Hilfe! Gaby in Gefahr!
Sie haben die Sache durchschaut und
verständigen die Polizei. Daß Ihr Mann Kommissar ist, weiß der Triebi noch
nicht.“
„Himmel!“ flüsterte Gaby. „Es
ist also ernst.“
„Bitterernst!“ nickte Tim. „Zu
dem Hotel müßtest du durch die Hofgarten-Gasse. Also direkt am Altstadt-Wall
entlang. Einsamer geht’s nicht. Nur Mauern auf beiden Seiten. Keine Fenster.
Und um diese Zeit auch keine Passanten. Dort würde er dich abfangen.“
„Oder er lädt mich in den
Wagen“, Gabys Stimme wackelte, „und fährt mich sonstwohin.“
Das Telefon schrillte.
Tims Hand schwebte über dem
Hörer. Aber der TKKG-Häuptling wartete bis zum dritten Läuten, ehe er abnahm.
Knackend wurde aufgelegt auf
der anderen Seite. Tim hatte nichts anderes erwartet.
„Das war der Habe-mich-verwählt-Kontroll-Anruf.
Bis gleich, die Damen.“
Im Sauseschritt verließ er die
Wohnung.
10. Blödmann!
Tim löste das Kabelschloß,
sprang auf sein Rennrad und preschte los.
Dort vorn zweigte sie ab, die
Hofgarten-Gasse. Ein Stück Mittelalter, vom Denkmalschutz behütet, was immerhin
das Überleben verlängerte.
Er bog ein, fuhr langsam und
spähte voraus.
Die ehemalige Stadtmauer — auch
Wall genannt — reichte vier Meter hoch. Grober Stein, jetzt gekrönt von Gras
und Wiesenblumen, was man aber nur aus den oberen Stockwerken der
nächstgelegenen Häuser sah.
Hinter der Stadtmauer war eine
zweite, nicht ganz so hoch und nur noch teilweise erhalten. Der Abstand betrug
knappe zwei Meter, ein dunkler, feuchter Schlauch, meist angefüllt mit dem
Unrat und den Abfällen der Wegwerf-Gesellschaft. Dieser Schlauch war die Gasse.
Die Doppelmauer hatte vor Jahrhunderten sicherlich einen strategischen Sinn
gehabt.
Die Gasse wand sich, deshalb
reichte der Blick nur von Kurve zu Kurve.
Wo lauerte der Dreckskerl?
Eigentlich, dachte Tim, ist er
leichtsinnig. Wieso rechnet er nicht mit dem Mißtrauen der Bedrohten? Margot
könnte Gaby begleiten. Oder der Vater. Allerdings — ein Zusammentreffen wäre
noch kein Unglück. Der Triebi könnte seine Rolle weiterspielen — die des hilfsbereiten
Bekannten.
Noch eine Biegung. Aber keine
Menschenseele.
Plastiktüten voller Abfälle
lehnten an der inneren Mauer. Dahinter waren winzige Gärten, wie Tim wußte,
dann reihten sich niedrige Häuser, keines jünger als 300 Jahre, parallel zur
Hofgarten-Gasse. In den alten Gebäuden — allesamt im Stadtbesitz — waren
Behörden untergebracht, Außenstellen vom Finanzamt und anderen beliebten
Einrichtungen.
Das Hotel selbst lag am
Hofgarten-Park, der größte Grünoase im Altstadt-Viertel.
Noch eine Biegung.
Dort stand er. Aha! Jedenfalls
stand da ein Mann an der Mauer, der inneren, und... Pfui Teufel! Geht man so
mit historischen Bauwerken um? Ist doch schließlich keine Toilette.
Der Mann war sehr groß, dünn
und gut gekleidet. Außerdem war es ihm peinlich, daß er bei seiner Verrichtung
ertappt wurde.
„Ferkel!“ sagte Tim im
Vorbeifahren.
Wo war der Triebi?
Jetzt hatte Tim das Ende der
Gasse erreicht.
Sie mündete auf einen Platz.
Beide Stadtmauern, innere und äußere, endeten hier. Der Hofgarten-Platz gehörte
zur verkehrsberuhigten Zone, weshalb Kraftfahrzeuge auf der
Kopfsteinpflaster-Straße nur 30 km/h fahren durften; gelegentlich wurde das
auch eingehalten.
Das Hotel war ein modernes
Gebäude, aber in seinen Abmessungen der Umgebung angepaßt. Ein Dutzend Wagen
parkte neben dem Haus.
Tim stoppte, sah sich um und
war enttäuscht.
Niemand lauerte. Keiner
lungerte herum. Einige Frühsportler kehrten zurück aus dem Park. Radler fuhren
die Straße entlang. Eine Oma führte ihren Bernhardiner zu den Büschen. Nach
Hundejahren war er sicherlich so alt wie sein Frauchen. Beide humpelten und
gingen sehr langsam.
Tim konnte keinen Verdächtigen
ausmachen.
Er fuhr zum Hotel, stellte sein
Rad ab und hatte Spaß an der Drehtür.
Eine kleine Lobby (Hotelhalle). Dunkles Holz, zwei Palmen. Die Tür zum Restaurant stand offen. Es sah vornehm
aus. Man frühstückte. Zwei Männer — Geschäftsreisende, sicherlich — beluden
ihre Teller am Büffet. Hinter dem Empfang stand ein junger Mann im grauen
Anzug.
Tim grüßte. Dann: „Ich bin hier
mit einem Hotelgast verabredet. Mit Dr. Preszek.“
Der Hotelmensch furchte die
Stirn, sah in die Gästeliste.
„Tut mir leid. Ein Dr. Preszek
wohnt nicht bei uns. Aber da fällt mir ein: Bei meinem Kollegen wurde ein Brief
abgegeben.“
Er griff hinter sich in eins
der Fächer.
„Heißt
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