Hill, Susan
meinen Körper nicht vergiften und mein Immunsystem mit Toxinen zerstören, und ich werde mich keiner Überdosis an Strahlen aussetzen. Ich bin mir dessen ziemlich sicher, aber du bist meine Ärztin, und natürlich werde ich zuhören, was du mir zu sagen hast. Ich bin kein Dummkopf.«
Cat stand auf und trat ans Fenster. Der Parkplatz war fast leer. Es goss immer noch.
»Hast du mit Jill Monk darüber gesprochen?«
»Nein. Da hatte ich es noch nicht durchdacht. Außerdem glaube ich nicht, dass sie Verständnis dafür gehabt hätte.«
»Und du glaubst, ich habe das?«
»Cat, was immer dabei herauskommt, es ist mein Körper, meine Krankheit, meine Entscheidung, mit der ich leben muss. Oder nicht, schätze ich. Aber wie auch immer, es ist nicht deine, also mach dir keine Sorgen.«
»Natürlich mach ich mir verdammte Sorgen … Meine gesamte Ausbildung, mein Wissen, meine Erfahrung und mein Instinkt sagen mir, ich muss mir Sorgen machen, weil du falsch liegst. Ganz einfach falsch.«
»Willst du mich loswerden?«
»Hör zu, Karin, du bist meine Patientin, und es ist meine Aufgabe, dir professionellen Rat und Betreuung zu geben. Es ist ebenfalls meine Aufgabe, dich in allen medizinischen Entscheidungen zu unterstützen, die du triffst, denn letztlich liegt die Entscheidung immer beim Patienten. Und du bist eine gute Freundin. Und je sicherer ich bin, dass du die falsche Entscheidung triffst, desto größer muss meine Unterstützung sein. Okay?«
»Entschuldige. Ich werde dich brauchen.«
»Allerdings.«
»Ich hatte nicht geglaubt, dass du so sehr gegen eine alternative Möglichkeit sein würdest.«
»Bin ich nicht – unter gewissen Umständen ganz im Gegenteil. Ich schicke Patienten zur Osteopathie zu Nick Haydn und zu Aidan Sharpe, der Akupunktur macht. Bei manchen hartnäckigen Fällen hat er Wunder bewirkt. Gerade heute habe ich einer frisch verwitweten Frau, die nicht schlafen kann und verängstigt ist, geraten, sich Entspannungskassetten zu kaufen, und eine Aromatherapiemassage ist etwas Wunderbares. Aber das sind alles keine Heilmittel gegen Krebs, Karin. Alternative Therapien können höchstens dazu beitragen, die richtige Behandlung durchzustehen, dir helfen, dich weniger elend zu fühlen, und dich allgemein entspannen.«
»Warum lasse ich mir dann nicht einfach eine Gesichtsbehandlung verpassen und die Nägel lackieren?«
Karin stand auf. Cat wusste, dass sie sie verärgert hatte und ihr in den Rücken gefallen war, und war wütend auf sich. Sie ging mit Karin zur Tür.
»Versprich mir wenigstens, dass du gut darüber nachdenken wirst.«
»Das werde ich. Aber ich werde meine Meinung nicht ändern.«
»Reiße keine Brücken hinter dir ab, verschließ keine Türen. Hier geht es um dein Leben.«
»Genau.«
Aber Karin hatte sich umgedreht und Cat noch einmal liebevoll umarmt, bevor sie ruhig und selbstsicher das Sprechzimmer verließ.
»Das kannst du auf gar keinen Fall zulassen.« Chris Deerborn saß Cat am Küchentisch gegenüber, am späten Abend, beide mit einem Becher Tee in der Hand. Er war gerade von einem Notarzteinsatz zurückgekommen.
»Du meinst, ich sollte sie bitten, den Arzt zu wechseln?«
»Nein, ich meine, du musst dir viel mehr Mühe geben, ihr klar zu machen, dass sie diesen Weg nicht einschlagen kann … Das ist keine Option, wie du weißt, sie hat nicht den Luxus der freien Wahl.«
Chris war absolut gegen jede Form alternativer Behandlung, mit Ausnahme der Osteopathie für seine Rückenschmerzen.
»Natürlich mache ich mir Sorgen, aber sie war eisern dazu entschlossen, und du kennst Karin.«
»Sie hat es wahrscheinlich noch nicht ganz begriffen.«
»Ich glaube doch. Wenn ich sie unterstützen will, muss ich einige Recherchen anstellen, sie zumindest von den echten Quacksalbern fern halten.«
»Ich finde nicht, dass du sie überhaupt dazu ermutigen solltest. Sie braucht die Operation und die Chemotherapie. Was ist nur in dich gefahren?«
»Einfach nur Karin, nehme ich an.«
Chris stand auf und stellte den Kessel wieder auf die Kochplatte.
»Davon laufen schon zu viele rum. All diese Verrückten am Starly Tor.«
»Ach, das sind nur New-Age-Hohlköpfe. Kristalle und Kraftlinien.«
»Wo ist da der Unterschied? Lass Karin McCafferty von der Leine, und sie tanzt im Morgengrauen um Stonehenge herum.«
Als Chris zum nächsten Einsatz gerufen wurde, nahm Cat ein Bad, ging dann zu Bett, den Laptop auf den Knien. »Krebs«, gab sie bei Google ein.
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