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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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und die Hindernisse aus dem Weg geräumt haben.«
    Darauf folgte ein langes Schweigen. Dava hatte die Augen geschlossen.
    Eines der Räucherstäbchen, die in einem Glas auf dem Tisch glühten, sank zu einem Häufchen weicher grauer Asche zusammen.
    Dava öffnete die Augen und stand mit einer einzigen, energischen Bewegung auf.
    »Sobald die Konstellation für unser nächstes Gespräch günstig ist, werde ich es dir mitteilen.«
    Sie sah ihm in die Augen, aber sie wirkten jetzt glanzlos, verhüllt, als hätte er die Stromzufuhr zwischen ihnen beiden unterbrochen. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    »Danke … ja. Vielen Dank.« Sie stolperte aus der Tür, wurde rot vor Verlegenheit. Die Frau in dem langen Rock stand dort, und im Dämmerlicht des Flurs hätte Debbie sie fast umgerannt. Die Frau schwieg, drückte auf einen Schalter, und die Haustür schwang leise auf. Debbie stand ganz allein auf der Straße. Es nieselte.
    Verwirrt und mit leichtem Schwindelgefühl rannte sie fast die steile Straße hinunter und um die Ecke zum Biocafé, wo jetzt Frauen mit Einkaufstüten und kleinen Kinder zwei Tische besetzten und miteinander plauderten. Alles ganz alltäglich. Normal. Vor Erleichterung hätte Debbie beinahe aufgeschluchzt.
    Erst als sie den Becher mit süßem Milchkaffee und das dicke Stück Karottenkuchen fast vertilgt hatte, fiel ihr ein, dass ihr beides verboten war. Aber sie brauchte es. Sie hatte das Gefühl aufzutauen, nachdem ihr Körper eingefroren war, und das Blut floss wieder durch ihre Adern. Sie blieb in der Wärme und Freundlichkeit des Cafés sitzen, bis es Zeit wurde, den Hügel hinaufzugehen und den Bus nach Hause zu nehmen.

    Am folgenden Morgen wachte sie kurz nach acht auf und versuchte sich klar zu machen, wo sie war und was sie empfand. Als Erstes merkte sie, dass sie tatsächlich tief, friedvoll und traumlos geschlafen hatte. Sie wartete, lag ruhig wie ein Baby in ihrem warmen Kokon. Eine Viertelstunde später lag sie immer noch da, hellwach und dankbar dafür, dass der schwarze Nebel nicht wieder über sie hinweggekrochen war und den Rest des Tages ausgelöscht hatte. Sie fühlte sich etwas losgelöst, etwas seltsam, aber nicht deprimiert. Nichts in der Art.
    Zögernd stand sie auf, als könnte ein plötzlicher Schmerz oder auch nur die Bewegung die Schwärze wieder auslösen. Aber sie duschte, zog sich an, und nichts passierte.
    Sandy war in der Küche, belud die Waschmaschine.
    »Du siehst anders aus«, sagte sie sofort.
    Debbie stellte den Kessel auf und griff nach Bechern und Milch. Sie wusste nicht so genau, wie viel sie über Dava erzählen wollte, weil sie einerseits selbst noch nicht ganz durchschaute, was passiert war und was er gesagt hatte, und andererseits das Gefühl hatte, dass es sich bei allem um etwas sehr Persönliches handelte. Sie hätte ihn um Erlaubnis bitten sollen, darüber reden zu dürfen. Ihr ging auf, dass sie stärkere Anleitung für sehr vieles brauchte.
    »Geht’s dir gut?«
    »Bisschen matschig. Hab zu lange geschlafen. Aber jetzt erzähl mir erst mal, wie du die Feiertage verbracht hast.«
    Sandy berichtete zehn Minuten lang. Die Wintersonne erfüllte die Küche mit freundlichem Licht. Debbie erforschte immer wieder, wie es ihr ging, als berührte sie einen Zahn, den der Zahnarzt aufgebohrt hatte, um zu sehen, ob er noch schmerzte.
    »So, aber jetzt genug von mir«, sagte Sandy.
    Schweigend saß sie an dem wackeligen Resopaltisch, und selbst das Muster der Tischplatte, das wie ein grauer Ausschlag wirkte, sah in Debbies Augen schön aus, genau wie die abblätternde Wandfarbe und die Vorderseite der Waschmaschine und die angeschlagenen Becher am Haken schön aussahen. Dava. Das lag alles an Dava.
    »Also, es ist was passiert«, meinte sie schließlich.
    Die ersten paar Sätze kamen langsam, während Debbie versuchte, die richtigen Worte zu finden, um alles zu beschreiben und die Kraft und Wirkung und Schönheit Davas zu vermitteln, aber dann strömten die Worte wie rasch fließendes Wasser heraus, immer schneller, was er ihr über ihre Kindheit erzählt hatte, ihre Zukunft, ihren Charakter, was er für ihr inneres Selbst tun würde, ihre Hoffnungslosigkeit, ihr ganzes Sein. Sandy hörte sich alles aufmerksam an, ohne zu unterbrechen, warf Debbie gelegentlich vorsichtige Blicke zu, schaute aber hauptsächlich in ihren Becher.
    Die Sonne wanderte über die Wand hinter ihnen.
    Debbies Worte verklangen, und in der Küche wurde es still. Ihr Hals, der Spalt zwischen

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