Hill, Susan
ihren Brüsten und ihr Rücken waren schweißnass; die Anstrengung, sich zu konzentrieren, alles zu beschreiben und gleichzeitig die Gefühle noch einmal zu durchleben, hatte sie erschöpft und schlapp gemacht.
»Was geschieht als Nächstes?«
»Mein Leben wird sich ändern.«
»Ah ja …«
»Ab diesem Moment.«
»Gehst du noch mal zu ihm?«
»Er teilt mir den Termin schriftlich mit … so wird das gemacht. Man kann nicht selbst einen vereinbaren, er teilt mir den genau richtigen Tag und die Uhrzeit mit … wenn es günstig ist.«
»Ah ja.« Sandys Stimme verriet nichts, weder Zustimmung noch Begeisterung oder Zweifel.
»Er schickt mir Tabletten … Pflanzliche Mittel gegen Kopfschmerzen und Salbe für die Haut.«
»Ist das teuer?«
»Kann ich mir nicht vorstellen.«
»Warum?«
»Weil er niemand ist, der die Leute ausnimmt, das merkt man, er will damit nicht reich werden … Und außerdem weiß er, dass ich von Sozialhilfe lebe.«
»Ah ja.«
»Er sagte, ich solle ausprobieren, ob die Tabletten gegen die Kopfschmerzen helfen und die frische Luft und die Diät, aber wenn sie nicht helfen, könnte er mich zu jemand anderem schicken, er sagt, manchmal ist es nicht so einfach … da braucht man noch andere Behandlung.«
»Zu wem würde er dich denn schicken?«
»Hat er nicht gesagt. Zu jemand, den er kennt, nehme ich an.«
»O ja, das glaube ich auch.«
Debbie sah sie scharf an.
»Hör zu, Sandy, es ist alles okay. Es war fantastisch. Ich meine, mir geht’s seit gestern wirklich besser.«
»Toll.« Sandy stand auf und trug die Becher zum Spülbecken. Sie wusch sie aus und stellte sie zum Abtropfen hin, machte dasselbe mit der Teekanne. Dann drehte sie sich um. »Und was hast du heute vor?«
»Mir die richtigen Sachen zum Essen zu kaufen. Den Mist aus dem Schrank und dem Kühlschrank wegzuwerfen.«
»Na gut, aber lass meine Sachen drin.«
»Danach mache ich einen Spaziergang, wie er gesagt hat. Einen langen Spaziergang an der frischen Luft.«
»Ah ja.« Sandy ging zu Tür. Zögerte. »Hör zu, Debs, versteh mich nicht falsch – nur, du hast gesagt, du könntest dich nicht an alles erinnern … Als du zu dir gekommen bist, bist du auf einer Couch gelegen. Glaubst du, er hat dir irgendwas gegeben, oder …«
»Was soll das heißen?«
»Geh mir nicht gleich an die Gurgel. Ich meine doch nur, dass du vorsichtig sein sollst. Du warst allein mit ihm in diesem Zimmer und …«
»Ach, um Himmels willen, Sandy. Das war nur so eine Art Hypnose.« Sie dachte an Davas Augen und seine sanfte Stimme.
»Du siehst wirklich besser aus.«
»Ich fühle mich wie neugeboren, weißt du. Er macht eine Wiedergeburt mit mir; das hat er gesagt, nur ist die noch nicht zu Ende, aber dann werde ich neu sein … eine neue Deborah. Er sagte, wenn sie vollendet ist, würde ich meinen Namen ändern – einen echten, tiefen Drang verspüren, ihn zu ändern … Dann bin ich nicht mehr Debbie, sondern Deborah. Deborah Parker.«
Sie richtete sich gerade auf und hatte das Gefühl, gute dreißig Zentimeter größer zu sein und über dem Boden zu schweben, als sie die Küche verließ.
Die Sonne glitt von der Wand und ließ den Raum im Schatten zurück.
11
J im musste etwas tun, musste raus, und außerdem war es zu still im Haus. Wenn der Postbote durch das Gartentor kam, rührte sich nichts, und genauso, wenn der Milchmann pfiff und der Müllwagen in die Straße bog. Stille. Oft genug hatte Jim Skippys schrilles Bellen verflucht, das ihn im Sessel zusammenschrecken ließ, aber die Stille war noch schlimmer.
Er hatte den ganzen Hügel durchgekämmt und mit dem Stock auf alle Büsche eingeschlagen, die er erreichen konnte. Täglich verbrachte Jim Williams den ganzen Morgen dort, ging schon sehr früh los, wie an dem Tag, als der Terrier verschwunden war, kam später oft noch mal zurück, suchte und rief und pfiff, bis es dunkel wurde.
Weihnachten hatte er allein verbracht, und es hatte ihm nichts bedeutet. Jetzt war Neujahr, und außer ihm war niemand auf dem Hügel. Er wartete auf die Frau mit den Dobermännern, die er seit einer Woche nicht mehr gesehen hatte. Es war feucht und mild, und nirgends ein Anzeichen von Skippy.
Im Radio BEV hatte Jim einen Bericht über einen vermissten Rassehund gehört, und danach hatte er in der vergangenen Woche das Lafferton Echo durchgeschaut und jeden Abend die Bevham Post auf der Suche nach Artikeln über Banden, die Hunde stahlen. Phyl hatte ihm davon erzählt.
»Die fangen
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