt werden.
Noch immer wusste Aline nicht, wovon sie zukünftig leben sollte – sie hatte keine Vorstellungen, womit sie Geld für ihren Lebensunterhalt verdienen sollte. Es hatte sich herausgestellt, dass sich in dem Lederbeutel, den Hector im Schreibtisch seines Arbeitszimmers aufbewahrt hatte, noch etliche Goldstücke befanden, die eine Weile zum Leben reichen würden, nachdem Aline die Kosten für das Begräbnis beglichen hatte.
Mittlerweile war ein neuer Bürgermeister gewählt worden, und man ließ Aline in Ruhe. Auf der Straße wurde sie freundlich gegrüßt, und bisweilen kam Jane, um ihre Nachbarin zu einem Schwätzchen zu animieren. Ansonsten lebte Aline abgeschieden von den Dorfbewohnern, was ihr nur gerade recht war.
Doch dann hörte sie beim Einkaufen, dass es am 16. April in der Nähe der schottischen Stadt Inverness zu einer blutigen Schlacht gekommen war, aus der die Engländer siegreich hervorgegangen waren. Bei den schottischen Truppen, die weit unterlegen gewesen waren, war es zu hohen Verlusten gekommen.
„Der Herzog von Cumberland soll nicht zimperlich gewesen sein, sagt man“, wusste Annie, die Krämerin, zu berichten. „Gefangene wurden nicht gemacht, die verletzten Schotten wurden mit dem Bajonett getötet, und die Erde des Schlachtfeldes namens Culloden Moor soll rot vom Blut der Highlander gewesen sein.“ Ihre Stimme klang triumphierend. „Das geschieht diesen Barbaren gerade recht! Noch heute läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich an die Nacht denke, als die Schotten durch Ruthemore gezogen sind und Angst und Schrecken verbreiteten.“
Sie merkte nicht, wie Aline bei diesen Worten zusammenzuckte. Logan!, fuhr es ihr durch den Kopf. Er war aller Wahrscheinlichkeit einer der Krieger bei dieser verheerenden Schlacht gewesen.
Aline zahlte ihre Einkäufe. Sie gab sich keine Mühe, ihre Erschütterung zu verbergen, die jedoch kaum bemerkt wurde, denn nach dem Tod ihres Gatten wirkte sie in den Augen der Leute ohnehin etwas eigenartig.
Sie merkte kaum, wohin sie auf dem Heimweg trat; und erst vor ihrem Haus stellte sie erstaunt fest, dass ihre Schuhe über und über mit Schlamm bedeckt waren.
Der Korb mit den Einkäufen wurde auf den Küchentisch gestellt, doch Aline machte keine Anstalten, ihn auszuräumen. Sie setzte sich auf einen Stuhl und verbarg ihr Gesicht mit den Händen, während sie haltlos schluchzte.
Der einzige Gedanke, der sich in ihrem Hirn festgesetzt hatte, war, dass Logan sehr wahrscheinlich tot war! Er hatte kein Hehl daraus gemacht, wie sehr es ihn zu seiner Truppe zog, wie begierig er darauf war, immer weiterzukämpfen – solange, bis die verhassten Engländer Schottland verließen und seine Heimat wieder von einem Stuart regiert wurde. Doch wenn die Krämerin nicht übertrieb, dann hatte Bonnie Prince Charlie nach der Schlacht aufgegeben und war geflohen, während seine tapferen Soldaten der Rache der Engländer ausgesetzt waren.
*
Zunächst war es nur eine wirre Idee, die
Weitere Kostenlose Bücher