Hilf mir, liebes Hausgespenst!
sagte er und schüttelte sich.
„Sag bloß nicht, daß er Bello heißen soll. Aber von mir aus, nenn ihn, wie du willst... für mich ist er Kaspar!“
„Aber Kaspar ist doch kein Hundename!“ behauptete Liane. „Und warum nicht!? Man kann ihn doch genausogut Kaspar rufen wie Bello oder Hasso oder Fangan oder sonstwie!“
„Und warum soll er gerade Kaspar heißen?“ fragte der Vater. „Weil er ein Findling ist!“
„Ach, du denkst an Kaspar Hauser?“
„Ja , ich mußte an das Nürnberger Findelkind denken, sofort, als ich ihn sah. Er hat so einen Blick, als könnte er nicht ausdrücken, was er wirklich erlebt hat!“
„Na ja“, sagte der Vater, „aber als man ihn sprechen gelehrt hatte, konnte Kaspar Hauser das. Er hat erzählt, er hätte, so lange er denken konnte, in einer engen Behausung gesessen.“
„Aber wo er wirklich herstammte, hat man nie rausgekriegt, nicht wahr? Er war etwa sechzehn Jahre als er auftauchte... das käme, in Hundejahre umgerechnet, auch auf unseren Kaspar hin.“
„Hör mal, Moni“, sagte die Mutter, „ich wußte gar nicht, daß du dich für Kaspar Hauser interessierst.“
„Tu ich ja gar nicht. Nur dieser Kaspar da...“, Monika streichelte den großen Hund, „... hat mich an ihn erinnert. Außerdem ist das mit Kaspar Hauser doch eine geheimnisvolle Geschichte.“
„Die nie aufgeklärt worden ist“, sagte der Vater, „also ich finde, mit Amadeus haben wir schon genug Geheimnisse.“
„Ich auch!“ riefen Peter und Liane gleichzeitig.
„Dann hättet ihr keinen Hund aus dem Tierasyl holen sollen!“ sagte Monika. „Gebt zu: Wir werden nie erfahren, was er erlebt hat, bis er dorthin kam.“
„Kapsar Hauser lebte nur ein paar Jahre unter Menschen“, erinnerte die Mutter, „dann ist er ermordet worden.“
„Das wird unser Kaspar bestimmt nicht! Bei ihm nimmt niemand an, er könnte sich erinnern... und selbst wenn er es täte, könnte er doch nie sprechen!“
„Und ein Erbprinz ist er bestimmt auch nicht“, meinte der Vater, „also von mir aus: der Name Kaspar ist genehmigt.“
„Ich nenne ihn trotzdem Bello!“ erklärte Peter.
„Na, mal sehen, auf welchen Namen er besser hört!“ Monika bewegte sich in die Küche. „Komm mit, Kaspar, hier ist etwas Gutes zu fressen für dich!“
Der große Hund merkte ihre gute Absicht und folgte ihr schwanzwedelnd.
Obwohl Amadeus sich an diesem Abend nicht mehr zeigte oder, besser gesagt, der Hund keine Notiz von ihm nahm, schien es den Schmidts besser, den Hund im Stall übernachten zu lassen.
Gespenstergeschichten
Am nächsten Morgen begann die Schule, und wie immer erwartete Ingrid die Freundin an der Wegkreuzung.
Natürlich erzählte Monika ihr brühwarm von dem Entsetzen, das Amadeus dem kleinen Schnauzer eingejagt hatte, und daß jetzt ihr Liebling, der Hund mit dem seelenvollen Blick und den Schlappohren, ins Haus gekommen war.
Ingrid teilte ihre Freude.
„Vater hat schon mit Herrn Schmücker telefoniert“, berichtete Monika weiter, „Bodo kann jeden Tag eintreffen.“
„Du sagst das so sorgenvoll“, stellte Ingrid fest.
„Stimmt, ich mache mir Gedanken.“
„Worüber denn? Ein Pferd ist doch genau das, was du dir immer schon gewünscht hast!“
„Ich mache mir Gedanken wegen Amadeus“, gestand Monika, „ich überlege mir, wie ein Gespenst zu Tieren, oder umgekehrt, wie Tiere zu einem Gespenst stehen.“
„Du hast Angst, Amadeus könnte Bodo erschrecken?“
„Ja. Bis gestern hatte ich fest geglaubt, Tiere würden ein Gespenst gar nicht bemerken. Aber nachdem sich der kleine Schnauzer derart aufgeführt hat... also ich habe wirklich Angst. Am liebsten würde ich Herrn Schmücker um Rat fragen. Aber das geht natürlich nicht. Entweder würde er mich für tralala erklären oder er würde, was schlimmer ist, die Geschichte von Amadeus überall herumerzählen.“
Eine Weile gingen die Mädchen nachdenklich nebeneinander her.
Es war ein wundervoller Frühlingsmorgen. Auf den Gräsern war der Tau schon getrocknet, aber es stieg eine würzige Frische aus ihnen auf, und in dem Wäldchen zwitscherten die Vögel. Ein Specht hämmerte unverdrossen.
„Ich wüßte schon was“, sagte Ingrid endlich.
„Ja? Ich bin ganz Ohr.“
„Weißt du, wie die Bauern es machen?“
„Null Ahnung!“
„Die schützen ihr Vieh vor bösen Geistern...“
„Amadeus ist kein böser Geist!“
„Aber immerhin ein Gespenst, oder etwa nicht?“
Das mußte Monika zugeben.
„Und du hast Angst vor
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