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Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)

Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)

Titel: Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil Adamson
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küsste mich auf die Wange.
    Am nächsten Abend saßen wir in einem kleinen Restaurant, das so voll war, dass der Brotkorb an einem Seil über dem Tisch hängen musste. Nick erzählte mir nahezu umgehend, dass er eine Freundin und deswegen Schuldgefühle habe. Ich starrte ihn an.
    »Warum bist du dann gekommen?«, fragte ich ihn.
    Er antwortete, weil er eben gern wollte, aber jetzt sei er ziemlich durcheinander. Das waren wir inzwischen beide, und keiner von uns konnte etwas essen. Ich stocherte auf meinem Teller herum, er auch. Wir saßen da und versuchten zu lächeln und uns zu unterhalten. Nach einem langen, deprimierenden Abend zahlten wir und verließen das Restaurant.
    Auf dem öffentlichen Parkplatz, wo Nick geparkt hatte, trieb sich eine Bande kleiner Jungs herum; sie jagten sich wie junge Hunde und hauten mit ihren Stöcken auf Reifen und Stoßstangen. Nick würde jetzt nach Hause aufbrechen und ich ebenfalls; ich wusste, dass er mir nicht anbieten würde, mich mitzunehmen.
    »Na, dann danke«, sagte ich.
    Er beugte sich vor und küsste mich wieder auf die Wange. Ich hätte mich umdrehen und gehen sollen, stattdessen stand ich da wie bekloppt und wartete. Da begann er wieder, mich zu küssen, diesmal richtig, und presste seine Hüften und Schenkel fest gegen mich. Es war toll. Nach einer Weile drangen aus dem Schatten Knutschgeräusche zu uns vor, und wir liefen hastig durch die dunklen Straßen zum Fluss hinunter. Wir standen dumm da und starrten auf eine Lagerhalle. Der Wind wehte mir ins Gesicht, und ich schloss die Augen vor dem herumfliegenden Staub. Nick sagte, er solle wohl gehen.
    Wir hatten einen Streit vom Feinsten, warum wir eigentlich hier waren und wer angefangen hatte. Als wir dann gingen, halb wütend, halb benebelt, hatte Nick mir die Bluse aufgeknöpft und den Rock hochgezerrt, und ich hatte beide Hände in seiner Hose gehabt, und wir hatten uns zweimal angeschrien, wer jetzt wen manipuliere. Es war unglaublich.
    Natürlich rief mich Nick eine Woche später in der Arbeit an. Wir trafen uns heimlich und unregelmäßig. Der Sex war ehrlich, aber nichts Besonderes. In der Praxis flüsterte ich mit ihm am Telefon, während die Patienten im Wartezimmer dösten. Das ging so weiter, bis er sich gezwungen fühlte, es seiner Freundin zu erzählen. Dann war Schluss – zwei Wochen lang.
    Ich saß lesend auf der hinteren Veranda, als das Telefon klingelte. Es war Nick. Ich ging auf kürzestem Weg zu ihm und hatte Sex mit ihm, die Art von Sex, bei der man rückblickend ein bisschen geschockt ist, dass man so etwas tatsächlich erlebt hat. In der Küche sah Nick danach immer wieder nervös auf die Herduhr, und ich schloss daraus, es sei für mich Zeit zum Aufbruch.
    Ich beichtete Andrew alles – ich erzähle ihm das meiste –, und er hörte aufmerksam zu. Aber als ich fertig war, schüttelte er den Kopf.
    »Was ist aus dem Typen mit dem Bart geworden?«, fragte er. »Der hat mir gefallen.« Ich sah Andrew an und konnte mich nicht erinnern, von wem er redete.
    Die Wochen zogen sich zäh dahin, und ich hörte nichts mehr von Nick. Meine Freundin Jeannie sagte: »Du solltest stolz auf dich sein, dass du ihn überlebt hast.« Aber sie sagte auch noch: »Wenn du jemals betrogen wirst, dann weißt du, dass du es verdienst.« Wenn ich mit meinen Gedanken allein war, ertappte ich mich dabei, wie ich Auseinandersetzungen mit Nick probte, bis meine Anklagen im Lauf der Monate zu Mantras wurden. Dann verloren die Worte ihre Bedeutung, und dann vergaß ich, dass es ihn je gegeben hatte.
    Ich sitze in der stillen Praxis der Optikerin mit dem Regal voller hässlicher Brillengestelle, mit den Aktenordnern, den Auftragsformularen und den überfälligen Rechnungen, starre auf die geschlossene Tür und höre das Summen der auf und ab fahrenden Aufzüge. Eine verspätete Patientin stürmt herein und wirft das Beistelltischchen und eine halb tote Pflanze um.
    »Geschafft!«, stößt sie hervor; ihre Brillengläser beschlagen zu blinden Scheiben. Im selben Moment höre ich aus dem Untersuchungszimmer hinter mir ein bebendes Seufzen und das Knacken des Lichtschalters, als das Licht angemacht wird.
    Jetzt steht es für mich fest: Ich brauche einen anderen Job.
    Als ich nach Hause komme, parkt der Cadillac meiner Großeltern halb in der Einfahrt, halb auf dem Rasen, und aus dem Badfenster oben quillt Dampf. Die Schlüssel stecken noch im Zündschloss, aber der Wagen ist verlassen. In der Garage beugt sich Andrew über sein

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