Hilflos in deinen Armen
d’Artage über Euch verbreitet. Ich möchte Euch nacheifern, Mylord, und kein hinterhältiger Feigling werden wie Richard, der solche Bestien anwirbt, die für ihn die Drecksarbeit verrichten. Ich möchte mit Euch zurück nach Averette und Euch als Knappe dienen.“ Er nahm aufrechte Haltung an und legte mehr Nachdruck in seine Stimme. „Und auch bei Dena möchte ich mich entschuldigen. Falls Ihr mich ins Verlies werft, dann bitte, meinetwegen, aber ich möchte sie aufsuchen und ihr sagen, wie leid es mir tut, dass ich so grausam zu ihr war. Ich möchte das wiedergutmachen.“
Bayard nahm ihm seine Beteuerungen zwar ab und freute sich auch über seine Zerknirschung, aber er musste sein Denken auf das Jetzt richten, auf das, was nun getan werden musste. „Robb! Du und Alfric, Ihr bringt den Knappen nach Averette zurück. Wir anderen setzen den Spähtrupp und die Suche nach d’Artage fort.“
„Aber Ihr braucht mich doch!“, protestierte Frederic. „Ich kann Euch hinführen zu denen!“
„Selbst wenn ich dir glaubte – und ich gebe zu, ich bin nicht abgeneigt –, sind die bestimmt nicht mehr dort“, erwiderte Bayard. „Sobald sie merken, dass du weg bist, werden sie entweder das Weite suchen oder angreifen. Ich hoffe, sie …“
In dem Moment schwirrte ein Pfeil durch die Luft und bohrte sich mit zitterndem Schaft zu Bayards Füßen in den Boden. Mit einem Fluch packte er seinen Knappen bei den Schultern und zog ihn in Deckung.
„Runter von der Straße!“, donnerte er seinen Männern noch zu, als auch schon ein ganzer Schwarm Pfeile über ihnen niederging. „In Deckung! Rein in den Wald!“
Frederic wollte zu seinem Pferd, stieß aber einen Schmerzensschrei aus und sackte nieder. In seiner Seite stak ein Pfeil.
Während die Pfeile nun niederprasselten wie ein Dornengewitter, hievte Bayard sich den angeschossenen Knappen über die Schulter, trug ihn zu seinem Schlachtross und packte ihn sich, während er aufsaß, vor den Sattel. Dann gab er dem Hengst die Sporen und riss ihn scharf herum, sodass er empört wieherte, während ringsum die Pfeile in den morastigen Boden klatschten. Im Galopp preschte Bayard sodann auf die Ulmen und Eichen zu, die jenseits der grasbewachsenen Senke standen.
Einer der Pfeile erwischte das Pferd an der Flanke. Es wieherte hell auf vor Schmerz, geriet ins Stolpern und schickte dabei den Reiter sowie den verletzten Knappen im hohen Bogen zu Boden.
Bayard, der die Lage sofort begriff, wälzte sich blitzschnell zur Seite, ehe er mit den Beinen unter das gestürzte Ross geriet. Benommen, aber noch bei Bewusstsein, rappelte er sich hoch. Frederic lag zusammengekrümmt ganz in der Nähe.
Plötzlich ertönte das dumpfe Donnern von Hufen, das sich schnell näherte.
Gedeckt durch den Schild, den er sich rasch vom Sattelzeug zerrte, machte Bayard Front zu der auf ihn zugaloppierenden Reiterhorde. An ihrer Spitze ritt ein Ritter in leuchtend blauem Waffenrock mit roten und grünen Tressen.
Richard d’Artage.
Nun war keine Zeit mehr, sich noch in die Deckung des Waldrands zu flüchten. Richard und seine Männer wären im Nu heran gewesen. Bayard musste sich also auf die von ihm selber ausgebildeten Kämpfer verlassen. Die waren gewiss in der Lage, mit einer Horde von Söldnern fertig zu werden, die der Verräter da für sich ins Feld schickte.
Aber d’Artage, den mussten sie ihm überlassen.
„Komm her, Richard“, raunte er leise, die Beine leicht gegrätscht, die Klinge für seinen Feind gezückt. „Komm her und mach dich bereit für eine Begegnung mit deinem Schöpfer!“
22. KAPITEL
Hatte der Kerl den Verstand verloren? So fragte sich Richard d’Artage, als ihm aufging, dass es Bayard de Boisbaston höchstpersönlich war, der da wie ein Einfaltspinsel mitten auf der Straße stand, nur mit Schild und Schwert. Richard hatte zwar gesehen, wie da ein Ritter mitsamt seinem Gaul zu Boden ging, doch dass es de Boisbaston sein könnte, das hätte er nicht einmal zu hoffen gewagt.
„Überlasst ihn mir!“, brüllte er den Söldnern zu, die neben ihm in vollem Galopp zum Angriff übergingen. Schon hob er das Schwert, bereit, Bayard einen Kopf kürzer zu machen. Den abgeschlagenen Schädel konnte man ja vielleicht an Armand schicken …
Plötzlich bemerkte er am Rande seines Gesichtsfeldes, wie sich hinter dem gestürzten, hilflos mit den Hufen um sich schlagenden Pferd etwas bewegte. Etwas …
Eine Gestalt!
Genau in dem Augenblick, als Bayard dem heranstürmenden
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