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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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können.
    »Geben Sie mir ein paar Minuten.«
    Jean lächelte beim Hinausgehen mitfühlend.

    Wie oft, überlegte Cat eine halbe Stunde später, hat mir der Patient über eine schwierige Konsultation hinweggeholfen? Wie oft bin ich von Menschen getröstet worden, die gerade erfahren haben, dass ihre Krankheit tödlich ist? Selbst Eltern, denen ich sagen musste, dass ihr Kind sterben wird, haben mir gleich darauf versichert, dass ich, die Ärztin, ihrer Meinung nach alles Menschenmögliche getan hätte und sie wüssten, dass ich genauso verzweifelt sei wie sie.
    Und jetzt Karin McCafferty, die ruhig, beherrscht und mitfühlend reagiert hatte. »Für dich ist das sicher auch furchtbar … vielleicht noch schlimmer bei einer Patientin, die du so gut kennst wie mich.« Das waren ihre ersten Worte gewesen, als sie Cat umarmte. »Aber mir geht’s gut … und Dr. Monk hat mir sehr gut gefallen.«
    Vor drei Wochen war Karin das erste Mal wegen eines Knotens in der Brust in die Sprechstunde gekommen, und Cat hatte sofort vermutet, dass er bösartig war, doch die Röntgenbilder, die zeigten, dass die Lymphdrüsen stark befallen waren, hatten sie schockiert. Die Biopsie hatte ergeben, dass es sich um eine besonders aggressive Krebsart handelte.
    Jetzt war Karin zum ersten Mal bei Jill Monk, der beratenden Onkologin gewesen, deren Bericht Cat bereits gelesen hatte.
    »Du kannst kaum ermessen, wie Leid es mir tut.«
    »Doch, das kann ich. Und schau nur, was du bereits für mich getan hast … hast mir sofort den Termin zur Mammographie verschafft, und ich weiß, wie schwierig das sein kann.«
    Karin sah strahlend aus – zu strahlend, fand Cat. »Es ist noch so frisch«, sagte sie vorsichtig, »und es braucht Zeit, bis man das alles verdaut.«
    »Oh, ich habe es verdaut, mach dir keine Sorgen.«
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht bevormunden.«
    »Das tust du nicht. Im Allgemeinen sind die Menschen verzweifelt … fragen ›Warum ich?‹ Aber warum ich nicht, Cat? Krebs schlägt wahllos zu. Nachdem ich bei Dr. Monk war, bin ich heimgefahren, habe einen riesigen Scotch getrunken und mir die Augen ausgeweint. Aber damit bin ich fertig. Also lass uns darüber sprechen, was als Nächstes kommt.«
    Cat blickte auf den Brief der Onkologin. Was da stand, war nicht ermutigend.
    »Eine Operation ist der dringende erste Schritt, wie sie dir gesagt haben wird … Und in diesem Fall wird sie nicht zu … konservativ vorgehen wollen.«
    »Volle Brustamputation, einschließlich der Drüsen, ja, das hat sie gesagt.«
    »Danach Chemotherapie und möglicherweise Bestrahlung, was darauf ankommt, wie es sich nach der Operation darstellt. Es gibt die Möglichkeit, dass sie beide Brüste abnehmen wird, weißt du das?«
    Karin schwieg.
    »Das Krankenhaus Bevham hat eine hervorragende Abteilung für Onkologie, und ich würde dir nicht raten, in eine Privatklinik zu gehen … Aber wenn du ein Einzelzimmer haben willst, leiste dir das auf jeden Fall. Ich würde … wenn es mir schlecht ginge, würde ich lieber allein liegen wollen.«
    Ich brabbele, dachte Cat. Karin verunsicherte sie. Sie saß ganz ruhig da, anscheinend völlig entspannt, und hielt den Blick meist auf Cats Gesicht gerichtet. Ihr wirres rotes Haar war mit einem schwarzen Samtgummi zurückgebunden, was ihr knochiges Gesicht hervorhob, lange Nase, hohe Wangenknochen und Stirn; ein interessantes, intelligentes Gesicht, das die Gelassenheit einer Frau ausstrahlte, die sich in ihrer Haut vollkommen wohl fühlt.
    »Cat, ich habe darüber nachgedacht … Na ja, wie du dir vorstellen kannst, hab ich kaum was anderes getan. Ich habe sehr genau und sehr klar und sorgfältig darüber nachgedacht. Und ich habe mit Mike gesprochen. Und jetzt erzähle ich es dir. Ich will nichts von alldem. Nein, warte, lass mich ausreden. Der einzige Vorschlag von Dr. Monk, den ich ernsthaft in Erwägung gezogen habe, war die Operation. Ich weiß, dass sie radikal ist, aber seltsamerweise ist die Vorstellung davon immer noch akzeptabel … Ich möchte mir diese Möglichkeit offen halten. Chemo und Bestrahlung werde ich nicht an mich ranlassen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe.«
    »Ich möchte einen anderen Weg einschlagen … alternativ, komplementär, wie immer du es nennen willst. Den sanften Weg. Ich denke daran, nach Amerika in die Gerson-Klinik zu gehen. Ich bin mir absolut sicher, dass das der bessere Weg ist … körperlich, spirituell … ich spüre das. Ich werde

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