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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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als damals, und du hörst mich nicht, du antwortest nicht, du hast dich mir entzogen, und das ist grausam von dir.

41
    D as Telefon drang in Cat Deerborns seltsamen Traum von einem weißen Pony. Es war halb vier. Sie nahm automatisch ab, bevor ihr einfiel, dass sie keinen Bereitschaftsdienst hatte.
    »Cat? Karin hier … Hör zu, tut mir Leid, dich zu wecken …«
    Cat setzte sich auf. Chris bewegte sich, murmelte etwas und schlief weiter.
    »Ist schon gut, keine Bange, aber warte mal kurz. Ich gehe an den anderen Apparat.«
    Sie schlüpfte aus dem Bett und ging leise in die Küche hinunter. Die Katze lag auf dem alten Sofa am Herd, und Cat setzte sich daneben.
    »Gut, hier bin ich. Was ist los?«
    Schweigen am anderen Ende. Cat wartete. Sie wusste, es war erfolgversprechender, Karin nicht mit Fragen zu bombardieren.
    Die Spülmaschine summte leise auf der letzten Stufe. In der Küche war es wunderbar gemütlich.
    »Ich habe Angst. Bin schon seit Ewigkeiten wach und musste dich einfach anrufen.«
    »Gut, dass du es getan hast. Ist Mike da?«
    »Nein, er ist in New York. Außerdem kann ich nicht mit ihm reden.«
    »Okay.«
    »Ich weiß, dass ich das Richtige tue, ich weiß es immer noch. Es gibt keine Möglichkeit für mich, den anderen Weg einzuschlagen.«
    »Da spricht nicht nur der Stolz aus dir, oder? Wenn nicht, vergiss es. Spielt keine Rolle.«
    »Es ist kein Stolz.«
    »Ist irgendwas passiert?«
    »Nein … eigentlich nicht.«
    »Also doch.«
    »Ich habe schreckliche Rückenschmerzen. Nicht solche wie nach der Gartenarbeit.«
    »Wo?«
    »Im Kreuz und ein bisschen darunter. Nicht zwischen den Schultern.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Aber insgesamt mehr.«
    »Erst seit ein paar Tagen.«
    »Soll ich zu dir rüberkommen?«
    »Himmel, nein, bitte nicht. Ich habe nur Angst, Cat. Vorher habe ich keine Angst gehabt. Ich hatte alles unter Kontrolle.«
    »Ist das ein Teil des Problems?«
    »Ich weiß es nicht. Aber heute Nacht … alles … Tod … Grabsteine … Erde in meinem Mund … Sauerstoffmasken … Ohnmacht … Schmerz. Schreckliche Schmerzen, gegen die man nichts tun kann.«
    »Ich bin in einer halben Stunde da.«
    »Nein, hör zu …«
    »Und ich brauche einen doppelten Espresso.«
    Cat legte auf.

    Auf der Koppel tauchte das graue Pony bedrohlich auf und starrte sie, weiß wie ein Geist, über das Gatter an. »Du bist in meinen Traum eingebrochen«, sagte sie zu ihm und ließ das Auto einige Meter den Abhang hinunterrollen, bevor sie den Motor anließ und auf die dunkle Landstraße bog.
    Karin öffnete die Haustür. Sie trug einen langen weißen Morgenmantel, und ihr Haar war hochgesteckt. An ihr ist nie etwas Zerzaustes oder Ungepflegtes, dachte Cat, selbst in den frühen Morgenstunden. Aber sie war dünn geworden, hatte zu schnell an Gewicht verloren, und ihr Gesicht hatte ein neues Aussehen angenommen – irgendetwas war mit den Augen, und die Wangenknochen traten stärker hervor.
    Cat küsste sie auf beide Wangen und nahm sie lange und fest in die Arme. Karins Körper fühlte sich schmächtig an.
    »Du bist eine Heilige«, sagte Karin.
    »Nein, nur eine Ärztin.«
    »Und eine Freundin.«
    »Das zuallererst.«
    »Hast du das mit dem doppelten Espresso ernst gemeint?«
    »Vielleicht lieber Tee?«
    »Klingt viel besser.« Karin füllte den Wasserkessel. »Ich hab dich nicht mal gefragt, ob du Bereitschaftsdienst hast, weil ich so neben mir stand.«
    »Spielt keine Rolle.«
    »Es ist bei mir angekommen. Ich glaube, das war es bisher nicht.«
    »Irgendwann musste es passieren.«
    »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hab noch nie so viel Angst gehabt. Bis jetzt hatte ich dem Tod noch nicht ins Auge geschaut. Wollte nicht wissen, wie er aussieht.«
    »Abgesehen von den Ängsten, wie ist es dir sonst ergangen?«
    »Ganz gut, bis ich die Rückenschmerzen bekam. Das ist nervig. Was könnte es sein?«
    »Das schau ich mir gleich mal an, wenn du willst. Ich weiß es nicht. Du hast gesagt, es wären keine Rückenschmerzen wie nach der Gartenarbeit, aber hast du draußen gearbeitet? Du weißt, wie das ist – die ersten warmen Tage des Jahres, jeder geht raus zum Umgraben, und wir kriegen die Auswirkungen zu spüren.«
    »Ich habe nicht im Garten gearbeitet.«
    Sie stellte zwei Becher auf den Tisch. Cat bemerkte, dass Karin diesmal auch schwarzen Tee trank, keinen Kräutertee.
    »Sonst noch was?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Also was?«
    Karin zuckte die Schultern. »Müde. Das

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