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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Rusty war mürrisch, weil er noch keine Gelegenheit gefunden hatte, die Toilette in seinem Wohnmobil auszuleeren, und sie deshalb nicht benutzen konnte. Ruby machte sich Sorgen, die Bremsen könnten versagen, wenn sie bergab fuhren. Ohne Waschmaschine hatte ihr Leben sowieso seinen Sinn verloren. Und der große Suppentopf, in dem sie sonst Spaghetti kochte, war jetzt randvoll mit Köder, die ihr Mann zum Angeln unbedingt brauchte. Die verzogenen Kinder bestellten sich im Restaurant teures Essen und aßen dann nur die Gewürzgurke. Ihrem Hund wurde vom Autofahren schlecht, und er streckte seinen Kopf zum Fenster heraus und seinen Hintern in Rubys Gesicht.
    Mein Mann ließ wieder einmal die Karte sinken. »Wir sind heute nur zwanzig Kilometer weit gekommen. Kein Wunder. Schau mal, wer vor uns fährt. Da sind wieder Rusty und Ruby.
    Überhol die doch. Die fahren bloß 50 Kilometer pro Stunde.«
    »Wir fahren gerade bergauf«, entgegnete ich. »Der Motor zieht nicht.«
    Bergab steigerte sich Rusty auf 30 Kilometer die Stunde. Irgendwie war der Mann ein
    Phänomen. Er hielt nie mal wegen der Aussicht an. Mußte nie tanken. Seine Blase mußte die Größe eines Medizinballs haben. Und wenn er nicht zulegte, würden wir die Fundy-Bucht nie erreichen.
    Alles in allem dauerte die Reise einen Monat. Sie führte uns durch die atemberaubenden Wälder Ontarios, wo wir die Abende damit zubrachten, den Bären beim Fressen

    auf der Müllkippe zuzusehen. Wir bugsierten unseren Wohnwagen zentimeterweise durch die engen Kopfsteinpflasterstraßen von Quebec und fuhren jeder Biegung des St.-Lorenz-Stroms und der schlangenförmig gewundenen Küste der Halbinsel Gaspé nach. Auf der Prinz-Eduard-Insel suchten wir die Strände nach Muscheln ab, und in Neuschottland saßen wir im Gras und hörten Dudelsackkonzerte.
    Nun ja - »wir« ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck. Ich nämlich schleppte derweil Wasser und Müll, machte Feuer und verbrachte den größten Teil des Tages in einem
    Waschsalon. Während mein Mann und die Kinder auf Pionierzeit und Planwagen machten,
    versuchte ich, das passende Kleingeld für die Münzwaschmaschinen zu ergattern, und kam in den unbeschreiblichen Genuß, der gesamten Familienunterwäsche beim Herumwirbeln in der Waschtrommel zuzusehen.
    Alles in allem war dieser Campingurlaub wahnsinnig loc ker. Ungefähr so locker wie eine Geburt. Jeder Tag schuf neue Herausforderungen und Geduldsproben. Doch gleichgültig, wie oft wir platte Reifen wechselten, wie oft wir Sachen reparieren lassen mußten, die überkochten oder tropften … egal wie oft ich in Versuchung geriet, mir eine Halskette aus Beruhigungstabletten anzufertigen, um den ganzen Tag daran zu lecken, unser Ziel hielt uns immer aufrecht. Wir waren unterwegs, um die gewaltige Flutwelle der Fundy-Bucht zu sehen. Keiner unserer Nachbarn hatte so etwas je zu Gesicht bekommen.
    Wir erreichten den kleinen Ort Moncton in Neubraunschweig am frühen Nachmittag und
    fuhren unseren Wohnwagen ans Ufer des Petitcodiac-Flusses. Mein Mann war ganz mit seiner Kamera beschäftigt, die er sorgfältig auf einem Stativ aufbaute und nach verschiedenen Richtungen ausprobierte. Ich teilte an die Kinder Regenhäute aus, mit der Anweisung, in sicherer Entfernung zu bleiben und sich an Mamis Händen festzuhalten, damit sie nicht in den
    ungeheuren Sog der Wellen gerissen würden.
    Um fünf nach drei ließ das erwartungsvolle Geraune unter den Zuschauern, die sich nach und nach eingefunden hatten, nach. Es war beängstigend still, als die Feldstecher auf das in der Entfernung heranflutende Wasser gerichtet wurden.
    Wir strengten unsere Ohren an, um den Donner der Wogen zu hören, von denen wir wußten, daß sie gleich gegen das Ufer schlagen würden. Unsere Blicke suchten nach dem wilden Wall der Brandung, der uns naß und atemlos machen würde.
    Um zehn nach drei schoben sich ein paar Eimer braunen Wassers das Flußbett hoch - das Ganze war etwa so aufregend wie der Anblick einer verstopften Toilette. Wir fünf blickten stumm, als sich das Rinnsal träge am Ufer brach.
    Die Zuschauer waren regelrecht unterwältigt und rührten sich nicht. Es dauerte lange, bevor jemand in unserer Familie ein Wort sagte. Etwa siebentausend Kilometer, um genau zu sein.
    Im Herbst verwendeten die Kinder den Wohnwagen dann für ihre Freunde, wenn sie über
    Nacht bleiben wollten.
    Die übrige Zeit stand das Ungetüm zwischen den Mülltonnen und der Garage und verdarb uns die Laune. Genauso

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