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Hilfe, die Googles kommen!

Hilfe, die Googles kommen!

Titel: Hilfe, die Googles kommen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Mann
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Hobbys identifiziert, ist ein Troll, aber jede Menge Trolle haben eben diese Hobbys.
    # 146 Das wäre doch mal eine Kampagne an allen deutschen Schulen. Innerhalb weniger Monate würde sich die Zahl der Hasskommentare auf YouTube halbieren. Ganz sicher!
    # 147 Und wenn doch, sind sie als Frauen nicht zu erkennen. *derautorducktsich*
    # 148 »Emoticons« nennt man Smileys, die man aus Satzzeichen bastelt. Also so ;-) oder so 8-( Drehen Sie jetzt Ihren Kopf nach links, und Sie erkennen einen zwinkernden Lächler und einen trauernden Brillenträger. Mit ihrer Hilfe kann man zum Beispiel Ironie oder Zynismus in geschriebenen Texten deutlich machen. Wussten Sie nicht? Keine Angst, das muss man auch nicht wissen ;-)
    # 149 Keine Angst, liebe Spender. Der singt nicht.
    # 150 »Thread« nennt man einen Diskussionsstrang im Netz.
    # 151 Das Wort bezeichnet eine Negativkampagne im Internet und bedeutet übersetzt »Scheißesturm«. Wer schon einmal beim Open-Air-Konzert im Dixie-Klo seine Notdurft verrichtete und dabei von angetrunkenen Musikfans mitsamt der mobilen Toilette umgekippt wurde, kann sich das Ausmaß einer solchen Maßnahme plastisch und olfaktorisch vorstellen.
    # 152 Dieses PR-Wetter-Ereignis lässt sich zumeist noch schlechter vorhersagen als das richtige Wetter. Es entbehrt also nicht einer gewissen Ironie, dass auch Wetter-Ikone Kachelmann einmal volle Axt im Shitstorm stand und sich den Regenhut festhalten musste.
    # 153 Frau Schramm wegen ihrer ambivalenten Haltung zum Copyright, Herr Grass wegen seiner letzten Tinte und fragwürdiger Vergangenheitsbewältigung und die Wulffs letztlich wegen eines Einfamilienhauses in Großburgwedel.

Die E-Mail – schon oft totgesagt und doch immer noch Königin der Konversation und Göttin auf dem Olymp der Korrespondenz. Trotz unzähliger Übertragun gsm öglichkeiten gibt es einfach kein Medium, das beim geschriebenen Wort der elek­tronischen Post das Wasser reichen könnte. Schier unbegrenzt ist die Anzahl von Zeichen und ihre mediale Vielfältigkeit: Video, Audio, Foto – es gibt fast nichts, was man nicht in einer E-Mail verschicken kann, mal abgesehen von Blumen, Obst und … öhm … na ja … allem anderen, was sich nicht digita­lisieren lässt. Dennoch: Auch wenn man keinen Fresskorb an die Mail anhängen kann, lässt sich zumindest ein Video beifügen, in dem man den Korb frisst – also zumindest den Inhalt.
    Ich liebe die E-Mail und kann ohne sie nicht mehr leben, auch wenn sie mein Leben manchmal mehr dominiert, als mir lieb ist. Ich pflege und hege sie mit stets aktuellem Spam-­Filter 154 und sorge dafür, dass sie durch ein sinnvolles Ablagesystem ihre Grazie nie verliert. Ich schätze ihre Schnelligkeit, das Unmittelbare, die lückenlose Verfügbarkeit und ihre Leidenschaft genauso wie ihre teilweise erschreckende Ehrlichkeit und Härte.
    Die E-Mail ist immer für mich da. Selbst wenn ich sie einmal so gar nicht gebrauchen kann. Ja, wir hatten auch unsere Differenzen. Mal war sie zickig und quälte mich mit Sende- und Empfangsfehlern, mal überforderte sie mich maßlos mit ihrer zuweilen penetranten Beharrlichkeit. Wenn es ihr mal zu viel wird, bekommt sie Migräne, meldet sich mit »Quota exceeded. Speicherplatz überschritten« und verweigert ihren Dienst. Wie alle interessanten Frauen hat sie ihren eigenen Kopf und lässt sich nicht überfordern.
    Jawohl, die E-Mail ist für mich zutiefst weiblich, ja im besten Sinne feminin. Nach jedem Streit kam die Versöhnung, und es obsiegte die Zuneigung, auch wenn die ein oder andere Trennung auf Zeit unvermeidlich war. Nie hätte ich mir träumen lassen, wie sehr die große, alte Dame des Internets und ich zusammenwachsen würden. Ich kann sagen, dass wir, so wie alle großen Lieben von Cleopatra und Cäsar bis zu Harry und Sally, unsere gemeinsame Geschichte haben. Kein Ende in Sicht. Ich bleibe bei dir! E-Mail, du bist toll!
    Ich werde nie meine erste Mail vergessen. Es begab sich zu jener Zeit, als ich mir meinen Studentenrechner nebst Modem gekauft und unter großen Schwierigkeiten mein E-Mail-Programm, es muss damals »Pegasus« gewesen sein, eingerichtet hatte. Da saß ich dann, wie ein Kind an Weihnachten, und wartete. Wann würde mich eine Mail erreichen? Wann durfte ich damit rechnen? So, wie die Menschen in früherer Zeit der Ankunft des Messias harrten, starrte ich auf meinen jungfräulichen Posteingang. Was würde passieren? Ich hatte bisher nur von E-Mails gehört, aber noch nie eine gesehen.

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