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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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einfach aus deinem Leben, wie jemand, der ins Meer taucht und Tausende von Meilen entfernt wieder auftaucht. Ich wusste nicht, was du dabei gedacht hast, ob du den Versuch unternommen hast, mich zu finden, ob du dich je mit der medizinischen Fakultät in Verbindung gesetzt hast. Wegen dir machte ich mir keine Sorgen.
Ich verbrachte einige Jahre damit, eine Zukunft für mich aufzubauen, und nahm während dieser Zeit Aushilfstätigkeiten an, damit ich leben konnte, Büroarbeiten hauptsächlich, und immer nur befristet. Ich meldete mich bei einer Agentur an, und es gab immer genug zu tun. Ich war akribisch, verlässlich, arbeitswillig, methodisch, ordentlich, alles Qualitäten, die mich bei den Arbeitgebern beliebt machten. Ich verursachte keinen Ärger, verschwendete keine Zeit, tratschte nicht und hatte kaum gesellschaftliche Kontakte. Aber während der ganzen Zeit arbeitete ich im Geist, wie eine Untergrundarmee, an meiner Zukunft, probierte Ideen aus und schmiedete Pläne. Arzt konnte ich nicht mehr werden, aber ich hatte nie den Wunsch aufgegeben, im medizinischen Bereich tätig zu sein, und da mir Leichen so am Herzen lagen, spielte ich oft mit dem Gedanken, mich einfach in einem Beerdigungsunternehmen anstellen zu lassen oder Assistent im pathologischen Labor einer Klinik zu werden, vorzugsweise im Ausland.
Aber ich hätte nie die zweite Geige spielen können, hätte es nie ertragen, nicht selbst das Heft in der Hand zu halten, mich nie irgendeinem »qualifizierten« Pathologen unterordnen, nie Woche um Woche die Plackerei eines Dienstboten hinnehmen können, unbemerkt, unbeachtet, denn ich wusste ebenso viel wie sie, hätte ihre Arbeit leisten können. Ich wäre vor Enttäuschung geplatzt.
Mehrere Monate lang plante ich, meine medizinische Ausbildung wieder aufzunehmen, vielleicht Empfehlungen zu fälschen, über mein Alter zu lügen, ins Ausland zu gehen, aber Täuschung ist mir nie leicht gefallen. Der einzige Mensch, den ich je getäuscht und belogen habe, warst du. Ich wollte mich nicht wie ein Kleinkrimineller verhalten, und wenn man mich erwischte, wäre die Demütigung traumatisch gewesen, mehr, als ich hätte ertragen können. Ich hatte genug von Demütigungen. Mein Hass auf jene, die mich verdammt, mich mit Verachtung gestraft und geschmäht hatten, war und ist immer noch absolut, ein reiner, bitterer Hass, nicht wie ein Gift, sondern wie eine Säure.
Jede andere Tätigkeit im medizinischen Bereich, die ich in Erwägung zog, über die ich mich sogar genauer informierte, kam für mich nicht in Frage, weil sie untergeordnet war, nur das Zweitbeste und mit niedrigem Status. Ich wollte kein Krankenpfleger werden oder als Sanitäter arbeiten. Vielleicht hätte ich es mit Zahnheilkunde versuchen können, aber das lehnte ich ab, weil es der Medizin zu sehr ähnelte und man mich wieder hätte schikanieren können.
Ich will, dass du alles erfährst. Dadurch kann kein Schaden entstehen, weil du mir nicht mehr schaden kannst, mich nicht mehr verhöhnen kannst, wie du es so oft getan hast, weil du unfähig bist, mich zu demütigen. Du wolltest stolz auf mich sein, und das wärst du jetzt auch. Jetzt bist du keine Bedrohung mehr für mich und würdest es auch nicht sein wollen. Ich musste alles selbst herausfinden, für mich und nur mir selbst gegenüber verantwortlich sein. Darauf hatte ich während meiner gesamten Kindheit und Jugend gewartet.
Mit fehlten das Krankenhaus und die Pathologie sehr. Ich träumte davon. Ich träumte davon, eine Obduktion nach der anderen durchzuführen und erstaunliche Entdeckungen zu machen, Probleme zu lösen, Geheimnisse des Körpers zu lüften. Während ich vorübergehend an dem einen oder anderen Schreibtisch arbeitete, ging ich im Geist durch die Flure des Krankenhauses, zog meinen grünen Kittel und die Kappe an, griff nach den Instrumenten. Ich lebte in zwei Welten, und doch vernachlässigte ich nie die Arbeit, die ich zu erledigen hatte, war in der Lage, meine Arbeitgeber ohne weiteres zufrieden zu stellen, während ich mein anderes Leben führte.
Aber nach einer gewissen Zeit reicht mir das nicht mehr. Ich musste etwas unternehmen, eine Entscheidung treffen, die Richtung finden, die mein Leben nehmen sollte.
Am Ende geschah es durch Zufall. Mir wurde eine befristete Stelle in der Verwaltung einer Firma angeboten, die Automaten vermietet. Die Firma lag in einiger Entfernung von meinem möblierten Zimmer, in einer Gegend, die ich nicht kannte. Ich nahm den Zug und musste dann

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