Highlander meines Herzens
gehen.«
»Verzeihung«, erwiderte Maggie ruhig, »ich möchte nicht unhöflich sein, Sir, aber ich weiß noch nicht einmal, wer Ihr seid. Und ich habe keine Ahnung, inwieweit Euch die Angelegenheit betrifft.«
»Er ist mein Bruder Sin«, flüsterte ihr Braden ins Ohr.
Maggies Augen weiteten sich, und sie formte mit ihrem Mund ein »O«. Jeder im Clan kannte die schreckliche Geschichte, wie Sin gewaltsam aus der Burg verschleppt worden war.
Und schlimmer noch, auch die Geschichte, wie sein Vater, als die Männer des Königs den sich wehrenden Jungen auf ein Pferd gezwungen hatten, sich von ihm abgewandt, die Tür zugemacht und seinen Sohn seinen Feinden überlassen hatte.
In dem Augenblick, da die Tür sich geschlossen hatte, hatte Sin aufgehört, sich zu wehren, hatte die Schultern stolz gereckt und war mit dem bitteren Schwur auf den Lippen davongeritten, nie wiederzukehren.
Anghus war dabei gewesen, als es geschehen war, und seine Erzählung hatte sie nie ganz vergessen können. Wie konnte ein Vater sich so von seinem eigenen Fleisch und Blut abwenden und ihn ziehen lassen?
Jetzt bereute sie ihre harschen Worte. Zweifellos hatte Sin schon Schlimmeres zu hören bekommen, aber sie wollte niemandem noch mehr aufbürden, der schon so viel gelitten hatte.
»Verzeiht«, sagte sie zu Sin, »aber es ist viel Zeit vergangen, seit wir uns zuletzt gesehen haben.«
Sin nickte kaum merklich, erwiderte aber nichts.
Jetzt, da sie wusste, wer er war, fragte sie: »Woher wollt Ihr wissen, dass mein Plan nicht aufgehen wird?«
Ein verächtliches, fast böses Lächeln kräuselte Sins Lippen. »Weil, wenn es um Strategien für Überfälle geht, es niemanden gibt, der sich mit mir messen kann. Wenn ich sage, es wird nicht gehen, dann könnt Ihr Euer Leben darauf verwetten, dass es stimmt. Ich habe mich noch nie geirrt.«
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
Da war eine versteckte Bedeutung in diesen Worten. Etwas, das ihr Angst machte.
»Da wir von Plänen reden«, schaltete sich Braden ein, »was hast du über Lochlans Lage herausfinden können?«
Sin schüttelte den Kopf.
»Es ist hoffnungslos. Sie haben ihn und vier andere in der Mitte der Halle auf Stühle gefesselt, wo sie sie im Auge behalten können. Selbst wenn wir über die Empore kommen, sehen sie uns rechtzeitig genug, um die fünf umzubringen.«
»Welche vier anderen?«, wollte Maggie wissen.
Bei ihrer Frage wurde Braden jäh ganz kalt. Oh nein! In seiner Sorge um Lochlan hatte er daran gar nicht mehr gedacht.
Er drehte sich mit verlegener Miene zu Maggie um. »Habe ich etwa zu erwähnen vergessen, dass Fergus deine vier Brüder zusammen mit ihm gefesselt hat?«
Sie musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Was?«, fuhr sie ihn an. »Was meinst du damit …«
»Es wird alles gut werden, Maggie«, versuchte Braden sie zu beschwichtigen. »Ihnen wird nichts geschehen.«
»Warum hast du es mir nicht gleich gesagt?«
»Ich dachte nicht, dass es etwas ändern würde.«
»Nun, das tut es aber! Ich werde nirgendwohin gehen, ehe sie nicht in Sicherheit sind.«
Sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten, erkannte
Maggie, dass sie gefangen war. Wieder. »Ich habe keine Chance, sie herauszuholen, oder?«
Braden schüttelte den Kopf. »Außer du reißt die Kirchentür auf und führst die Frauen nach Hause.«
Sie seufzte. »Dann folgen wir besser meinem ursprünglichen Plan.«
»Ich werde mitkommen«, erklärte Ewan.
»Oh ja, dann läuft alles wie am Schnürchen«, erwiderte Sin vor Hohn triefend. »Wenn es einen Menschen gibt, den die MacDouglas noch lieber in ihre Hände bekämen als Maggie, so bist du es. Ein ausgezeichneter Plan, wirklich.«
»Könntest du dir bitte deinen Sarkasmus verkneifen?«, erkundigte sich Ewan scharf.
»Und könntet ihr beide euch vielleicht das Streiten verkneifen?«, mischte sich Maggie ein. »Es ist ein Wunder, dass auch nur einer von euch die Kindheit überlebt hat.« Sie bedachte erst Sin, dann Ewan mit einem tadelnden Blick.
»Ich wusste, ich hätte in England bleiben sollen«, bemerkte Sin. »Aber nein, ich musste ja mit Braden herkommen und meine verdammte Nase dort hineinstecken, wo sie nicht hingehört. Wenn ich auch nur einen Funken Verstand besäße, würde ich auf der Stelle kehrtmachen, nach Hause reiten und euch alle eurer Dummheit überlassen.«
Braden schenkte ihm keinerlei Beachtung. »Ewan, du behältst Maggies Ring und gibst ihn Ende der Woche Pegeen, um Lochlan und die anderen zu retten.
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