Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)
Dad und lege die Füße auf den Couchtisch, neben die seinen. Wir sehen fern, bis das nächtliche Testbild mit dem Indianerhäuptling erscheint. Mein Dad schläft seit dem Moment, als er die Füße hochgelegt hat, und ich liege neben ihm wie ein Zombie. Ich stupse ihn mit dem Ellbogen an und sage: »Es ist schon morgen, Dad.« Sein Pullover ist ganz verdreht; er schießt vom Sofa hoch und taumelt mit ausgestreckten Armen, damit er nirgends anstößt, auf die Treppe zu.
»Dad?«, sage ich, als er die knarzenden Stufen hinaufgeht. »Erinnerst du dich an Mr. Whitnell? Den alten Mann in unserer Straße?«
»An wen?« Er reibt sich das Gesicht.
»Mr. Whitnell. Erinnerst du dich?«
»O Gott«, sagt er. »Er hat dir mal so viele Süßigkeiten zu essen gegeben, dass du den ganzen Tag gekotzt hast. Das haben wir deiner Mutter nie erzählt.« Ich hätte ihn gern mehr gefragt, aber er ist schon fort, schnell die Treppe hoch, um das Bad zu belagern. Morgen, denke ich, morgen frage ich ihn, und schließe die Augen. Im dunklen Inneren meines Kopfes leuchtet immer noch das Testbild.
Ich stelle mir vor, wie ich mit Mr. Whitnell auf den Stufen seiner Hintertür sitze; vor uns auf dem Boden liegt eine ganze Reihe Schokoladenriegel. Er fragt: Sechs und drei? Und ich antworte: Elf. Er lacht und sagt: Versuch’s noch mal, teile sie in zwei Haufen. Sechs und drei? Noch vor dem Mittagessen haben wir alle Riegel verdrückt, obwohl Mr. Whitnell Diabetiker ist, obwohl seine Schwester auf der sonnigen Glasveranda schnarcht, vielleicht davon träumt, frei zu sein. Ich sehe sein Gesicht ganz deutlich, die Bäume dahinter, den krummen Zaun. Mr. Whitnell ist ein herziger alter Kerl, mit trüben Augen. Mein Dad erscheint an der Tür, und Mr. Whitnell und ich blicken auf, um ihn zu begrüßen, die Gesichter und Finger klebrig von Schokolade. In der Miene meines Vaters spiegeln sich die unterschiedlichsten Empfindungen, eine nach der anderen, eine Kette unausgesprochener, trauriger Gedanken.
Was dann passiert, weiß ich nicht. Ich habe vom langen Sitzen auf dem Sofa einen steifen Hals. Ich bette mich ein wenig um, und bald bin ich eingeschlafen. Diesmal bin ich in Utah, fahre im Auto herum, und alles ist unglaublich seltsam.
Der elektrische Vorhang
Heute Vormittag habe ich eine fürchterliche Laune. Die Sonne scheint herein, ich sitze in ihrem Licht und denke zum ersten Mal seit Langem wieder an meinen Exfreund Nick. Um mich abzulenken, suche ich in der Zeitung nach dem Artikel über meinen Bruder, breite die Seiten über Toast und Kaffee aus, kann aber den richtigen Teil nicht finden. Es ist ein Stadtteilblättchen, der Druck stinkt nach Zigarren.
So weit dreht sich alles, was in der Zeitung steht, um das erbärmliche Blues-Festival in unserem Viertel, ein einziges Fiasko, das sich eine Woche lang hinzieht; man kann den ganzen Tag dort zubringen, ohne einen einzigen Blues zu hören. Wer auf der Veranda steht, hört manchmal die Songs verschiedener Bands durcheinanderwabern – The Girl from Ipanema und Bad, Bad Leroy Brown gleichzeitig. Das Generve geht den ganzen Tag bis in die Nacht hinein, Melodien dringen durch das Schlafzimmerfenster, so dass ich mir ein Kissen über die Ohren ziehen muss. Beim Aufwachen summe ich Songs, die ich hasse. Die Zeitung knistert mir zu: »Diesen Donnerstag!«
Aus unerfindlichen Gründen bin ich heute mit dem Gedanken aufgewacht, dass Nick unser Haus kaufen würde. Ich bin hastig aus dem Bett gekrabbelt, um Dad vorzuwarnen, und war schon halb die Treppe unten, bis ich begriff, dass das nicht stimmen konnte. Da setzte ich mich auf die unterste Stufe, stützte den Kopf in die Hände und versuchte mir einzureden, dass ich keineswegs auf eine neue Nick-Obsession zusteuere. Wie auch immer – der Teppich unter meinen Füßen schien nicht mehr der meine. Das beunruhigte mich ein wenig; bis heute früh war monatelang alles so gut gelaufen.
Schließlich finde ich Andrew im »Zuhause«-Teil. Das ist eigentlich der Küchenteil, aber in manchen Wochen gehen der Redaktion die Kochtipps und die tippfehlergespickten Rezepte aus, dann wird alles mit reingepackt, was sich in der Nähe einer Küche abgespielt haben könnte. Heute sind es Andrews solarbetriebene Vorhänge.
»Schau mal«, sage ich, während Andrew unter der Spüle herumwurstelt, »da steht was über deine Vorhänge drin.«
»Na und?«, sagt Andrew.
»Sie nennen dich ein Genie – genau genommen nennen sie dich ein Gerie – und schreiben, dass
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