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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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während ihrer Behandlung bei Orford/Groatman passiert war. Ihre Antwort war eine Überraschung. Denn der Mann, den sie mir jetzt als »den Doktor« beschrieb, war gewiss nicht der Mann, den ich an diesem Nachmittag aufgesucht hatte. Offenbar verwandelt sich Anthony Orford, wenn er von Dr. Groatman übernommen wird. Er schrumpft, bekommt einen krummen Rücken, sein Gesicht wird faltig und sein Haar dünner. Die Stimme, die mir Glenda Waller beschrieb, war nicht die von Anthony Orford.
»Er trägt einen weißen Kittel«, sagte sie, »und man muss in einer Kabine ebenfalls eine Art Krankenhauskittel anziehen. Alles ist sehr sauber, und er hat ein Tablett mit Instrumenten. Eigentlich wie beim Zahnarzt. Zuerst lässt er einem die Hände über den Körper gleiten, aber ohne ihn zu berühren, nur oben drüber, verstehen Sie? Dann findet er heraus, was einem fehlt und wo es ist. Und dann, na ja, nimmt er eins dieser Instrumente.«
Was als Nächstes mit Mrs Waller passierte, klingt, offen gesagt, unglaublich. Der Psychochirurg nimmt offenbar eine Art unsichtbaren Schnitt am Patienten vor und entfernt rasch krankes Gewebe, einen Tumor, eine Entzündung oder was immer das Problem hervorzurufen scheint. Glenda Waller behauptet, »irgendwas« gespürt zu haben, aber keinen Schmerz. Sie sagt ebenfalls, sie habe »etwas Blutiges, vermischt mit Gewebe und Watte«, gesehen, das aus ihrem Körper gezogen und in den Eimer unter der Liege geworfen worden sei.
Ich fragte sie, wie sie sich gefühlt habe. »Ein bisschen schwindelig«, erwiderte sie, »ein bisschen benommen. Aber ich war nicht besorgt oder verängstigt, und man würde doch meinen, das hätte der Fall sein müssen, nicht wahr?«
Allerdings. Ich fand es schon besorgniserregend und beängstigend, allein davon zu hören.
»Aber ich habe ihm vertraut. Ich war mir ganz sicher, dass er weiß, was er tut, und alles gut gehen würde. Und so war es ja auch, oder?«
Ich musste Glenda Waller zustimmen. Sie sieht strahlend aus. Was immer ihr gefehlt hat, ist nicht mehr vorhanden. Sie hat keine Schmerzen und ist nicht mehr depressiv. Es wäre unfair, ihre Worte in Zweifel zu ziehen, kleinherzig, nicht beeindruckt zu sein.
Trotzdem bleiben Fragen über Psychochirurgie offen, die beantwortet werden müssen. Wenn der Heilkundler nichts zu verbergen hat, warum war er dann so unwillig, viele meiner Fragen vollständig und offen zu beantworten? Was geht wirklich in dem Behandlungsraum und auf dem »Operationstisch« dieses Mannes vor – oder sollte ich sagen, dieser Männer? Nur sie wissen es – aber sie sagen es nicht.
Wunderheiler oder Betrüger? Die Geschworenen beraten noch.
    Der Artikel nahm die ganze Mittelseite des Lafferton Echo ein, dazu Fotos vom Starly Tor und von der Außenseite der Praxis des Psychochirurgen. Und ein Foto von Rachel Carr in einem kleinen Kasten neben ihrem Namen. Blasiert, dachte Freya, blasiert und arrogant.

    Im Moment hatte sie andere Dinge im Kopf, während sie badete, ihr Haar sorgfältig wusch und föhnte, ein Kleid auswählte, sich umentschloss, ein anderes aussuchte und sich schließlich für ihre schwarze Seidenhose, das schwarze Satinjackett und ein tief ausgeschnittenes Seidentop in knalligem Pink entschied.
    In letzter Zeit verließ sich Freya immer mehr auf ihre Gefühle, die ihr jetzt sagten, dass Simon Serrailler höchstwahrscheinlich auf der Dinnerparty seiner Mutter auftauchen würde.
    Aber als Meriel sie in den Salon führte, wo Getränke gereicht wurden, war Simon nicht der Erste, den sie sah, sondern die kleine, schlanke Frau, mit der Simon an dem Abend, als Freya draußen im Dunklen gestanden hatte, zu seinem Haus gefahren war.
    Ihr wurde schlecht, und ihr Magen hob sich, als führe sie in einem rasch abwärts sausenden Lift. Simon war also hier, in einem anderen Raum, würde aber in diesen zurückkehren, zu der Frau, die einen schlichten grauen Kaschmirpullover zu einem langen Rock in dunklerem Grau trug. Freya überlegte, ob sie einfach gehen sollte, jetzt gleich, ob sie ein plötzliches Unwohlsein vorschieben konnte – was ja nicht ganz gelogen war –, wie sie hier herauskommen konnte, ohne ihn sehen zu müssen.
    Meriel hielt noch ihren Arm. »Freya, Sie kennen Cat noch nicht, oder?«
    Die Frau lächelte, ein offenes, warmes, einladendes, freundliches Lächeln. Freya hasste sie. Die Frau streckte die Hand aus.
    »Hallo. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
    Freya konnte nicht sprechen, lächelte stattdessen und schüttelte die

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