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Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Titel: Hilfe, mein Chef ist ein Affe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick van Veen
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folgt die Bekanntgabe der »Verlobung«. Seltsamerweise ist dabei kaum vom realen Geschäft die Rede (mit dem ja eigentlich das Geld verdient wird). Es fallen Schlagworte wie »Synergie« und »Effizienz«, aber konkretere Aussagen darüber werden sehr gerne auf die lange Bank geschoben mit den Worten: »Das kommt dann, wenn sich alles eingespielt hat.«
    Von den Machtkämpfen, die nach der Bekanntgabe der Fusion beginnen, habe ich Ihnen ja schon erzählt …
Das regeln wir jetzt anders!
    Unser soziales Leben funktioniert durch ein Zusammenspiel von Regeln und Gesetzen, von denen viele auch schriftlich fixiert sind. Auch in einem Unternehmen gibt es klare, schriftlich fixierte Regeln, etwa was die Arbeitszeiten anbelangt. Hinzu kommen die ungeschriebenen Gesetze: Wir können zum Beispiel gerne ein halbes Stündchen später anfangen, solange wir unsere Arbeit machen. Gleichzeitig wird erwartet, dass wir selbstverständlich viel länger arbeiten als vertraglich vorgesehen.
    • Alle brauchen Regeln.
    Affen kennen natürlich keine schriftlich fixierten Gesetze, wohl aber unausgesprochene Übereinkünfte, die ihren Umgang miteinander regeln, etwa wie sich ein untergeordnetes Tier einem höherrangigen nähern soll, wie die Fressordnung aussieht, wer bei wem sitzt oder wer als Erster den Schlafkäfig aufsuchen oder verlassen darf. Verstößt etwas oder jemand gegen diese Regeln, nehmen Aggression und Stress in der Gruppe zu: im Zoo beispielsweise, wenn neue Tiere dazukommen, wenn Außenstehende (die Tierpfleger) die Fütterungszeiten oder die Verteilung der Schlafkäfige ändern, oder auch, wenn das Gehege umgestaltet wird. Regeln bestimmen also bei Menschen und Affen die Umgangsnormen, die vielfach lokal oder gruppenspezifisch geprägt sind. Sie prägen und schaffen unser soziales Miteinander.
    Wer beispielsweise neu in eine Firma kommt, hat viel zu lernen (und eine Menge davon steht nicht auf dem Papier), um die ganz eigene Firmenkultur zu verstehen: Wann geht wer mit wem essen? Duzt oder siezt man sich? Wie kleidet man sich? Sind Jeans erlaubt, oder erscheint man die ganze Woche im Anzug? Kann man einfach zu Kollegen ins Zimmer gehen, oder meldet man sich vorher telefonisch an? Ein Neuer muss sich all diese Regeln zu eigen machen und dafür einiges investieren.
    Neue Regeln für uns zwei
    Was passiert nun, wenn sich die Regeln ändern? Welche Auswirkungen hat das auf unser Verhalten? Gerade bei Fusionen oder Umstrukturierungen kann sich die Firmenkultur stark verändern.
    • Nach einer Fusion gibt es neue Regeln für alle. Daran muss man sich erst gewöhnen.
    Ein Beispiel: Zwei Abteilungen werden nach einer Fusion zusammengelegt. In Abteilung A trifft man sich üblicherweise um zehn zu einer Tasse Kaffee, in Abteilung B trinkt man den ganzen Vormittag über Kaffee, aber ohne sich eigens dafür zusammenzusetzen. Verschmelzen nun die beiden Abteilungen, kann es passieren, dass die Mitarbeiter zunächst kein Verständnis für die Traditionen der jeweils anderen aufbringen. Die A-Leute finden die B-Leute ungesellig und interpretieren den Umstand, dass sie nicht gemeinsam Kaffee trinken, als mangelndes Gruppengefühl und damit als schädlich für das Betriebsklima. Umgekehrt empfinden die Leute aus Abteilung B die anderen als Schmarotzer, die dem Chef seine Zeit stehlen.
    Beide halten den eigenen Stil für den besseren, und der Prozess des Zusammenwachsens wird sich lange hinziehen. Führt der Chef dann zusätzlich neue Regeln ein, wird die Sache noch schwieriger, vor allem dann, wenn er die Kaffeepausen verbietet oder aber das »Socializen« bei einer Tasse Kaffee ausdrücklich fördert.
    Ein anderes Beispiel: Nach einer Fusion wird ein Kollege in eine neue Abteilung versetzt. Er ist ein kumpelhafter Typ, der jeden tätschelt und umarmt, also ständig Körperkontakt sucht. In seiner alten Abteilung fand man das gut, da war man eine große Familie, in der solche Vertrautheit erlaubt war. Das Berühren eines Armes oder der Schulter hieß dort nicht »Ich will Sex«, sondern einfach nur »Wie kann ich dir helfen?« In der neuen Abteilung geht es eher förmlich zu, auch wenn die Kollegen nett sind. Man hält gebührenden Abstand voneinander, Körperkontakt gibt es nicht. Wenn unser Mann nun einem der neuen Kollegen den Arm um die Schulter legt, weicht der vermutlich sofort zurück. Ändert der Neue sein Verhalten nicht, kann er sich ernsthaften Ärger einhandeln. Solche Unterschiede lassen sich nicht nur zwischen den

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