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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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überschritt Rachel Carr die Geschwindigkeitsbegrenzung – aber das tat sie dauernd. Dafür war ihr roter Mazda MX5 da. Zudem war sie äußerst aufgeregt. Die Geschichte hat Biss, dachte sie, und auf so etwas wartete sie schon seit Wochen; sie konnte damit aufmachen, die Dinge zuspitzen, der Polizei unbequeme Fragen stellen und die, wie sie fand, halb komatöse Bevölkerung Laffertons wachrütteln. Sie sah schon Tag für Tag ihren Namen auf der Titelseite prangen, nachdem sie eine groß angelegte Medienkampagne in Gang gesetzt hatte.
    Don Pilkington, Chefredakteur des Echo , war bereits fort, als sie in die Redaktion kam, aber der Nachrichtenredakteur Graham Grant saß noch an seinem Schreibtisch. Rachel zog sich einen Stuhl heran und begann zu reden, ließ sich nicht von ihm unterbrechen, bis sie alles berichtet und ihre Pläne umrissen hatte.
    Er wirkte überfahren und griff nach der Ausgabe einer überregionalen Zeitung. »Die Polizei ist uns einen Schritt voraus. Der Commissioner der Met hat gerade zugegeben, dass es ein Fehler war, die Bobbys von der Straße zu holen und dadurch das Vertrauen der Öffentlichkeit zu verlieren. Die Leute wollen sich in Sicherheit fühlen, und patrouillierende Bobbys sorgen dafür. Sie stellen verstärkt neu ein und planen, wieder Streifenpolizisten auf die Straße zu schicken.«
    »Ja, ja, genau wie unsere Regierung plant, mehr Ärzte in die Krankenhäuser und mehr Lehrer in die Schulen zu schicken … und wie viele haben wir gesehen? Bist du in letzter Zeit mal im Kreiskrankenhaus Bevham gewesen? Lafferton ist nicht die Met, es dauert lange, bis sich so was nach unten durchsetzt, und außerdem geht es nicht darum, was in der Zukunft passieren wird, sondern was hier und jetzt passiert – oder nicht passiert. Ich will, dass wir groß damit rauskommen, Graham. Zwei Frauen werden vermisst, also wieso hat die Polizei uns nur von einer berichtet? Beide waren dafür bekannt, alleine auf den Hügel zu gehen, keine gehörte zu der Art Frauen, die ohne Nachricht verschwinden, es gibt keine Spur von ihnen, und keine hat sich gemeldet … Was versucht die Polizei zu vertuschen – ihre eigene Unfähigkeit? Warum wird auf dem Hügel nicht Streife gegangen – das ist genau der Ort, wo Perverse rumhängen, genau wie der Treidelpfad, wo Jogger immer wieder auf diesen Exhibitionisten stoßen. Warum hat die Polizei den noch nicht festgenommen? Warum?«
    Graham Grant hob müde die Hand. »Nun mal langsam, Rachel, eins nach dem anderen. Okay, du kannst dich in Lafferton nach dieser anderen vermissten Frau erkundigen. Ich halte es für wichtig. Alles andere, und besonders jede Art von Anti-Polizeikampagne, musst du mit dem Chefredakteur absprechen.«
    »Ich ruf ihn zu Hause an.«
    »Da erwischt du ihn nicht, der ist bei einem Galadiner der Freimaurer in Bevham.«
    Rachel schnaubte.
    »Besorg dir die Einzelheiten über diese andere Frau, krieg alles über sie raus, dann bringen wir es morgen als Schlagzeile, wenn es immer noch nichts Neues über die beiden gibt – die Polizei will sowieso, dass das vermisste Mädchen im Bewusstsein der Öffentlichkeit bleibt. Aber warte, bis du mit Don gesprochen hast, bevor du die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken versetzt.«
    Frustriert stapfte Rachel durch die Redaktion zu ihrem Schreibtisch. Es war immer dasselbe, die großen Jungs steckten miteinander unter einer Decke, jederzeit bereit, sich gegenseitig Feuerschutz zu geben und den Rücken zu stärken. Die Hälfte der Polizei war bei den Freimaurern, das war allgemein bekannt, genau wie die Hälfte der Anwälte, Bankiers und einflussreichen Geschäftsleute, sowohl in Lafferton wie auch in Bevham, große Jungs, die Kleine-Jungs-Spiele spielten. Aber das war egal. Wenn es darum ging, die Öffentlichkeit zu täuschen und etwas durch Schweigen zu vertuschen, allerdings nicht.
    Rachel saß einen Moment lang an ihrem Schreibtisch und starrte in die Luft, stellte sich die Kampagne vor, die sie sich immer noch genehmigen lassen und in Gang setzen wollte, so oder so – und sie war gut darin, Don herumzukriegen. Und dann ließ sie ihrer Fantasie weiteren Lauf bis zu dem Punkt, wo ihre Arbeit für das Echo von Fleet Street bemerkt wurde und sie einen Anruf mit der Aufforderung bekam, sich beim Chefredakteur der Daily Mail zu melden … Rachel Carr hatte nicht vor, in diesem Provinznest Lafferton zu versauern.
    Sie griff nach dem Telefon und rief im Polizeirevier an, aber inzwischen war es fast zehn, bei

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