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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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beharkten und aus Leibeskräften auf ihre Schilde eindroschen, um sich bloß nicht den Zorn ihres Hauptmanns zuzuziehen. An diesem heißen Sommertag trug Iain ausnahmsweise nicht seinen Hauberk, sondern ein leichtes, ärmelloses Lederwams, eingefärbte Leinenhosen und Stiefel. Das Wams war an der Brust mit Kordeln geschnürt und ließ erkennen, dass der Schotte, obwohl mit Sicherheit schon jenseits der vierzig, nach wie vor ein athletischer Kraftprotz war, der es auf dem Schlachtfeld noch mit jedem Gegner aufgenommen hätte.
    „Pause!“, brüllte er, als er Gillian auf sich zukommen sah.
    Die Männer ließen ihre Waffen sinken und hockten sich auf den Boden. Einige ächzten leise; zwei oder drei untersuchten Kratzer und blaue Flecken.
    „Ja, Mylady?“, fragte der Burghauptmann, dem der Schweiß in Rinnsalen über das wettergegerbte Gesicht rann.
    „Wir haben Kunde von Lizette.“
    Der Schotte legte die sonnengebräunte Stirn in Falten.„Kommt sie nicht her?“
    „Doch, doch, oh Wunder. Aber zweifellos mit Weile und auf verschlungenen Wegen, wie’s ihre Art ist. Anscheinend unterschätzt sie die Gefahr, in der sie schwebt. Sie scheint auch zu übersehen, dass sie sich nicht in den Schutz einer Burg flüchten kann.“
    Seufzend verschränkte der Hauptmann seine muskelbepackten Arme. „Vermutlich meint sie, sie wird allein mit einem ganzen Heer fertig.“
    „Wahrscheinlich“, bekräftigte Gillian düster. „Daher müssen wir jemanden losschicken, der sie holt. Ich möchte, dass Ihr diesen Trupp führt.“ Als der Schotte die buschigen Augenbrauen hob, setzte sie hinzu: „Ihr seid der beste Soldat auf Averette. Ich könnte auch Dunstan nehmen, aber wenn der in Gefahr gerät und es zu einem Kampf kommt …“
    „… wird’s zappenduster, schon verstanden.“
    „Meine Schwester soll heil zu Hause ankommen“, betonte sie und fügte noch an, ehe er protestieren konnte: „Ihr seid dafür der Richtige, davon bin ich überzeugt. Und während Eurer Abwesenheit übernimmt Sir Bayard die Burgwehr. Erfahrung in der Führung besitzt er ja. Euer Stellvertreter ist zwar ein guter Mann, hat aber noch nie einer Belagerung standhalten müssen.“ Damit meinte sie den Soldaten Lindall, Iains rechte Hand, der normalerweise einsprang, falls der Schotte wegen Verwundung ausfiel oder aus anderen Gründen nicht in der Lage war, die Männer im Gefecht zu führen. „Sir Bayard ist ein kampferprobter Recke. Meine Schwester Adelaide verlässt sich anscheinend auf ihn, sonst hätte sie ihn nicht hergeschickt. Und Erfahrung mit Belagerungssituationen hat er ja wirklich. Wenn auch nur begrenzt.“
    „Begrenzt?“, schnaubte der Schotte bissig. „Tja, so kann man das auch sagen.“
    „Adelaide vertraut ihm jedenfalls, egal, was da in der Normandie vorgefallen sein mag. Mit Bayard und Lindall zusammen müssten wir während Eurer Abwesenheit eigentlich klarkommen. Mein Entschluss steht fest.“
    Anders als Dunstan oder Bayard war der angegraute Veteran nicht so dumm, sich mit der Burgherrin anzulegen. Bei ihrem Ton erst recht nicht. „Zu Befehl, Mylady. Eure Schwester kommt wohlbehalten nach Hause.“ In seinen Augen glomm ein Funkeln auf. „Ob freiwillig oder nicht.“
    Einige Tage darauf ging Gillian mit einem Korb voller Brotlaibe über den Burghof, als sie plötzlich über einen Pflasterstein stolperte und beinahe die ganze Ladung fallen gelassen hätte.
    „Hoppla, Mylady!“, rief Dena kichernd. „Vorsicht!“
    Gillian nahm ihr die Bemerkung nicht übel und lächelte. Leider war sie in letzter Zeit häufig mit den Gedanken woanders. War wohl wirklich eine Verschwörung im Gange? Wie würde Averette dadurch in Mitleidenschaft gezogen? Außerdem sorgte sie sich um Lizette, wusste sie doch nicht, wo ihre Schwester steckte und ob der Hauptmann sie schon gefunden hatte. Zudem gab es anderes zu bedenken: die Ernte, die zahlreichen Aufgaben, die betroffenen Menschen. Die Bedürfnisse und Ausgaben des Anwesens mussten im Auge behalten werden. Und vor allem durfte sie sich nicht zu sehr von Sir Bayard ablenken lassen, von dessen bloßer Anwesenheit sie aber doch recht häufig aus der Fassung gebracht wurde.
    Dabei hatte sie nicht einmal häufiger mit ihm zu tun als zuvor. Er erschien zu den Mahlzeiten und speiste mit gesundem Appetit. Er beantwortete ihre Fragen kurz und bündig, ganz ohne Genörgel oder übertriebene Lobhudelei. Als sie ihn fragte, was er von den Befestigungsanlagen halte, bewies seine Antwort ein hohes Maß an

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