Hilfe, ich habe Urlaub
wie die Tatsache, daß niemand auf das »Zu verkaufen«-Schild im
Rückfenster reagieren wollte.
Im folgenden Winter klopfte ein junges Ehepaar an unsere Tür und wollte sich den
Wohnwagen ansehen. Der Mann war als Soldat in der Nähe stationiert und suchte
für seine Frau und sich eine billige Wohngelegenheit, die sie in der Nähe der Basis abstellen konnten. Während unsere Ehemänner gegen die Reifen traten, zeigte ich der jungen Braut den Wohnwagen von innen. Als ich fertig war, meinte sie schüchtern: »Die Spüle wirkt ziemlich klein.«
»Das sieht nur so aus«, sagte ich. »Sie bietet bequem Platz für eine Person.«
»Woher wissen Sie das?« fragte sie.
»Werden Sie den Kühlschrank oft benutzen?«
Sie zögerte. »Ich glaube nicht.«
»Dann ist es nicht so wichtig«, meinte ich lächelnd.
Als sie zu ihrem Mann lief, war es zu spät. Mein Mann hielt bereits den Scheck in der Hand.
Den Rest des Winters dachte ich oft über unseren ersten Versuch nach, das Leben auf neue Art zu genießen. Ob es wohl Ferien gab, bei denen man nicht sein eigenes Toilettenpapier mitbringen und die eigene Gülle verklappen mußte? Gab es irgendwo ein Wunderland, wo das Nacht leben mehr zu bieten hatte als einen Förster, der sich mit einem Streichholz in den Zähnen stocherte, während er uns Dias über Sumpfschildkröten zeigte?
Einige Freunde von uns hatten tatsächlich Reisen unternommen, auf denen sie nicht mit Butangas kochen muß ten oder Nachbarn hatten, deren Autoradio so laut dröhnte, daß man einen Gehörschaden bekam. Sie hatten eine Welt kennengelernt, in der greinende Kinder zu anderen Leuten gehörten und niemand ihnen ein klebriges Kaugummi in die Hand drückte, sobald sie nur die Arme hinter dem Kopf verschränkten, um sich zu entspannen.
Das war die Welt, die ich entdecken wollte.
»Liebling, wir haben die Kinder geschrumpft!«
Sobald meine Kinder ihren eigenen Literaturagenten bekommen (und das ist nur eine Frage der Zeit), wird das erste Kapitel ihrer Enthüllungsmemoiren diesen Augenblick in allen Einzelheiten beschreiben.
Sie mußten ihren Rabeneltern zusehen, wie diese für ihre dreiwöchige Europareise packten.
Während sie mit Tränen der Zurückweisung kämpfen, werden sie daran denken, wie sie
damals vollkommen allein zurückbleiben mußten, mit Spielzeug im Wert von lächerlichen 5000
Dollar, einer Stereoanlage für 2000 Dollar, genug Limonade und Cola, um damit die »Queen Elizabeth II« vom Stapel laufen zu lassen, farblich abgestimmten Menüs und einem
überbezahlten Kindermädchen, das ihnen so eng auf der Pelle saß wie Madonnas Leibwächter.
Sie werden erzählen, wie ihre Mutter 30000 Kilometer weit im Flugzeug einen hochgiftigen Kugel fisch im Wasserbehälter zwischen den Knien balancierte, um ihre Zuneigung
wiederzugewinnen. Ihr Buch wird zu Boulevardschlagzeilen führen wie »Mein Vater ließ mich im Stich«.
Die große Frage, um die es hier geht, lautet nicht, ob Eltern ihre Kinder mit in den Urlaub nehmen oder zu Hause lassen sollten. Es geht nur um die Frage: Ab wann kann man sie
frühestens loswerden?
Die Antwort lautet: Je früher desto besser. Leute, die glauben, erst Teenager besäßen genug Verstand, um sie allein lassen zu können, werden überrascht sein.
Ein Dreijähriger ist wenigstens nicht dazu in der Lage, in einer Woche mit Ihrem Wagen fünfhundert Kilometer zu fahren oder Diät-Cola in den Kühler zu kippen, wenn er überkocht.
Welche Dreijährige kriegt es fertig, hundert ihrer engsten Freundinnen und Freunde zu einer Fete ein zuladen, bevor Ihr Flugzeug auch nur abgehoben hat? Ein kleines Kind kommt auch nicht auf die Idee, die Glastür, durch die jemand einen Stuhl geworfen hat, mit dem »Geld für Notfälle« zu bezahlen.
Eltern, die ihre Kinder noch nie für längere Zeit allein gelassen haben, machen sich schon vor dem Urlaub verrückt, weil sie fest davon überzeugt sind, die ganzen Ferien über von
Gewissensbissen geplagt zu werden. Sie quälen sich mit Gedanken an die kleinen Engel, wie sie mitten in der Nacht aufwachen und rufen: »Mami! Papa!«
Sie bestrafen sich mit der Erinnerung an die verweinten Gesichter ihrer Kleinen, wie sie sich an die Fensterscheiben preßten und zum Abschied winkten.
Dieses Gefühl hält sich zehn bis fünfzehn Minuten - höchstens.
Packen
Man macht sich nie klar, wie unterschiedlich Ehepartner sind, bis beide für eine Reise packen.
Mein Mann hat offenbar nie von der alten Reiseweisheit gehört, die da
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