Hilfe, mein Chef ist ein Affe
Lebensraum oder auch die Zusammensetzung der Gruppe jederzeit ändern.
• Veränderungen können Stress auslösen.
Bei uns Menschen verhält es sich nicht anders: Gerade in und um ein Unternehmen ändern sich die Bedingungen ebenfalls ständig. Wer Markt- oder Wettbewerbsentwicklungen verschläft, kann seine Firma zumachen, und auch innerhalb des Unternehmens sind Veränderungen unvermeidlich: Immer wieder kommt es zu einem Wechsel in der Belegschaft und auch im Management.
Ein bisschen besser als die Affen haben wir es doch: Denn einige von uns haben die Möglichkeit, Tempo und Häufigkeit der Veränderungen im Arbeitsalltag zu steuern. Tatsächlich ist es so, dass wir Menschen Veränderungen, die wir selbst herbeigeführt haben, besser tolerieren können als solche, die uns von außen auferlegt werden. Sie sind zwar oft unvermeidlich, reizen aber zum Widerstand. Häufig werden die Neuerungen derart schnell eingeführt, dass der Einzelne außerstande ist, Schritt zu halten. Vergleichen lässt sich das mit der Zerstörung des Lebensraums von Affen: Der Mensch greift so schnell in ihre Situation ein, dass eine Anpassung unmöglich wird.
Jeder Chef, der die Chance hat, Veränderungen im Unternehmen einzuführen, trägt also eine große Verantwortung: Er sollte versuchen, die Folgen der Neuerungen beherrschbar zu machen und sie so einzuführen, dass alle seine Mitarbeiter damit Schritt halten können.
Darf ich vorstellen: der neue Kollege
Welche Veränderungen kennen wir im Unternehmen? Kann ein Chef sie wirklich alle steuern, sodass seine Mitarbeiter nicht »aussterben«? Nun, eine relativ häufige Veränderung ist die Einführung eines neuen Mitarbeiters. Und hier gibt es tatsächlich einiges, was ein guter Chef beachten könnte.
Welchen nehmen wir bloß?
Betrachten wir zunächst die Affen: Beschließt ein Zoo, ein neues Tier in eine Affengruppe einzuführen, geht er dabei mit größter Sorgfalt vor. Das Wohlbefinden des neuen Tieres, aber auch das der bereits vorhandenen Gruppenmitglieder müssen während und nach dieser Veränderung gewährleistet bleiben. Pfleger und Zooleitung überlegen schon im Vorfeld, ob der Neuling in die Rangordnung passt. Sie nehmen zum Beispiel kein dominantes erwachsenes Tier, wenn die Gruppenspitze schon besetzt und stabil ist. Auch mögliche künftige Ambitionen des Kandidaten werden in die Überlegungen einbezogen, um das Risiko heftiger Rangkämpfe, womöglich mit Todesfolge, zu vermeiden. Aus diesem Grund werden bevorzugt junge Tiere in eine bestehende Gruppe aufgenommen.
• Wenn die Affen im Zoo einen neuen »Mitarbeiter« bekommen, geschieht das sehr behutsam.
Vergleichsweise nachlässig wird dagegen zu Werke gegangen, wenn ein neuer Kollege in die Abteilung eines Unternehmens kommt. Während des Bewerbungsverfahrens richtet sich das Augenmerk leider zunächst ausschließlich auf den Kandidaten und die Anforderungen der zu besetzenden Stelle. Der Chef will eigentlich nur eines wissen: Eignet sich Herr Müllermeier für die Stelle? Und, seien wir ehrlich: Auch Herrn Müllermeier selbst interessiert erst einmal nur, ob und zu welchen Bedingungen er den Job bekommt. Ob er auch (in sozialer Hinsicht) zu den Kollegen passt, spielt im Bewerbungsverfahren eine untergeordnete Rolle.
Nach einem oder zwei Gesprächen kann der Chef zwar sagen, ob Herr Müllermeier fachlich qualifiziert ist, kaum aber, ob das auch für seine Persönlichkeit gilt. Wie würde sich der Boss wohl entscheiden zwischen einem Bewerber mit der gewünschten Ausbildung und Erfahrung, der aber nicht so gut in die Abteilung passt, und einem Bewerber ohne große Erfahrung und Fachkompetenz, der sich wahrscheinlich gut integrieren könnte? Die Entscheidung fällt meist zugunsten von Ausbildung und Berufserfahrung, obwohl es wesentlich einfacher ist, sich fachlich zu qualifizieren als seine Persönlichkeit zu verändern. Man geht schlichtweg davon aus, dass der Neue und seine Kollegen sich schon aneinander gewöhnen werden.
Hallo, ich bin der Neue
Nun wird es spannend: Ist die Entscheidung gefallen und der Bewerber ausgewählt, wird der Neue in die Gruppe eingeführt.
• Kommt ein Neuer ins Büro, brauchen vor allem seine zukünftigen Kollegen viel Mut, denn sie haben keine »Tierpfleger« an ihrer Seite, die sie während der Eingewöhnung begleiten, um Stress zu vermeiden.
Wie funktioniert das im Zoo? Hat man sich für ein bestimmtes Tier entschieden, geht es jetzt darum, auf welche Weise man es in die
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