Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
Vom Netzwerk:
sein Karren werden unverzüglich gesucht.“
    „Zu Befehl.“ Lindall zögerte. „Ihr habt wohl auch nichts gefunden, Mylord, oder?“
    „Doch“, erwiderte Bayard, der nun mit Lindall zum Burgsaal zurückging. „Das Lager, wo die Schweinebande den Mord begangen hat.“ Bedrückt stapfte er durch die Pfützen, sodass das brackige Wasser hoch aufspritzte. Der Regen hatte vermutlich inzwischen sämtliche Spuren der Mörder verwischt.
    Als er dem stellvertretenden Burgwehrführer die genaue Stelle beschrieb, pfiff der anerkennend durch die Zähne. „Nicht auf den Kopf gefallen, diese Ganoven, was?“
    „Und dann noch das hier“, sagte Bayard, indem er das feuchte Haarbüschel aus dem Gürtel zog. „Irgendeine Ahnung, wessen Barthaare das sein könnten?“
    „Ein Bart soll das sein?“
    „Nehme ich an, ja.“
    Stirnrunzelnd kratzte Lindall sich seine grau melierten Bartstoppeln. „Ich wüsste nicht, wer sich in letzter Zeit den Bart gestutzt hätte.“
    Bayard seufzte und überließ Lindall seinen Pflichten. Die Hoffnung, die Bartreste könnten ihn weiterbringen, zumal bei der Allerweltsfarbe, erwies sich als ein wenig verfrüht.
    Interessanter waren da wohl die zwei Männer mit dem Karren. Frederic hatte Averette allein verlassen. Das musste aber noch lange nicht bedeuten, dass er auch allein geblieben war. Wem mochte er sich angeschlossen haben? Mit wem hatte er sich wohl getroffen? Mit einer Frau vielleicht? Nein, der kleine Teddy hatte von zwei Männern gesprochen. Auch so ein Dreikäsehoch konnte schon unterscheiden, ob da ein Mann oder ein weibliches Wesen auf dem Gefährt hockte.
    Die Mörderbande, die Dunstan umgebracht hatte, streifte als ganze Horde durch die Lande, einem reißenden Wolfsrudel gleich. Aber auch das musste nicht heißen, dass sie beisammenblieben. Wie dem auch sei: Dass sein Knappe mit solchen Halsabschneidern unter einer Decke stecken sollte, wollte ihm nicht in den Kopf. Wahrscheinlicher war da schon, dass er aus einem ganz bestimmten Grunde zum Dorf aufgebrochen und unterwegs entführt worden war. Aber hätte er sich dann nicht gewehrt? Hätte man ihn nicht am Karren festgebunden? Und überhaupt: Wieso hätte er dann das Dorf verlassen sollen?
    Möglich war allerdings auch, dass die zwei auf dem Karren harmlose Bauern waren. Hausierer vielleicht, oder Reisende, die nur ihren Geschäften nachgingen.
    Besorgt um das Schicksal seines Knappen, zornig darüber, dass er auf den Jungen nicht besser aufgepasst und nicht gemerkt hatte, dass er aus lauter Frust irgendeine unbedachte Dummheit begehen könnte, stieß Bayard die Pforte zum Burgsaal auf. Die meisten Soldaten und Dienstboten hatten bereits ihr Abendbrot verzehrt, ebenso Father Matthew, der vermutlich gegenwärtig in der Kapelle war und noch ein wenig für Dunstans Seelenheil betete.
    Hoffentlich betete er auch dafür, dass Frederic wohlbehalten zurückkam!
    Nur ein paar Fackeln erhellten den Saal. Einige der Soldaten schliefen bereits auf ihren Strohsäcken, weitere lungerten noch herum, pflegten Waffen und Ausrüstung, redeten leise untereinander oder spielten Dame. Als Bayard eintrat, blickten sie auf und nickten ihm zu, als er vorbeiging.
    Auf der Herrentafel standen noch Kerzen und Speisen. Auch Gillian war noch dort. Sie stand da mit gefalteten Händen und besorgter Miene, wie das Standbild einer bangenden Frau vor dem farbenfrohen Hintergrund des Gobelins.
    Wie üblich trug sie ein äußerst schlichtes Kleid, diesmal eines aus hellblauer Wolle. Ein einfacher Ledergürtel ruhte auf ihren Hüften, und ihr Schal bestand aus einem viereckigen weißen Linnentuch. Der natürliche Glanz von Haut, Lippen und Augen war von keinerlei künstlichen Farben getrübt, wobei den Wangen heute indes der gesunde, rötliche Ton fehlte, den Bayard am Tag seiner Ankunft noch gesehen hatte. Sorgenfalten hatten tiefe Furchen auf ihrer Stirn hinterlassen.
    Hätte er ihr doch bloß eine gute Nachricht überbringen können! Beispielsweise, dass man Frederic gesund und munter gefunden oder die Mörder des Burgvogts gefasst hatte. Oder dass die Verschwörer allesamt hinter Schloss und Riegel saßen und daher keine unmittelbare Gefahr mehr für Gillian und ihre Pächterfamilien bestand. Oder dass ihre unternehmungslustige Schwester Elizabeth auf dem Weg nach Hause war.
    Stattdessen hatte er nur ein Büschel Haare zu bieten.
    „Ihr habt Frederic nicht gefunden“, stellte sie fest, als er auf dem Podest angekommen war. Mit einer Handbewegung lud sie ihn

Weitere Kostenlose Bücher