Hilfe, mein Chef ist ein Affe
Gruppe einbringt: Schrittweise oder gleich endgültig, eventuell sogar nachts oder doch lieber bei Tage? In jedem Fall vollzieht sich die Eingliederung unter dem wachsamen Auge der Pfleger. Nur sie wissen um die Risiken: Stress und Aggressivität können zunehmen, und jedes Mitglied der Gruppe muss seine hierarchische Position neu oder wieder finden.
Ein neuer Mitarbeiter dagegen wird oft auch einfach ins kalte Wasser geworfen und erscheint am Ersten eines Monats plötzlich an dem bis dahin unbesetzten Schreibtisch. Führt der Chef den Newcomer offiziell ein, hat das auch nicht unbedingt nur Vorteile. Meist bekommen seine künftigen Kollegen dabei wortreich zu hören, welche Bereicherung der Neue für das Team sein wird. Eventuelle Missfallensäußerungen werden mit Sätzen wie »Sie werden sich schon aneinander gewöhnen« abgetan. Management und Personalabteilung, die den Bewerber eingestellt haben, geben nur selten zu, dass sie eine falsche Wahl getroffen haben und die Sozialstruktur der Gruppe womöglich völlig aus den Fugen gerät.
Tarnung. Bei manchen Affen unterscheiden sich männliche und weibliche Tiere äußerlich sehr stark, beispielsweise bei den Weißgesichtsakis. Ausgewachsene Männer tragen eine auffällige Gesichtsmaske aus weißgelben Fellhaaren. Als Jungtiere hingegen sehen sie aus wie ihre Mütter und sind somit bestens vor Raubtieren geschützt. Auch für neue Arbeitnehmer in Unternehmen kann es von Vorteil sein, möglichst wenig aufzufallen. Aus diesem Grund passen viele ihre Kleidung dem an, was in ihrer Abteilung üblich ist.
Im Zoo hingegen wird nicht nur das Tier, das neu in die Gruppe kommt, sondern auch die Gruppe selbst im Auge behalten. Veränderungen im Verhalten der Gruppenmitglieder werden genauestens beobachtet, registriert und analysiert. Das heißt jedoch nicht, dass der Neuling bei der ersten aggressiven Konfrontation sofort wieder herausgenommen wird. Veränderte Verhaltensweisen dürfen nur nicht zu einer dauerhaften Störung des Sozialverhaltens der Tiergruppe führen. Sie sollten sich auf den Prozess des gegenseitigen Kennenlernens und der hierarchischen Neuordnung beschränken.
Hier bleibe ich (nicht)
Wenn nach der Kennenlernphase alles gut geht, besetzt der Neue (egal ob Affe oder Mensch) eine vakante Position, sowohl »betriebstechnisch« als auch im gruppensozialen Sinn. Gelingt das nicht, kann ein dauerhafter Konflikt entstehen, der sich in andauernden Irritationen, ständigen Meinungsverschiedenheiten oder unterschiedlichen Arbeitsauffassungen äußert.
• Einige ergreifen die Flucht, wenn ein Neuzugang zu viel Stress mit sich bringt.
Solche Situationen sind schwierig für alle Beteiligten. Wenn sie eskalieren, kommt unser Stresscomputer nicht damit zurecht und dreht durch. Dann sind wir ganz auf Kampf oder Flucht programmiert. Man erlebt es immer wieder: Der Newcomer verlässt den Schauplatz mit eingezogenem Schwanz, aber auch Kollegen, die schon länger da sind, können die Flucht ergreifen.
Unser Stresscomputer kann zudem komplett abstürzen: Ein Kollege verlässt die Abteilung dann nicht durch Flucht, sondern krankheitshalber.
Es existieren kaum statistische Daten darüber, nach welcher Zeit und mit welcher (der Wahrheit entsprechenden) Begründung neue Mitarbeiter eine Firma wieder verlassen. In der Natur liegen die Dinge natürlich anders. Denken Sie nur an eine Freundschaft, die sich aus einer zufälligen Begegnung entwickelt. Es funkt, oder es funkt nicht, und man entscheidet dann, ob man seinen Weg gemeinsam fortsetzt oder nicht. Das funktioniert im Unternehmen leider nicht! Hier kann der Stress, den ein Neuzugang auslöst, ein gewichtiger Grund dafür sein, dass Mitarbeiter das Handtuch werfen. Ein guter Chef kann versuchen, diesen Stress durch Auswahl und Einführung des Neuen möglichst gering zu halten.
Darf ich vorstellen: der neue Chef
Richtig spannend wird eine Veränderung, wenn der Neue der Chef ist. Dass eine Firma einen neuen Chef bekommt, weil der alte versetzt oder entlassen wurde, kommt immer wieder vor. Wie bei den Affen rumort es in einem Unternehmen vor allem an der Spitze, und nicht wenige Betriebe könnten zumachen, wenn die Fluktuation innerhalb der Belegschaft genauso hoch wäre wie im Management.
• Bei den Affen ist es gar nicht so einfach, der neue Chef zu werden.
Auch bei Affen ist der Anführer einem gewissen Druck ausgesetzt. Er kann vom Thron gestoßen werden und soll sich dann mit einem niedrigeren Platz in der
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