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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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Fachkenntnis. Bei manchen Gelegenheiten erinnerte er sie an ihren schottischen Burghauptmann.
    Über ein Thema schwieg er sich allerdings eisern aus: über den König und dessen Politik, des Weiteren auch über Johns neuesten Feldzug gegen Frankreich. Warum das so war, ob aus mangelndem Interesse oder aus Vorsicht oder weil ihn solche Diskussionen generell störten, vermochte Gillian nicht zu erkennen.
    An diesem Tage hatte sie beschlossen, sich einmal persönlich ein Bild zu verschaffen, wie sich Sir Bayard als Burgwehrführer machte und ob er mit den Männern der Burggarnison klarkam. Immerhin war sie als Burgherrin weiterhin für Averette und dessen Sicherheit verantwortlich. Soweit sie es beurteilen konnte, verstanden sich Bayards Männer recht gut mit den Mitgliedern der Burgwehr, bei denen sich der Ritter bereits Respekt erworben hatte. Allerdings hatte sie das bisher bloß im Burgsaal beobachten können, nach Dienstschluss sozusagen. Da erschien ihr das Bringen der Mittagsverpflegung als gute Gelegenheit, die Männer auch während des Dienstes in Augenschein zu nehmen, zumal die Besichtigung unerwartet erfolgte.
    „Da sind sie!“, rief Dena aus und wies auf die mit der Waffenausbildung beschäftigten Männer, als hätte sie allen Ernstes angenommen, sie seien ganz woanders. Gillian erkannte Bayard auf Anhieb, obwohl er ihr den Rücken zukehrte und sich gerade mit freiem Oberkörper durch das Getümmel aus ebenfalls halb nackten und paarweise kämpfenden Burgwehrmännern zwängte.
    Anders als Iain brüllte er jedoch nicht herum. Wenn er überhaupt den Mund aufmachte, sprach er gerade so laut, dass nur der Angesprochene es hören konnte. Auch Bayard trug als Zeichen seines Ranges den langen, dünnen Holzstock. Allerdings benutzte er ihn nicht als Strafinstrument zum Prügeln, sondern um damit bestimmte Hiebe oder Manöver zu demonstrieren.
    Natürlich war er nicht der Schotte. Schon deshalb war es selbstverständlich, dass er seine Befehle anders gab, ebenso wie Gillians Anweisungen sich von Lizettes oder Adelaides Vorschlägen unterschieden.
    Gillian nahm sich vor, nicht auf seinen bemerkenswert gestählten Körper zu starren, auf die breiten Schultern und die schmale Taille. Geflissentlich übersah sie die vielen kleinen Narben, die den kampferprobten Soldaten verrieten – nicht den verweichlichten Hofschönling, der sich vom Heeresdienst loskaufen konnte und lieber im sicheren Hause hockte, während andere Leib und Leben für ihren Lehnsherrn einsetzen mussten.
    Frederic war ebenfalls zugegen. Verstohlen warf Gillian ihrer Zofe einen Seitenblick zu, aber entweder hatte Dena ihn noch nicht erspäht, oder sie würdigte ihn mit voller Absicht keines Blickes.
    Nach kurzer Zeit hatte Bayard die kleine Essensträgergruppe mit der Burgherrin an der Spitze erblickt. „Pause, Männer!“, rief er laut. „Ihr habt es euch verdient!“ Eilig marschierte er auf einen Kleiderhaufen zu und streifte sich sein Leinenhemd über.
    Die Frauen mit den Brotkörben und Krügen voller Ale hatten bereits begonnen, ihre Erfrischungen und Imbisse an die dankbaren Männer zu verteilen. Sie unterhielten sich angeregt, und mancher versuchte, einer Magd noch einen zweiten Kanten Brot oder mehr Leichtbier abzuschwatzen.
    „Gibt es inzwischen Kunde von Eurem Hauptmann oder Eurem Fräulein Schwester?“, erkundigte sich Bayard, indem er auf Gillian zutrat.
    „Nein, noch nicht.“
    „Nun, er ist ja auch erst einige Tage unterwegs“, beschwichtigte er sie. „Und zwei Tage hat’s geregnet. Da kommt man nicht so schnell vorwärts.“
    Auch wenn sie seinen Zuspruch im Grunde für überflüssig hielt, boten ihr seine Worte doch unerwarteten Trost. „Ich wollte einmal sehen, ob Ihr eventuell Ärger mit den Männern habt.“
    Er wirkte ehrlich überrascht. „Nein“, sagte er, nahm ihr den Korb ab und reichte ihn, nachdem er sich eins der kleinen braunen Brote herausgenommen hatte, an den Nächsten weiter. „Hier, Ralph, verteil die mal.“ Dann wandte er sich an die gesamte Mannschaft und rief mit gespielter Empörung laut über den Rastplatz: „Nicht so viel Ale, ihr Gauner! Sonst gibt’s die Eimer! Wir haben heute noch einiges vor.“
    „Haben sie Euch Schwierigkeiten gemacht?“
    „Ach was, kein bisschen“, erwiderte er und drehte sich wieder zu ihr, im Gesicht den Ansatz eines Lächelns. „Aber man darf Soldaten nicht mit Samthandschuhen anfassen. Dann werden sie zu weich.“
    „Was meintet Ihr denn mit den

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