Hilfe, mein Chef ist ein Affe
Rangordnung begnügen. In der Natur verlässt er in diesem Fall oft die Gruppe (meist unfreiwillig), und die Position muss neu besetzt werden. In der Regel erheben dann mehrere bis dahin rangniedrige männliche Tiere Anspruch auf die Führung. Es entbrennt ein Kampf um die Spitze. Welcher der Aspiranten am Ende die Alpharolle übernimmt, entscheidet letztlich die Gruppe. Die »Untertanen« sind es, die dem neuen »König« Unterstützung gewähren, indem sie Unterwerfungsgesten zeigen oder auch nicht. Übrigens akzeptieren sie als neuen Anführer eher ein Tier aus der Gruppe als eines, das von außen neu hinzugekommen ist. Dessen Überlegenheit erkennen die Affenuntertanen nämlich nicht so ohne Weiteres an. Ein ganz Neuer muss sich seinen hierarchischen Status erst von null an erkämpfen.
Subdominante Männchen aus der Gruppe dagegen haben sich bereits eine gewisse Position erobert und ein Netzwerk geknüpft. Sie wissen schon ganz genau, wer ihre Anhänger sind, und können ihre Überlegenheit auch einfach nur durch Bluffen demonstrieren, während ein Neuling physische Gewalt anwenden muss.
Für die Affengruppe können die Veränderungen, die entstehen, wenn ein neuer Affe, gerade einer von außen, den Thron besteigt, also durchaus Stress bedeuten. Das ist vor allem in Gefangenschaft häufig der Fall, wenn außerhalb des Geheges entschieden wird, wer in die Gruppe kommt. Die Tiere fügen einander eventuell Verletzungen zu, und die Gruppe insgesamt ist stärker angespannt. Viele Affen sind sich ihres Ranges nicht mehr sicher und müssen entweder flüchten oder kämpfen.
• Ein neuer Chef kann aus der Firma selbst oder ganz neu von außen kommen. Letzterer muss hart kämpfen, damit er den Thron auch wirklich besteigen kann.
Auch im Unternehmen sind Veränderungen dieser Art zunächst nicht gerade förderlich für das Betriebsklima: Es entsteht Stress, gerade auch dann, wenn die Wahl auf eine Führungskraft von außen, also auf eine betriebsfremde Person, fällt. Das Auswahlverfahren verläuft ähnlich wie bei der Einstellung eines neuen Kollegen, nur wird die Belegschaft dabei noch weniger einbezogen. Oft führt der neue »Anführer« dann auch noch andere Regeln ein oder ändert die Führungsstrategie (vergleichbar etwa mit der Kraftprotzerei eines dominanten Affenmännchens), was die soziale Situation noch weiter verkompliziert.
Darf ich vorstellen: unser neuer Partner
Man kann unmöglich über Veränderungen im Unternehmen sprechen, ohne auf Fusionen einzugehen. Es gibt nur noch wenige Firmen, die in ihrer jetzigen Form nicht durch eine Fusion entstanden wären.
• Fusionen sind gang und gäbe und sorgen für Veränderung und Wandel. Auch Paviane kennen die Vorteile von Zusammenschlüssen und leben in Clans.
Können Sie sich das in der Natur vorstellen? Es scheint undenkbar, dass sich die Anführer zweier Affenhorden treffen, einander gemütlich lausen, sich dabei etwas Grünzeug schmecken lassen und besprechen, wie sie ihre beiden Gruppen zusammenführen könnten, um ihre Machtposition auszubauen. Und um das gute Einvernehmen zu wahren, dürften sie sich mit den Weibchen des anderen paaren.
Ob Sie es glauben oder nicht, es gibt tatsächlich Affenarten, deren Sozialstruktur einer Holding gleicht, die mehrere Firmen unter ihrem Dach vereint: Mantelpaviane bilden Clans. Die Bindungen darin beruhen überwiegend auf Verwandtschaftsbeziehungen. Dabei ziehen mehrere Harems gemeinsam in einem Clan umher, und abends kommen mehrere Clans zusammen, um die Nacht miteinander zu verbringen. Die Sozialstrukturen in dieser »Fusion« sind dabei relativ stabil. Die Individuen durchmischen sich zwar, sind aber trotzdem weiterhin in ihren Harem oder ihren Clan eingebunden. Es ist klar, welche Interaktionen möglich und erlaubt sind – innerhalb eines Harems, zwischen den Harems, zwischen den Clans. Die männlichen Tiere respektieren die Weibchen der anderen Männchen, und Fortpflanzung findet nur innerhalb eines Harems statt. Die tägliche Route wird von mehreren Weibchen und Männchen gemeinsam festgelegt. Droht Gefahr, tun sie sich zusammen – ein weiterer Vorteil des Clanlebens.
Doppeltes Glück und doppeltes Leid
Bei uns, den Menschen unter den Affen, laufen Fusionen leider nicht immer so vorteilhaft und reibungslos ab. Es ist eben nicht so harmonisch wie bei den Pavianen, die sich die Vorteile der Kooperation zunutze machen, ohne dass Struktur und Interessen der einzelnen Harems oder Clans größeren Schaden
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