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Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Titel: Hilfe, mein Chef ist ein Affe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick van Veen
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nehmen. Diese Affen begegnen einander stets mit großem Respekt. Firmenzusammenschlüsse ziehen dagegen im Allgemeinen meist die interne Struktur der Fusionspartner in Mitleidenschaft.
    • Seien Sie vorbereitet: Fusionen können den Stresspegel anheben.
    Die Veränderungen beginnen bereits mit dem ersten Schritt nach der Fusion: der Postenverteilung auf höchster Ebene. Die Damen und Herren an der Spitze fechten untereinander aus, wer die Hierarchie anführt. Anschließend werden die Posten auf der nächstunteren Führungsebene verteilt. Bis die neue Rangordnung auch auf der untersten Führungsebene und bei der Belegschaft angekommen ist, hat dort schon längst ein ganz eigener hierarchischer Krieg begonnen: Die Angestellten der Firma A kämpfen gegen die Angestellten der Firma B um die besten Plätze in der Rangordnung. Denn die Postenverteilung erfolgt immer von oben nach unten. Leider ist noch niemand auf die Idee gekommen, das »Fußvolk« nach einer Fusion mitreden zu lassen.
    • Ist die Fusion unter Dach und Fach, gehen die Probleme erst richtig los …
    Doch die Probleme hören nicht auf, wenn die Fusion juristisch abgeschlossen und die Posten offiziell verteilt sind. Jetzt geht es darum, wie man die Hierarchie, die man sich hart erkämpft hat, in der frisch »verheirateten« Firma etabliert. Ein Beispiel: In Betrieb A verfügen alle Mitarbeiter der mittleren und oberen Gehaltsgruppen über ein eigenes Zimmer, was eine gewisse Machtstellung signalisiert. In Betrieb B gibt es nur Großraumbüros, eigene Zimmer sind allein der Führungsspitze vorbehalten. Fällt bei einer Fusion die Wahl auf das Großraumbüro als idealen Arbeitsplatz, stürzt das einige Angestellte der ehemaligen Firma A in eine heftige Krise. Sie verlieren nicht nur ihre Zimmer, sondern vor allem auch ihren hierarchischen Status und eines der Instrumente, an dem sie ihn festmachen konnten.
    Sicher kennen Sie weitere Beispiele für Schwierigkeiten nach einer Fusion. Es gibt sie wie Sand am Meer: der Verlust von Privilegien (reservierter Parkplatz) oder Identität (Firmenname), neue Arbeitszeiten oder die Standortverlegung. All das führt zu Stress bei den Mitarbeitern, und viele von ihnen werden, wie bereits beschrieben, kämpfen oder flüchten.
    Warum sollten wir uns zusammentun?
    Wenn eine Fusion so viele Probleme mit sich bringt, warum beschließen so viele Firmen trotzdem immer wieder, sich zusammenzutun? Nun, die Motive liegen auf der Hand und lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: die ökonomische und die persönliche Motivation.
    • Eine Fusion? Unsere Firma ist gerettet!
    Erstere basiert auf einem natürlichen Instinkt, nämlich dem Instinkt zu überleben. Auch bei den Affen beeinflusst dieser Instinkt den Umfang einer Gruppe. Deren Größe hängt davon ab, ob eine Bedrohung durch Angreifer existiert und ob entsprechend Nahrung und Raum zur Verfügung stehen. Um möglichen Angreifern besser entgegentreten zu können, sind Affen bereit zu kooperieren: Paviane versammeln sich beispielsweise besonders abends in größeren Trupps. Gibt es zudem ausreichend Nahrung und Raum, herrscht mehr Toleranz unter den Affen, und es können größere Gruppen gebildet werden.
    Auch bei uns gibt es »Angreifer«, denen wir durch einen Firmenzusammenschluss zu entkommen suchen. Der wachsende Konkurrenzdruck und die Notwendigkeit, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, steigern den Überlebensinstinkt und führen zu Fusionen. Und – wie bei den Affen – bilden sich auch bei uns größere Gruppen, wenn der Tisch reich gedeckt ist. In Zeiten der Hochkonjunktur nehmen nämlich Unternehmenszusammenschlüsse deutlich zu. Man denke nur an die Fusionswellen in jüngerer Zeit. Verbindungen aus rein ökonomischen Motiven dienen dem Interesse der gesamten Gruppe, denn sie führen langfristig zu höheren »Überlebenschancen«, auch wenn sie zunächst mit Umstrukturierungen und Stellenabbau einhergehen.
    Jetzt zur persönlichen Motivation einer Fusion: Sie speist sich vor allem aus dem Geltungsdrang des »Anführers«, aus seinem Bedürfnis, eine möglichst große Gruppe zu dominieren. Bei den Affen hängt das mit dem Fortpflanzungserfolg zusammen: Ein Gorillamännchen mit einem großen Harem setzt meist mehr Nachkommen in die Welt als einer mit einem kleinen Harem. Auch bei Schimpansen entscheiden die Gruppengröße und insbesondere die Anzahl fruchtbarer Weibchen über den Erfolg des Alphamännchens. Der Drang eines Affen, eine große Gruppe zu

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