Hilflos in deinen Armen
bestimmt. Während Dunstan gefoltert und umgebracht wurde.
Zum Glück waren Bayard und seine Gruppe bei ihrer morgendlichen Suche nicht auf Frederics Leiche gestoßen, weder hier noch anderswo. So gesehen bestand weiter die Hoffnung, den Knappen auf irgendeinem Heuboden oder in einem Heuschober zu finden, wo er möglicherweise seinen Rausch ausschlief. Oder auch in den Armen eines Bauernmädchens, verlegen und zerknirscht – ach was, zerknirscht womöglich ganz und gar nicht. Hauptsache, er lebte noch! „Und es sind deiner Ansicht nach zwanzig?“
„Aye, so in etwa.“
„Ausschwärmen und Augen auf!“, befahl Bayard den restlichen Männern. „Robb, halte gut Ausschau nach weiteren Hufspuren, damit wir herausbekommen, was für Hufeisen die für ihre Gäule benutzt haben. Finden wir die Hufeisen, dann finden wir auch die Pferde und die Kerle. Hoffentlich. Für alle anderen gilt: Auffälligkeiten sofort melden, egal, wie unwichtig sie euch erscheinen mögen. Besonders Anzeichen, dass Frederic oder sonst jemand hier war. Wir gehen von hier zurück zu der Wiese, wo wir Dunstans Leiche gefunden haben.“
Die Männer setzten sich in Bewegung. Bayard fing an der Kastanie an. Die unteren Äste waren – leider – in idealer Höhe für die ausgestreckten Arme eines Mannes. Aus den Blutspuren ging einwandfrei hervor, dass man den Burgvogt hier regelrecht gekreuzigt hatte.
Was nicht einmal das Schlimmste war.
Der arme Kerl! Der arme, arme Dunstan.
Ich kriege die Schweine!, versprach Bayard dem Kastellan wortlos. Bei Gott, ich kaufe sie mir, und dann werden sie bezahlen. Darauf gebe ich dir mein Wort.
„Mylord?“ Einer der Männer winkte von der anderen Seite der Senke.
„Was gibt es?“ Bayard lief hinüber. Das Kettenhemd klirrte; die Schwertscheide schlug ihm dumpf gegen die Seite.
Alfric deutete auf etwas, das am Boden lag. Bayard betrachtete es eine Weile, bückte sich dann und hob es auf.
Es war ein Haarbüschel. Dichtes, braunes Kraushaar.
„Ich dachte erst, es ist vielleicht Dunstans“, sagte Alfric mit unterdrücktem Entsetzen in der Stimme. „Na, weil sie ihn doch so zugerichtet haben.“
„Die Farbe stimmt nicht“, erwiderte Bayard, heilfroh, dass es auch nicht zu Frederic gehörte, denn dafür war es zu dunkel. „Ich glaube, das sind Barthaare.“
Er rief die anderen herbei und zeigte ihnen das Büschel. „Irgendwelche Vermutungen, wer sich das abrasiert haben könnte?“
Es kam keine Antwort. Wahrscheinlich hatte er zu viel erwartet. Schließlich handelte es sich um eine recht verbreitete Haarfarbe.
„Hat sonst noch jemand etwas entdeckt?“
Die Männer schüttelten den Kopf.
„Weitersuchen!“, befahl er düster.
17. KAPITEL
Nach Einbruch der Abenddämmerung erst kehrte die Patrouille zurück zur Burg, alle Mann durchgefroren, ausgehungert und durchnässt. Bayard warf Ned, der sofort aus dem Stall schoss und den Reitern entgegeneilte, die Zügel zu. Mit einer Laterne bewaffnet kam auch Lindall aus dem Rittersaal. Die Kerze zuckte und knisterte in der feuchten Luft, obwohl der Regen selbst aufgehört hatte.
„Kunde von Frederic?“, fragte Bayard, während er absaß.
„Nein, Mylord“, antwortete Lindall und schüttelte dabei seinen Riesenschädel. „Ich habe Dorf und Burg durchsuchen lassen, aber keiner hat ihn gesehen. Der kleine Teddy, der Sohn des Flurschütz, der sagt allerdings, er hätte einen Karren beobachtet, der heute in der Früh durchs Dorf rollte. Mit zwei Männern drauf, meint er.“
Bayard setzt den Helm ab. „Wie früh denn?“, fragte er.
„Bei Sonnenaufgang. Hat wohl einen leichten Schlaf, der Knirps. Hörte was rumpeln und hat nach draußen geguckt.“
„Wer fuhr den Karren?“
„Keine Ahnung, Mylord. Das ist ja das Seltsame. Die beiden hätten Mäntel mit Kapuzen angehabt, sagt der Kleine, und der Karren, der wäre mit Holz beladen gewesen. Klingt mir nach dem Wagen von Ben. Das ist der Köhler bei uns. Der kommt aber nur zum Markttag ins Dorf. Sonst nie. Ob die beiden Kapuzenträger sich unterhalten haben, konnte der Zwerg nicht hören.“
„Und sonst hat niemand dieses Gefährt gesehen?“
„Nein.“ Lindall kratzte sich am Kinn. „Ich muss aber gleich hinzufügen, Mylord: Der kleine Teddy, der hat ’ne blühende Fantasie und spinnt sich schon mal was zusammen. Damit will ich nicht sagen, dass er lügt. Hat’s vielleicht geträumt und für bare Münze gehalten. Besonders, da er ja helfen möchte, versteht Ihr?“
„Der Köhler und
Weitere Kostenlose Bücher