Hilfe, die Googles kommen!
wird schneller zum Scheißestürmer, als man denkt. Auch ich neige mit einem überempfindlich ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und einer gefährlichen Tendenz zum Gutmenschentum zu emotionalen Ausbrüchen, wenn ich mit entsprechenden Informationen gefüttert werde. Nicht nur einmal bin ich dadurch in der Vergangenheit zum Wutsurfer geworden und habe mich im sozialen Netz auf die vermeintlich gute Seite geschlagen. Nur um hinterher festzustellen, dass der Anlass eigentlich keiner war und ich mich zum Vollhorst gemacht habe.
Mittlerweile rege ich mich erst dann auf, wenn ich den Aufreger intensiv recherchiert habe, was oftmals eher abregend wirkt. Frei nach Friedrich Schiller muss es nämlich heißen: »Drum prüfe, wer sich schimpfend bindet, ob sich der Fakt zur Info findet. Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.«
Auch das ist ja keine neue Erkenntnis, die uns erst das Internet gebracht hat. Seit Jahrhunderten kämpft der Mensch mehr oder weniger erfolgreich dagegen an, jeden Scheiß zu glauben, den man beim Metzger oder im Büro erzählt bekommt. Der Shitstorm 1.0, der Archetyp, findet aber, millionenfach erprobt, immer noch am Gartenzaun oder im örtlichen Einzelhandel statt, wenn die Frieda erzählt, dass Petras Kurt mit der Gabi ein Kind kriegt – hat der Paul zumindest von der Karin gehört. Wahr oder unwahr? Sicher ist nur: Ein Shitstorm auf Basis von Beschiss ist scheiße.
Wem das jetzt alles zu fäkal war, dem sei ein aufmerksamer Streifzug durchs Internet angeraten, wo man die vielen wunderschönen und potthässlichen Blüten von Meinungsfreiheit und artverwandten Pflänzchen wie Rufmord oder Beleidigung bunt gemischt auf einer Wiese stehen sieht.
Die große Leistung des mündigen Surfers ist es nun, die Spezies zu unterscheiden und selbst nur die guten Samen zu säen. Klingt jetzt erst mal gar nicht so schwer, aber das ganz große Problem ist on- und offline das Gleiche: Letztlich findet man es einfach tierisch interessant, dass der Kurt statt der Petra der Gabi ein Kind gemacht hat – egal, ob das stimmt oder nicht. Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch nur die Wahrheit erzählt, hätte er die Realität spannender gemacht.
Durch das Internet wird lediglich die Käsetheke breiter und der Stammtisch größer, an denen man sich den neuesten Klatsch erzählt, seine Meinung über die Welt ausbreitet und sich beim Drängeln anstupst. Wie war das jetzt noch mal mit Kurt und Gabi? Muss ich gleich mal googeln.
# 135 Was in Anbetracht der Facebook-Aktie nicht einer gewissen Ironie entbehrt.
# 136 Gesoffen haben sie wohl auch noch ganz ordentlich. Wie Hemingway. Vielleicht ist Alkohol doch der Weg zu großer Literatur. Ich mach mir gleich mal eine schöne Flasche »Nackenheimer Hirnschlag« auf.
# 137 Laut Wikipedia handelt es sich dabei um die Giftpflanze des Jahres 2011, was absolut nichts zur Sache tut.
# 138 Falls Sie auch gerade auf dem Schlauch stehen, kleiner Tipp: Unbill ist kein schlechter Cowboy. Das wird oft verwechselt.
# 139 Böse Zungen werden behaupten, dass der visuelle Nachteil eher bei meinem Gesprächspartner liegt, der sich meine Fresse angucken muss. Wohl wahr – macht aber die ganze Situation nicht weniger obskur.
# 140 Und nein, das hat nur bedingt etwas mit meiner splitterfasernackten Frau zu tun, Sie Schwein, Sie!
# 141 Es handelt sich dabei um ein Brauchtum, bei dem brünstige Jungmänner nachts mit Leitern in die Zimmer rossiger Damen einstiegen, um der Natur freien Lauf zu lassen. Juristisch ein interessanter Fall: Stalkende Hausfriedensbrecher nötigten zum Teil Minderjährige unter dem Deckmantel der Tradition zu möglichst einvernehmlichem Geschlechtsverkehr. Uns Menschen sind aus Langeweile schon immer die verrücktesten Sachen eingefallen.
# 142 Da freut man sich, dass man sich im Supermarkt mal nicht verlaufen hat und sich ausrufen lassen musste, und dann so was.
# 143 Natürlich kann man sich bei Facebook auch als Giacomo Casanova anmelden. Fragt man dann allerdings unter diesem Namen seine »Freunde« an, wird man derart inkognito höchstwahrscheinlich nicht viel Erfolg haben, in deren Kreise aufgenommen zu werden. Und wenn doch, sagt das eine ganze Menge über den Freundeskreis aus.
# 144 Er hätte gerne noch eine 6 mehr gehabt, aber megadevilfucker666 war nicht mehr frei.
# 145 Liebe Nerds, ich meine nicht euch, ihr friedfertigen Könige der Popkultur. Ich mag euch, und ich mag Deutschrap, Gaming und auch Selbstliebe. Nicht jeder, der sich mit diesen
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