Highlander und die Hure
ich bin Lady Jocelyns Dienstmädchen. Sie schickt mich, um Euch und Eure Tochter einzuladen, mit ihr zu frühstücken.“
„Wie spät ist es?“, fragte Marian verlegen. Es war ihr peinlich, aus dem Bett geholt zu werden, wenn die Sonne bestimmt schon vor drei oder vier Stunden aufgegangen war.
„Lady Jocelyn sagt, Ihr sollt Euch wegen der Zeit keine Gedanken machen. Kommt einfach zu den Gemächern des Lairds, wenn Ihr und das Mädchen so weit seid.“
Marian nahm die Einladung an und ließ sich von der jungen Frau den Weg dorthin genau erklären. Als sie die Tür hinter sich zudrückte, fiel ihr auf, dass jemand irgendwann an diesem Morgen ihre Kleider ausgepackt und über eine Truhe gelegt hatte. Da die Auswahl nicht groß war, klopfte sie von ihrem besten Kleid kurzerhand den Staub von der Reise ab und zog sich an. Erst da kam ihr die Frage in den Sinn, wie es möglich war, dass sie ausgezogen im Bett gelegen hatte.
Sie sah sich um, konnte aber nirgends einen Hinweis auf Duncan entdecken. Seine Kleidung lag unberührt in der anderen Truhe, nur sein Mantel und sein Schwert waren verschwunden, das er stets an seinem Gürtel trug. Hatte er nicht hier geschlafen? Und wie war Ciara zu ihr ins Bett gekommen?
Sie glaubte sich daran zu erinnern, dass Duncan sie hergebracht und ihr etwas Wein zu trinken gegeben hatte. Als sie gründlicher über den gestrigen Abend nachdachte, fiel ihr ein, dass sie weinend in seinen Armen gelegen hatte. Vor Verlegenheit bekam sie rote Wangen. Immerhin war das schon das zweite Mal, dass sie die Kontrolle über ihre Gefühle verloren hatte. Erst seit der Friedensstifter vor etwas mehr als einem Monat in ihr Leben getreten war, hatte sie ihre Gefühle nicht mehr im Zaum, was ihr sonst nicht ähnlich sah.
Marian setzte sich auf die Bettkante und weckte behutsam ihre Tochter auf. Nach der langen Reise war es allzu verständlich, der Versuchung zu erliegen, aus diesem großen, bequemen Bett nicht so schnell aufzustehen. Schließlich rieb sich Ciara die Augen, setzte sich auf und sah sich um.
„Wo ist Duncan?“, fragte sie.
„Das weiß ich nicht, mein Schatz.“
„So hat er mich auch genannt, Mama“, sagte sie, während sie aus dem Bett kletterte und nach ihrem Beutel mit den Spielsachen suchte.
„Ciara, wann hast du Duncan gesehen? Heute Morgen?“
„Nein, Mama, er ist heute Nacht zu mir gekommen, als ich so geweint habe. Ich wollte zu dir, aber Glenna hat gesagt, dass ich bei ihr und bei den anderen Kindern bleiben soll.“
Sie hatte Ciara nach dem Abendessen ins Kinderzimmer gebracht und war nicht wieder zu ihr gegangen, ganz im Gegensatz zu Duncan, der sich offenbar sogar mitten in der Nacht auf den Weg zu ihr begeben hatte.
„Was hat Duncan gemacht?“
„Er hat mich gehalten und mit mir geredet, und dann hat er mich hergebracht und zu dir in das große Bett gelegt.“
„Tatsächlich?“ Dieser Mann versetzte sie immer wieder in Erstaunen. Dass er sich so rührend um ihre Tochter gekümmert hatte, überraschte sie jedoch am meisten.
„Dann hat er uns zugedeckt und mir gesagt, dass ich schlafen soll. Und das hab ich dann auch gemacht.“
„Komm, Ciara. Lady Jocelyn wartet darauf, dass wir sie besuchen kommen.“
Marian fand ihre Bürste und flocht ihr Haar zu langen Zöpfen. Da mit jedem Waschen mehr Farbe aus ihren Haaren gespült wurde, benötigte sie mehr von dieser speziellen Pflanzenwurzel, die diesen Braunton ergab. Am liebsten hätte sie zu einem Kopftuch gegriffen, doch da keine der Frauen in der Festung so gekleidet war, hätte sie damit unnötig die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Also legte sie die Zöpfe so um ihren Kopf, dass jene Partien verdeckt waren, die ihre bräunliche Färbung verloren hatten.
Wären ihre Haare nicht noch kurz zuvor ein wenig geschnitten worden, hätte sie mit ihnen den ganzen Kopf bedecken können und sich noch auf Wochen hinaus keine Gedanken wegen der Farbe machen müssen. Aber so wie viele andere Dinge in ihrem Leben ließ sich auch das nachträglich nicht mehr ändern. Als sie schließlich fertig war, nahm sie Ciara mit zu den Privatgemächern der Burgherrin, wo sie freundlich empfangen und Ruriks Frau Margriet vorgestellt wurden, die allem Anschein nach ebenfalls schwanger war.
Zumindest sprach dafür die Tatsache, dass Rurik vor ihr kniete und mit seinen großen Händen über ihren Bauch rieb. War jede Frau in diesem Clan so fruchtbar wie diese beiden?
Marians Gesichtsausdruck musste ihre Gedanken verraten haben,
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